Viele Ideen zu Energieverbrauch und Wohnqualität

Letzte Veranstaltung zur Energetischen Quartierssanierung »Beim Hubeweg«: Vorschläge jetzt einarbeiten

Intensiv ist bei der letzten Bürgerbeteiligung an Vorschlägen für die Energetische Quartierssanierung »Beim Hubeweg« gearbeitet worden.

Einbeck. Die Entwicklung des Konzepts für die Energetische Quartierssanierung »Beim Hubeweg« geht auf die Zielgerade. In einem Bür­gerworkshop sind jetzt Ideen und Maßnahmen zusammengetragen worden, die sich die Bewohner für das Quartier für die Bereiche »Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen«, »Freiflächen und öffentlicher Raum« und »Mobilität« vorstellen können. Gemeinsam werden die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) und die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers als beauftragte Planungsbüros die Ideen einfließen lassen in das Konzept.

Start der Workshop-Reihe war im April, als sich alle Interessierten aus dem Quartier »Beim Hubeweg«, aber auch von außerhalb erstmals getroffen haben, erinnerte der Fachbereichs­leiter Bauen, Joachim Mertens. Im Mai wurde mit Experten und den beteiligten Partnern, der Stadt Einbeck, den Stadtwerken Einbeck und der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft (EWG), ein Leitbild entwickelt. Eigentümer der Immobilien im Quartier waren Ende August zum Austausch eingeladen. Vor der Zusammenstellung der Arbeitsergebnisse wünsche man sich jetzt noch Anregungen der Bewohner des Quartiers.

Der Klimawandel werde vor allem durch CO2 verursacht; seit etwa 1800 seien Klimaveränderungen nachzuweisen, die im Zusammenhang mit der Industriellen Revolution stehen würden, erläuterten die Planer. Die sogenannten Treibhausgase verursachten einen globalen Temperaturanstieg um etwa ein Grad Celsius in 100 Jahren. Neun der zehn wärmsten Jahre überhaupt seien im 21. Jahrhundert gemessen worden. Höhere Verdunstung bewirke neben Hitzewellen auch Starkregen, Trockenheit, Waldbrände und Eisschmelze – es sei damit zu rechnen, dass der Meeresspiegel bis 2100 um einen Meter ansteigen werde. Ziel der Bundesregierung sei es, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent zu senken, und dafür seien auch die Kommunen mit verantwortlich. Energetische Quartierssanierung bedeute unter anderem sinkende Energiekosten. Sinnvoll seien Maßnahmen, die den Energiebedarf senken beziehungsweise Energieeffizienz steigern würden. Auch der Einsatz erneuerbarer Energie soll vorangebracht werden. Maßgeblich bei allem, so Clemens Hedwig von PwC, sei jedoch die Wirtschaftlichkeit: Ein Vorhaben müsse sich lohnen.

»Jetzt wünschen wir uns von Ihnen Ideen, wie sich das Quartier aufwerten lässt, um den Energieverbrauch zu senken und die Wohnqualität zu steigern«, rief Patrick Güllenbeck die Teilnehmer dieser letzten öffentlichen Veranstaltung auf, sich einzubringen. Das Quartier »Beim Hubeweg« ist 24,2 Hektar groß. Es gibt 247 Gebäude – 156 in Privatbesitz, 85 im Eigentum der EWG. Rund 1.100 Menschen leben hier, etwa zwei Drittel von ihnen in EWG-Häusern. Der Bestand stammt aus den 1920er- bis 1970er Jahren, teils saniert, teils unsaniert. Ermittelt wurde der spezifische Energieverbrauch für Wärme anhand von Verbrauchsdaten, die straßenweise vorliegen. Aus der Bestandsaufnahme geht hervor, dass das Quartier ein heterogenes Bild abgibt: Teils sind die Eigentümer bei der energetischen Sanierung schon auf einem guten Weg, teils besteht hoher Bedarf.

