Vertrauen in die eigenen Kräfte zeigen

Führungswechsel in Einbecker Freimaurerloge: Rainer Koch folgt auf Dr. Harald Schütz

Hammerübergabe in der Einbecker Freimaurer-loge »Georg zu den drei Säulen«: Dr. Harald Schütz hat den Hammer und damit den Logenvorsitz nach acht Jahren an Rainer Koch übergeben. Koch ist in der 213-jährigen Geschichte der 1797 in Einbeck gegründeten Loge der 28. Meister vom Stuhl, der die Verantwortung für die Fortführung der alten Tradition und deren Übersetzung in die Gegenwart übernimmt.

Einbeck. Rainer Koch, geboren 1955 in Hannover, hat seine familiären Wurzeln in Lauenberg und Sievershausen, von dort stammen seine Großeltern. Sie haben sich nach dem Ersten Weltkrieg in Hannover niedergelassen,  und so wurde Koch ein »echter« Hannoveraner. Sein Lebensweg, der ihn letztlich nach Einbeck leitete, führte in »Schlangenlinien« durch Niedersachsen. Kindheit und Jugend verbrachte er in Hannover, hier waren die Eltern selbständige Kaufleute. Nach Schule, Ausbildung bei der Volksbank Hannover und Grundwehrdienst  ging es wieder zur Bank.

Dort hat er 1976 seine Frau kennengelernt. Sie haben 1980 geheiratet und freuen sich über die Entwicklung ihrer beiden Töchter. 1982 folgte der Wechsel zur Commerzbank, zunächst in Hannover, später in Göttingen und Einbeck, wo er die Filiale von 1988 bis 1991 leitete. Er war hier unmittelbar nach der Wende der Mitbegründer der Bürgerinitiative »Herzlich Willkommen«. Beruflich führte ihn der Weg weiter nach Holzminden, Hameln und ab 1995 nach Hannover. Als Bankdirektor, verantwortlich für das Firmenkundengeschäft in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, entschied er sich zu einer beruflichen Zäsur: Ein langjähriger Kunde und Freund bot ihm die Partnerschaft an.

Ein Jahr hat er überlegt und abgewogen, und nach 25 Jahren Bankkarriere ließ er sich 1999/2000 auf die Selbständigkeit ein – ein Entschluss, den er nicht bereut hat. Seither entwickelt er mit Dr. Gisbert Vogt als Vorstand der part AG, Bad Gandersheim, Gewerbeimmobilien und finanziert, investiert und realisiert Projekte bundesweit. Die Tätigkeit, sagt er, sei ihm auf den Leib geschneidert. Dabei hat der »wenig ambitionierte Golfspieler«, wie er schmunzelt, noch Zeit für die Familie und seine Arbeit in der Einbecker Freimaurerloge »Georg zu den drei Säulen«. In Einbeck hat er mit seiner Familie seinen Lebensmittelpunkt gefunden und auch weitere Projekte: Mit zwei Partnern hat er die Einbecker Senfmühle gegründet. Darüber hinaus engagiert er sich im Förder- und Freundeskreis SVG Einbeck 05 und für soziale Themen.

Aus der symbolträchtigen Welt der mittelalterlichen Bauhütten hat sich die Freimaurerei als Idee des sinnvollen Bauens und Gestaltens von Zeit und Raum entwickelt. Das umschreibt seit der ersten Großlogengründung 1717 den Lebensstil von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Bildung, Weltanschauung, Nation oder Hautfarbe, die sich »auf der Waage«, dem Symbol für die gleiche Ebene aller, brüderlich begegnen. Idealisiert hat Schiller diesen Grundgedanken in seiner »Ode an die Freude« für die Loge in Dresden ausgedrückt, und Beethoven hat ihn in seiner neunten Sinfonie vertont: »Alle Menschen werden Brüder«. Die Wirklichkeit zeigt, wie aktuell es ist, brüderlich zu denken, Trennendes zu überwinden, Verständigung zu suchen, Mitverantwortung zu übernehmen, Zivilcourage zu zeigen und Brücken zu bauen. Die Loge ist Lehr- und Übungsstätte dafür.

Was Menschen dort miteinander einüben, sollte sie stärken für die Herausforderungen des Alltags und sensibilisieren für Probleme. »Miteinander leben – miteinander auskommen«, so schlicht wäre das eigentlich. Die Weltwirklichkeit zeige aber auch, dass alle Konflikte ihren Ursprung darin hätten, dass das menschliche Miteinander nicht funktioniere, so der Gedanke der Freimaurerei. Unentmutigt projiziert sie ein Idealbild gegen die Realität und stellt Humanität in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Freimaurerische Ideale gehen davon aus, dass eigentlich ein bleibender Konsens gefunden werden müsste, über alle Religionen und Nationen hinweg. Man müsste sich auf gemeinsame Werte verständigen können, es gelte, ein gemeinsames ethisches Fundament zu finden, tragfähig für alle.

Der Mensch müsse Verantwortung für die Zustände des Daseins übernehmen, und er sollte Vertrauen in die eigenen Kräfte haben, die Zustände zum Guten zu beeinflussen. Das Bemühen um das bessere Miteinander für eine bessere Welt fange im Kleinen an, beim Ich und beim Nächsten. Was nicht im Kleinen geschehe, das geschehe auch nicht im Großen.

Niemand, sagt der Freimaurer Lessing, »kann zum Besten der Menschheit beitragen, der nicht aus sich selbst macht, was aus ihm werden kann.« Freimaurerei sei also auch die Auffassung, etwas aus sich selbst zu machen. Und sie sei das, was der Freimaurer Goethe das »geistreiche Zusammensein lebelustiger Menschen« nannte, denn das lebensbejahende positive Denken und Tun kennzeichnet die Arbeit in den Logen und bestimmt die rituelle Umsetzung der Bräuche, Allegorien und Symbole. Man könnte also Freimaurerei aus der Baukunst, aus der sie historisch stammt, in eine Kunst zu leben umdenken.oh