Unterschiede der Generationen ausbalancieren

Führung 4.0 Thema beim Vortrag von Dr. Axel Görs beim Einbecker Lions-Club | Im komplizierten Umfeld

m3team-Vorstandsvorsitzender Dr. Axel Görs berichtete beim Einbecker Lions-Club und seinen Gästen über Führung 4.0 und über Grundsätze, die man in Unternehmen, Familien und Vereinen anwenden kann.

Einbeck. Führung verändert sich: Was früher Erfolg versprach, kommt heute nicht mehr an. Wie zeitgemäßes Führen aussieht, sowohl im Unternehmen als auch im Verein oder in der Familie, darüber hat Dr. Axel Görs jetzt beim Lions-Club Einbeck referiert. Eingeladen waren auch andere Clubs, etwa die Rotarier, sowie interessierte Gäste.

Der Referent, Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmens m3team aus Bovenden, zeigte, dass Führungsstile und -erfolge unter anderem eine Generationenfrage sind, und er erläuterte, wie man unterschiedliche Ansprüche zusammenführen kann. Um Führung müsse und wolle man sich kümmern, hieß Lions-Präsident Walter Schmalzried die Zuhörer willkommen, angefangen damit, dass man sich bemühe, das Leben ordentlich zu führen.

Die Führungslandschaft 4.0 sei komplex, stellte Dr. Axel Görs fest. Es gebe neue herausfordernde Themen. Man müsse Menschen für Werte gewinnen, mit Leidenschaft und Begeisterung. Die Werte, die prägend seien, könne man auf verschiedene Bereiche übertragen. Führung 1.0 bezeichnete der Referent als Führen über Druck: Einer wisse, wo’s langgehe. Führung 2.0 bedeute das Führen über - selbstgemachte - Regeln.

Führung 3.0 meine das Führen über Ziele; das sei der Stil von vor zehn Jahren. Führung 4.0 umfasse das Führen über Visionen. Es gebe nicht nur den, sondern die Mitarbeiter, alle seien unterschiedlich. Görs stellte verschiedene Zielgruppen vor, die sich an Geburtsjahrgängen festmachen lassen: die Babyboomer, die Jahrgänge 1955 bis 1969, die Generation X, geboren 1970 bis 1980, die Generation Y, die Jahrgänge 1981 bis 1997, und die Generation Z, geboren 1998 bis 2010.

Diese Generationen in einem Unternehmen, das könne zu Problemen führen, denn jede arbeite anders. Die Babyboomer würden strukturiert arbeiten; leben, um zu arbeiten, das sei ihr Motto. Der Aufstieg in Führungspositionen sei erstrebenswert für sie, und sie wollten ihren Erfahrungsschatz geschätzt wissen.

Die Generation X strebe nach Unabhängigkeit, sie lege größeren Wert auf Zeit als auf Geld. Sie arbeite ergebnisorientiert, was sie selbst definiere, und sie fordere Autonomie in der Arbeitsgestaltung. Die Generation Y setze auf Teamwork, das sei für sie die oberste Prämisse. Dazu gebe es eine ausgeprägte Forderung nach Privatleben, nach einem Job »9 to 5«. Bevorzugt würden projektbezogene Arbeiten, und die Arbeit müsse Spaß machen. Ständige Vernetzung sei für die Generation Z notwendig, virtuell und real. Beruf und Privatleben seien strikt abgegrenzt. Führungs- oder Karriereanspruch gebe es nicht. Arbeit sei nicht der Hauptschauplatz ihres Lebens.

Sie hätten aber auch die Sicherheit, dass der Arbeitsmarkt sie brauche. Das müsse man betrachten vor dem Hintergrund, dass alles sich wandele, Geschäftsmodelle ebenso wie Zeitgeist und Ideen: Nichts sei mehr sicher. Zudem sei alles verbunden. In dieser erhöhten Komplexität müsse man sich mit Dingen wie Fake News auseinandersetzen, mit unterschiedlichen Unternehmensbesonderheiten und -entwicklungen, aber auch mit sozialen Veränderungen und einem Wertewandel, der in Unternehmen ebenso spürbar werde wie in Familien und Vereinen.