Sanierungen würden sich lohnen mit Blick auf anschließende geringere Energiekosten. In einer persönlichen Beratung, etwa durch die Verbrauchzentrale, könnten Potenziale ermittelt werden. Beim Energieverbrauch sei das Quartier im Bundesvergleich ganz gut. Beim CO2-Ausstoß liege es wegen des von den Stadtwerken gelieferten Ökostroms unterhalb des Bundesdurchschnitts. Der Blick auf Freiflächen zeige, dass es unstrukturierte Räume gebe. Das Quartier sei nur eingeschränkt barrierefrei. Großfläche Missstände seien nicht aufgefallen. Der Zustand der Straße und Wege sei teilweise schlecht, die Freiflächen seien untergenutzt.

Um CO2-Emissionen zu senken, wäre es sinnvoll, Heizenergie zu sparen. Dichte Fenster und Terrassentüren wären dabei sinnvoll, ebenso die Dämmung von Gebäuden, aber auch der Einsatz von Solar- oder – in kleinem Rahmen – Windenergie sei denkbar, so die Anwohner. Wenn man Nachhaltigkeit erzielen wolle, müsse man die Mieter mitnehmen und finanzielle Anreize für Eigentümer schaffen. Vergünstigungen bei Handwerkerleistungen wären vielleicht ein Weg. Persönliche Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu verringern, wären beispielsweise, Autofahrten zu beschränken, mehr zu Fuß zu gehen, bewusster zu heizen und zu lüften, die Beleuchtung auf LED umzustellen Aber auch das wurde deutlich gemacht: Die Verteilung müsse gerecht sein. Wenn einem Mieter künftig mehr abverlangt werde, als er durch Verbesserungen spare, sei das nicht nachzuvollziehen, und da dürfe man auch nichts schönrechnen. Um die Nachhaltigkeit von Maßnahmen zu sichern beziehungsweise zu überprüfen, wäre ein Quartiersmanagement möglicherweise sinnvoll.

Das Konzept sieht eine Verbesserung der Wohnqualität vor, und so wünschten sich die Bewohner mehr Grünflächen. Zu wenig Parkraum wurde für die Mühlenbergstraße festgestellt, besonders in Richtung Hubeweg. Das führe mitunter zu gefährlichen Situationen. Aber es gibt auch große Zufriedenheit: »Wir finden’s bei uns total schön«, war zu hören. Ideen könnte man entwickeln für die großen Freiflächen zwischen den Häusern: Da fehle es an Bäumen und Sitzplätzen.

Wiese statt Rasen würde geringeren Pflegeaufwand und einen Gewinn für die Natur bedeuten. Lob gab es
für den Spielplatz an der Ecke Mühlenberg-/ Schützenstraße – mit der Einschränkung, dass die Grünpflege besser sein könnte.

Trist erscheinen die Hauseingänge der Mehrfamilienhäusern, und hier lassen Außenbeleuchtung, Sauberkeit zu wünschen übrig. Die Durchgängigkeit im Quartier wird in den Fußwegen durch Stufen gebremst, da wären Rampen eine Alternative. Stärkeres Augenmerk sollte man auf die Reinigung von Straßenabflüssen legen: Bei Starkregen bilde sich wegen der durch Blattwerk verstopften Gullis im Bereich des Stadions häufig ein »See« auf der Straße.

»Wie finden Sie die Mobilität im Quartier?«, auf die Frage von Thomas Hochmuth von PwC gab es überwiegend positive Antworten: Man könne viel zu Fuß und mit dem Fahrrad erledigen; einige sind wegen der guten Erreichbarkeit von Schule, Innenstadt oder Schwimmbad dorthin gezogen. Eine Busverbindung gibt es nur auf dem Hubeweg; hier gab es Kritik an den Fahrpreisen. Car-Sharing wäre an zentralen Plätzen sinnvoll, ebenso die Möglichkeit,
E-Autos zu laden. Auch E-Bike-Abstellräume an den Häusern sollte man in die Überlegungen einbeziehen. Es gebe noch gut genutzte Nahversorger, die man erhalten sollte.

»Ihre Anregungen nehmen wir mit für die Erarbeitung unserer Angebotsplanung. Ziel ist eine Weiterentwicklung des Quartiers«, versprachen die Planer. Jetzt geht es an den Feinschliff des Konzepts. Über die Ergebnisse des Projekts soll in einer der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung berichtet werden.ek