Verschnaufen nach dem ersten harten Winterdurchgang

Mitarbeiter des Kommunalen Bauhofes waren seit dem 25. November im Einsatz / Salzlagerhalle bereits einmal geleert

Schon wieder ein knackiger Winter mit viel Schnee und Eis. Rund 800 Tonnen Salz sind bisher auf den Straßen in Einbeck »verstreut« worden, um gegen Glätte vorzugehen, das ist schon die Hälfte der im gesamten letzten Winter benötigten Menge. Seit dem 25. November waren die Mitarbeiter des Kommunalen Bauhofs bis zum vergangenen Wochenende fast ohne Unterbrechung gefordert. Das derzeit mildere Wetter gewährt eine Verschnaufpause – und die Möglichkeit, Bilanz zu ziehen.

Einbeck. Grundlage für den städtischen Winterdienst ist neben gesetzlichen Vorgaben eine Verordnung der Stadt, aus der hervorgeht, wann zu räumen und zu streuen ist: Werktags zwischen 7 und 20 Uhr, sonn- und feiertags zwischen 8.30 und 20 Uhr müssen die Straßen freigehalten werden. Das heißt nicht, dass dann mit dem Räumen begonnen wird, »sondern dann müssen wir schon einmal durch sein«, stellen der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier, der Leiter des Kommunalen Bauhofes, Thomas Kreykenbohm, und Matthias Erdmann vom Sachgebiet Tiefbau fest. Geräumt wird beiBedarf allerdings auch über diesen Zeitraum hinaus, wenn die Straßenverhältnisse es erfordern.

Räum- und Streupflicht besteht für den öffentlichen Straßenraum. Dazu zählen auch Überwege, Bushaltestellen und Fußgängerbereiche. Der Bauhof kommt in der Kernstadt sowie in Hullersen und Teilen von Salzderhelden zum Einsatz. Drei Räumfahrzeuge – zwei Unimogs und ein Lkw –, dazu vier Kleintraktoren und 18 Mitarbeiter, das steht an Mann und Material zur Verfügung. In den anderen Ortschaften sind mit insgesamt zehn Landwirten Verträge geschlossen worden, die die Aufgaben dort wahrnehmen.

Ein Streu- und Räumplan legt die Routen fest, nach denen gefahren wird. Priorität haben die Hauptverkehrsachsen, das sind beispielsweise die Altendorfer und die Hullerser Straße sowie der Hubeweg als Zufahrt zum Krankenhaus. Entsprechende Pläne gibt es auch für die Ortschaften. Wenn der Bauhof nachts draußen ist, fährt er auch die Routen außerhalb der vorrangig zu räumenden Straßen ab. An zweiter und dritter Stufe der Dringlichkeit kommen nach den Hauptverkehrs- und Durchgangsstraßen die Anliegerstraßen und Sackgassen.

Dieser Winter zeige einmal mehr, dass man mit den vorhandenen Fahrzeugen und dem Personal nicht überall hinkomme, berichtet der Bauhofleiter. Manchmal seien die Straßen zu eng oder so zugeparkt, dass die erforderliche Durchfahrtbreite von 3,50 Metern nicht gegeben sei. So habe es Anrufe gegeben, dass der parkende Wagen inzwischen weg sei, das Räumfahrzeug könne nun kommen, teilt Matthias Erdmann mit. Jede Tour werde jedoch im festen Rhythmus durchgefahren, davon könne man nicht abweichen, um Einzelwünsche zu erfüllen.

