Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Um den »Tag der Niedersachsen« 2027 bewerben

Machbarkeitsstudie zeigt Voraussetzungen und gute Möglichkeiten | Mit dem 775-jährigen Jubiläum feiern

Die Stadt Einbeck soll sich um die Aus­richtung des »Tages der Niedersachsen« (TdN) bewerben. Dafür hat sich der Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung mit deutlicher Mehrheit ausge­sprochen. Die SPD hatte die Bewerbung vorgeschlagen und dabei das Jahr 2021 im Blick. Das wäre, so das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, zwar möglich, aber mit einem großen organisatorischen Kraftakt verbunden. Empfehlenswert wäre eine Verbindung mit dem 775-jährigen Stadt­jubiläum, das 2027 gefeiert wird.

Einbeck. Zur möglichen Austragung des »Tages der Niedersachsen« ist eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden. Einbeck Marketing hat dazu mit »Raumkonzept 5« zusammengearbeitet. Das Ergebnis wurde jetzt im Ausschuss von Professor Dr. Andreas Jain und Mignon Egger vorgestellt.

Der TdN als kulturelles Landesfest über drei Tage findet seit 1981 in wechselnden Städten statt, zunächst jährlich, jetzt alle zwei Jahre, in der Regel drei Wochen vor Beginn der Schulferien. Er biete die Möglichkeit, dass die Kommune sich darstelle, zugleich soll aber auch das Land repräsentiert werden, führte Professor Jain aus. Voraussetzung in den Kommunen sei ein parteiübergreifender Ratsbeschluss. Außerdem müsse die Stadt genügend Geld bereitstellen und mit dem zuständigen Innenministerium zusammenarbeiten.

Zu organisieren sind etwa zehn »Veranstaltungsmeilen«, die sich auf einem fußläufig erreichbaren Areal befinden. Außerdem müssen 4.000 Parkplätze zur Verfügung stehen, und die Stadt muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sein. Die Besucherzahlen lagen in den vergangenen Jahren zwischen 150.000 und 320.000, wobei der Rekord 2015 in Hildesheim erzielt wurde. Die Gesamtkosten bezifferte der Gutachter auf 800.000 bis 900.000 Euro, der kommunale Eigenanteil liege bei 200.000 Euro: 150.000 Euro von der Stadt, 50.000 Euro vom Landkreis. Während in Holzminden vor einigen Jahren 500.000 Euro ausgegeben wurden, lagen die Kosten 2017 in Wolfsburg wegen eines besonderen Sicherheitskonzepts bei 1,2 Millionen Euro.

Steigerung des Bekanntheitsgrades

Mit dem TdN verbinde die Stadt als Ausrichter die Hoffnung auf Imagegewinn. Die touristische Attraktivität solle gesteigert werden, und es solle Impulse für die Stadtentwicklung geben, führte er aus. Befürchtungen ergeben sich hinsichtlich ausreichender Flächenpotenziale, zu mangelnder Bürgerakzeptanz oder dazu, dass nicht genügend Sponsoring erzielt werden kann.

Die Ausrichtung 2021 wäre möglich, aber »sehr knapp«, stellte Professor Jain fest. Er würde sich eher für einen späteren Zeitpunkt aussprechen. Es sei wichtig, dass die Leistungsträger vor Ort mitmachen wollten.

Der TdN biete die Chance, den Zusammenhalt der Bürgerschaft zu stärken, und die Zusammenarbeit in der Verwaltung könne gestärkt werden. Durch Rundfunk- und Fernsehpräsenz und die Besucher steige die landesweite Bekanntheit der Ausrichterstadt. Risiken könne man beim Thema Sicherheit oder bei den Finanzen sehen, und unsicher sei das Wetter, »aber da steckt man nicht drin.«

»Einbeck kann das stemmen«, ermutigte er zu einer Bewerbung, die Machbarkeit sehe er als gegeben an. Allerdings sollte man frühzeitig mit der Planung beginnen. Dabei sollte man sich auf ein Alleinstellungsmerkmal fokussieren.

»Zeitpunkt ab 2021 wäre vorzuziehen«

Denkbar seien drei Szenarien: Einbeck bewerbe sich nicht, dann habe man keinen Aufwand, aber auch keine Wirkung. Einbeck bewerbe sich für 2021, was grundsätzlich machbar sei, zumal es noch keine Konkurrenzbewerbung gebe. Aber der Zukunftsvertrag begrenze die freiwilligen Leistungen. Städtebauliche Maßnahmen seien eventuell noch nicht umgesetzt, ebenso die Markenbildung, und unter diesem Druck sei die Bereitschaft der Akteure nur bedingt gegeben. Und schließlich gebe es die Möglichkeit, dass sich Einbeck für einen Zeitraum nach 2021 bewerbe. Viele offene Fragen wären bis dahin geklärt, man habe ein geschlossenes Bild, die Imageeffekte seien nachhaltiger.