Vereine etwa hätten keine Zugkraft mehr, und ein Statussymbol wie das Auto gelte bei jungen Menschen kaum noch etwas. Man habe mehr Interesse an Selbstoptimierung als daran, auf die Gemeinschaft zu sehen. Das alles sorge für eine nie gekannte Dynamik des Wandels. Von besonderer Bedeutung, führte Dr. Görs aus, sei die Generation Y: Im kommenden Jahr stelle sie rund 50 Prozent der Arbeitnehmer. 60 Prozent in dieser Altersgruppe legten großen Wert auf das Einkommen, 71 Prozent auf Digitalisierung.

Erwartet werde hohe Flexibilität: Home Office, Sabbitical, Flex-Zeit. Wie sich Unternehmen darauf einstellen müssten, zeige das Beispiel VW; hier geb es 242 verschiedene Arbeitszeit-Modelle. Y lege Wert auf Work-Life-Integration, Chef-Gehabe sei nicht gewünscht. Man wünsche sich Weiterbildung und sei insbesondere bereit, für werteorientierte Firmen zu arbeiten. In dieses Szenario platzierte der Referent Bilder neuer Unternehmenskommunikation, etwa von realen und virtuellen Teams, die miteinander arbeiteten.

Rahmenbedingungen wie kleine Organisation, flache Hierarchien, differenzierte Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle und flexible Raumgestaltung seien weitere Herausforderungen für Führungskräfte. Heterogene Teams verlangte zudem vielfältige Führung. Hier gelte es, die Unterschiede der Generationen auszubalancieren. Weiter erläuterte er Möglichkeiten der Führung von oben und von unten.

Für die Führung von oben müsse die Wertebasis geklärt werden. Man müsse im Dialog bleiben, auch über die Unternehmensstrukturen. Die Führungskraft müsse das unternehmerische Vorbild leben. Führung von unten setze auf die Befragung von Mitarbeitern. Führung müsse sich beurteilen lassen, ebenso wie Personal- und Potenzialentwicklung. Führung 4.0 stehe für Vielfalt, betonte der Experte: Es gehe darum, über Werte zu sprechen, sich etwas zuzutrauen, mit Fehlern positiv umzugehen, danach zu fragen, was andere begeistere und was Sinn mache.

Aufgaben, Ziele und Sinn müssten klar formuliert werden, ebenso die Nachfrage, was gerade wie weit fertig sei. Es sei wichtig, Akzeptanz zu erzeugen. Unterschiede seien normal. Aber man müsse auch Gemeinsamkeiten finden: Was begeistert alle? Das Lernen von den Jungen, etwa im digitalen Bereich, zeige, dass man sich entwickeln wolle. Hier plädierte er dafür, die digitalen Instrumente zu nutzen und offen zu sein.

Im Bereich Selbstführung sollte man sich vor Augen halten, dass das eigene Mindset, also Mentalität und Grundüberzeugungen, beschränkt sei. Eigenes Verhalten sollte man hinterfragen und zudem bedenken, dass Führung kein Privileg des Alters sei. »Wie möchtest du behandelt werden im optimalen Zusammenleben? Was stört dich, was kann man besser machen?«, diese Fragen regten den Dialog an - für mehr Vertrauen.

»Wenn es überhaupt ein Rezept für den Erfolg gibt, so besteht es darin, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen«, dieses Zitat Schopenhauers ergänzte Dr. Axel Görs schließlich um den Zusatz »... und sie danach zu befragen.« Der interessante Vortrag bot Ansätze für eine lebhafte anschließende Diskussion.

Ehren konnte der Lions-Präsident Walter Schmalzried im Rahmen der Versammlung langjährige Einbecker Mitglieder: Dr. Heinz Sander gehört dem Club seit 25 Jahren an, Dr. Kurt Quensell sogar seit 50 Jahren. Sie seien Beispiele für Treue und Impulse, und man sei dankbar für Gemeinschaft, Freundschaft und Verlässlichkeit.ek