Häufig habe es in den vergangenen Wochen Klagen gegeben, dass der Schneepflug die soeben mühsam geräumten Einfahrten wieder zuschiebe. Es sei technisch leider nicht möglich, auf jede Zufahrt Rücksicht zu nehmen, so Thomas Kreykenbohm. Bei großen Schneemengen seien die Probleme allerdings kaum zu vermeiden. Ärger gebe es auch bei Wendehammern, hier sei den Mitarbeitern in den Fahrzeugen sogar schon mit der Polizei gedroht worden, oder sie wurden beschimpft, »aber irgendwo muss der Schnee doch hin«, so Kreykenbohm und Erdmann. Sollten hier Einfahrten zugeschoben werden, sei das sicher nicht beabsichtigt, es sollte eine Ausnahme bleiben, aber häufig gebe es bei den örtlichen Gegebenheiten keine Alternative – zumal dann, wenn auch Autos dort abgestellt seien. Ob Weihnachten oder Neujahr, Zwölf-Stunden-Schichten sind für die Mitarbeiter derzeit nichts Besonderes. »Das ist unser Job«, sagt Thomas Kreykenbohm. Es sei schön, dass die Räumsaison bisher ohne Unfälle abgelaufen sei; er wünsche sich, dass das so bleibe. Angesichts der hohen Belastung freue man sich über jeden schnee- und frostfreien Tag. »Allerdings haben wir jetzt Sand bestellt – um bei Hochwasser Säcke zu füllen«, umreißt er künftige neue Aufgaben.

»Unser Salzlager war schon einmal leer«, berichtet er weiter. Bisher habe man in gut einem Monat 800 Tonnen verbraucht. Das sei schon halbsoviel wie im gesamten vergangenen Winter. Begonnen wurde mit dem Winterdienst am 25. November, und bis zum letzten Wochenende, an dem überfrierende Nässe einen Einsatz erforderlich machte. So habe es eigentlich keine Pause gegeben. »Die Mitarbeiter sind jeden Tag raus, da dieser Winter ganz früh kam und bisher auch sehr intensiv war.« Salznachschub sei kontinuierlich gewährleistet, wenngleich nicht in der Menge, die man bräuchte. »Aber wir kommen über die Runden.« Man habe ein Kontingent vorgebucht, und der Lieferant bringe immerhin Teillieferungen. Benutzt wird Steinsalz mit einem Anti-Back-Zusatz. Ausgebracht wird es als mit Sole angefeuchtetes Feuchtsalz, um so eine bessere Haftung auf der Straße zu erzielen und die Wirkung zu vergrößern.

»Das bedeutet, dass wir weniger verbrauchen. Außerdem ist diese Mischung auch bei Eis beziehungsweise Eisregen wirksam.« Die Landwirte hingegen hätten die aufwändigen Geräte für die Mischung nicht an Bord, sie würden nur Salz streuen. Für die Fuß- und Radwege wird Blähton mit etwas Salzbeimischung genutzt. Es gebe zwar ein Salzverbot für Fußwege, erinnert Gerald Strohmeier, allerdings sei das Salz nötig wegen der besseren Haftung. »Vielleicht müssen wir einfach wieder lernen, besser mit dem Winter zurecht zu kommen und mit seinen Widrigkeiten umzugehen«, appelliert Gerald Strohmeier an mehr Umsicht bei Autofahrern und Fußgängern. Immerhin seien die hohen Standards im Winterdienst auch verbunden mit Kosten. Die wiederum würden durch die Gebühren gedeckt, und an dieser Schraube wolle man nicht ständig drehen.

Die Schlaglochschäden des letzten Winters sind noch nicht überall geflickt, da offenbart das Tauwetter schon wieder neue Löcher. »Die schlimmsten und tiefsten Löcher, die auch verkehrsgefährdend sind, werden so schnell wie möglich mit Wintergemisch repariert«, kündigt Matthias Erdmann an. Allerdings sei damit keine dauerhafte Sanierung möglich. Mit haltbaren Asphaltarbeiten könne man erst im Frühjahr bei wärmeren Temperaturen beginnen. »Für den Straßenunterhalt könnten wir ein Mehrfaches von dem brauchen, was uns zur Verfügung steht«, sagt Gerald Strohmeier mit Blick auf die kommenden Haushaltsberatungen. »Und wir müssen auch bedenken: Irgendwann reicht flicken nicht mehr aus.« ek