Zudem könne man Geld ansparen, städtebauliche Maßnahmen umsetzen und eine stärkere Bereitschaft zur Unterstützung erreichen. 2027 feiere Einbeck sein 775-jähriges Jubiläum, und das sei eine einmalige Chance, sich zu präsentieren. Zwar seien die Kosten hoch, räumte er ein, aber die Chancen würden überwiegen. Er sehe bei guter Vorbereitung gute Möglichkeiten, nachhaltige Effekte sowie einen identitäts- und imagestiftenden Nutzen: »Eine Bewerbung wäre sehr sinnvoll, aber ein Zeitpunkt ab 2021 wäre vorzuziehen.«

Alexander Kloss, SPD: Pro 2027

Alexander Kloss, SPD, dankte für die umfangreiche Studie, die den Antrag der SPD-Fraktion unterstütze. Alle Akteure und Einwohner müsse man mitnehmen bei einem so großen Ereignis, da sollte man nichts übers Knie brechen. 2027 sei ideal geeignet. Für seine Fraktion beantragte er, den Tag der Niedersachsen 2027 nach Einbeck zu holen, die Ausrichtung mit dem Stadtjubiläum zu verknüpfen und das entsprechend zu bewerben. Eine Arbeitsgruppe soll gegründet und im Verwaltungsausschuss regelmäßig über den Fortgang berichtet werden.

Hoffmann-Taufall, CDU: Vorteile hinterfragen

Aus der aufschlussreichen Studie ziehe sie andere Schlüsse, so Heidrun Hoffmann-Taufall, CDU. Der TdN sollte das Land präsentieren und für eine Stärkung des Landesbewusstseins stehen, aber nicht überall habe man die Chance auf Imagegewinn nutzen können. Die Vorteile für Einbeck seien zu hinterfragen. Man könne froh sein über viele kulturelle Highlights: Was solle denn mit dem neuen Format besser gelingen als mit denen, die man schon habe? Es werde kein Plus bei den Übernachtungszahlen geben, somit nütze der Imageeffekt nichts, wenn man keinen Mehrwert habe. Es sei viel Manpower in der Verwaltung gefordert, viel ehrenamtliches Engagement nötig, das an anderer Stelle möglicherweise abgezogen werde, und man benötige viele Sponsoren, die sich aus anderen Vorhaben zurückziehen könnten. Sie sei nicht überzeugt, dass eine Kombination mit dem Jubiläum günstig wäre.

Albert Thormann, GfE: »Wer nicht wagt...«

Die Bedenken könne er entschärfen, meinte Alexander Kloss: Es bleibe ausreichend Zeit, die Akteure einzubeziehen, und er sei überzeugt, dass es zusätzliches ehrenamtliches Engagement geben werde – für das 750-jährige Jubiläum sei es jedenfalls so gewesen. Das sei ein Fest vor allem für Einbeck und die Ortschaften gewesen, jetzt könne man ein ganzes Land auf Einbeck fokussieren. Bei der Finanzierung sei der Faktor Zeit eher nützlich. Das Fest habe landesweite Bedeutung und einige Ankersponsoren, die seit Jahren dabei seien. Wenn man sich rechtzeitig kümmere, könne man auch Unterstützer im Umfeld gewinnen. Er hätte gern ein einmütiges Signal. Wenn man feststelle, dass es Schwierigkeiten gebe, könne man immer noch einen anderen Weg gehen. Man sollte aber Zeit, Kompetenzen und Ressourcen nutzen, bevor es andere tun würden.

»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, stellte Albert Thormann, GfE, fest. Nach dem Strategiekonzept müsse man viel für Einbeck tun, und dies könne ein Schritt dazu sein. Man habe Risiken und Vorteile gesehen und sollte einen solchen Höhepunkt für Einbeck nicht verschenken, wenn man die Stadt in die Zukunft führen wolle. Allerdings halte er 2021 für zu früh, denn man müsse noch einige Projekte umsetzen.

Florian Geldmacher: Prestige für Stadtmarketing

Dennie Klose, SPD, zitierte die Bürgermeisterin mit der Forderung, »Mutiges für Einbeck wagen«: Das sei sehr passend. Wenn man fürchte, dass das Ehrenamt sich nur für eine Sache engagiere, hätte es beispielsweise auch keine Fußballweltmeisterschaft 2006 gegeben. Das Fest müsse gar nicht so riesig werden wie in Wolfsburg. Keine Stadt sei seines Wissens bisher auf den Kosten sitzengeblieben.

Er halte die Kombination für sinnvoll. Er habe selbst schon mehrmals einen TdN erlebt und positive Erinnerungen daran. Wenn man den Erfolg nur an den Übernachtungszahlen messe, müsse man alles außerhalb Einbecks in Frage stellen. Schade finde er es allerdings, dass es zwei Jahre gedauert habe, die Machbarkeitsstudie zu erstellen – der Antrag sei von 2016.

Für die Kombination sprach sich auch Einbeck-Marketing-Geschäftsführer Florian Geldmacher aus. Andernfalls müsse man nämlich überlegen, was man zum Stadtjubiläum machen wolle. Ein herausragender Botschafter Niedersachsens zu sein, das passe zu einem Jubiläum. Er sehe Prestige für Stadtmarketing und Tourismus, und es wäre sinnvoll, sich dazu etwas zu erarbeiten.

Er erinnere sich, so der Ausschussvorsitzende Walter Schmalzried, CDU, an die Einzelhandelsaktion »Ab in die Mitte«, die viel Arbeit gemacht habe, aber auch riesigen Erfolg zeigte. Man müsse nun netzwerken und mit Herz und Sinn mitarbeiten, dass das Vorhaben gelinge.

Bei zwei Enthaltungen aus den Reihen der CDU wurde der Antrag von Alexander Kloss zur Annahme empfohlen. Mitte Dezember wird das Thema im Verwaltungsausschuss sein, der Rat wird zum weiteren Vorgehen im April entscheiden.ek