Vielseitig und feurig - eben spanisch

Göttinger Symphonie Orchester setzt Länder-Konzerte in Einbeck mit »Spanien!« fort | Solist Andreas Germek

Das Göttinger Symphonie Orchester hat unter der Leitung von Nicholas Milton und mit dem Solo-Gitarristen Andreas Germek Spanien in den musikalischen Mittelpunkt eines Konzertabends in Einbeck gerückt.

Einbeck. Vielseitig ist sie, die spanische Musik, fröhlich, aber auch ein bisschen melancholisch. Sie steht für Feuer, Leidenschaft und Liebe – und wie dabei der spontane Flamenco und ein Orchester zusammenkommen, das hat das Göttinger Symphonie Orchester gemeinsam mit Andreas Germek beim Konzert »Spanien!« in der PS.Halle unter der Leitung von Nicholas Milton unter Beweis gestellt. Die Besucher haben das vielseitige Programm, das hochkarätig präsentiert wurde, mit Begeisterung aufgenommen.

Dirigent Nicholas Milton erläuterte, dass unterschiedliche Musik aus Spanien komme beziehungsweise dass es ohne Spanien viele Kompositionen gar nicht geben würde, etwa Bachs »Sarabande«. Habanera und Bolero: Vieles hänge zusammen, und man habe ein wunderbares Programm zusammengestellt, versprach er.

Spanien stehe für Feuer, Leidenschaft und Liebe, so der Dirigent in seiner humorvollen Ankündigung, und so bildete Ballettmusik von Jules Massenet den knackigen Auftakt des Programms. Die Bandbreite der Musik stellten zwei Tänze aus »El sombrero de tres picos«, »Der Dreispitz«, von Manuel de Falla unter Beweis: einmal ein eher sanftes Stück, dann eines mit Schwung und einem fulminanten Abschluss.

»Tiempo de Flores« zeichnete Solist Andreas Germek dann, die »Zeit der Blumen« ließ er auferstehen. Der Gitarrist wurde von Pauken und Flöten, Gitarren und Streichern begleitet, Bläsern und Schlagwerk. Nach einem instrumentalen Teil ergänzte rhythmisches Klatschen das Orchester, die Gitarre griff wiederum eine andere Melodie auf als die Musiker – ein blumig buntes Bild, für das es eine Menge Beifall gab.

Emmanuel Chabriers Habanera brachte volkstümliche Klänge auf die Bühne, um zum Ende zart davon zu »wehen«. Antonio Vivaldis Concerto für Violine und Streicher war für dieses Konzert für die Gitarre arrangiert worden. Großartig harmonierte sie im Zusammenspiel mit den Streichern; das war barocke Musik in neuer Interpretation.

Olé! Zu Spanien gehören selbstverständlich Kastagnetten, und Jules Massenet hat in seinem Ballett »Le Cid« mit »Castillane«, einem typischen spanischen Tanz, dieses Instrument  in den Mittelpunkt gerückt, begleitet vom Orchester und Tamburin. Fröhlich, lebhaft und mit hohem Tempo, so präsentierten die Musiker mit einer Navarraise einen weiteren Tanz aus dem Ballett.

Mit einem Tanz für Kammerorchester von Manuel de Falla, »La vida breve«, eröffneten die Göttinger den zweiten Teil des Abends: schwungvoll, mit einem Schuss Drama.

»Gänzlich unbekannt, aber irrsinnig schön«, so charakterisierte Andreas Germek das Concertino a-Moll von Salvador Bacarisse Chinoria, woraus die »Romanze« zu hören war. Geschrieben hat der Komponist, der von 1898 bis 1963 lebte, das Stück in den 50er Jahren in Paris, wohin er vor dem Franco-Regime flüchten musste, und so war das Werk an diesem Abend Flüchtlingen gewidmet: Zarte Klänge, mächtige Streicher – die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat klang aus jedem Takt.

Nach einem Werk des Malers Francisco de Goya hat Enrique Granados 1911 die Oper »Goyescas« geschaffen; das »Intermezzo« klingt tief und leidenschaftlich, »so unglaublich spanisch«, betonte Milton. Kastagnetten kommen zum Einsatz, furiose Streicher. Das Stück zeichnet, klar und hell, einen Eindruck davon, wie man Spanien auch als Urlaubsland liebt.

Im Flamenco-Stil hat Andreas Germek »Cabalgando« komponiert, ein Titel, der das lockere Dahinreiten beschreibt. Tänzer demonstrieren bei solchen Kompositionen eigentlich, was sie können; gemächliche Rhythmen wechseln ab mit viel Temperament, was das Gitarrensolo aufgreift. Flamenco, entstanden in Andalusien im Dreieck Sevilla-Cadiz-Jerez, bringt die Musik verschiedener Völker zusammen. Für ein Orchester ist das schwierig zu spielen, denn Grundlage ist die Spontaneität – während das Ensemble sich an Noten halten muss. »Wir spielen aber hier Flamenco für Orchester«, schmunzelten Germek und Milton. Und während sonst mit Sängern, Tänzern und Gitarristen gespielt werde, sei es mit dem Orchester etwas ganz anderes.

Faul in der Sonne lümmeln, dann wieder lebhaft spielen: »Gatitos, romando el Sol en la Azotea«, eine Komposition über Kätzchen, die sich auf der Terrasse sonnen, hat Germek als Eindruck seines Lebens in Sevilla verfasst. Viel Beifalls fand dieses Stück, das mit seinen schönen klanglichen Bildern zum Eintauchen in dieses Szenario einlud.

Eine Verbeugung mit Manuel de Falla und seinem »Dreispitz« machte das Orchester zum Abschluss mit »Jota«. Wenn Musik die Seele des Publikums bereichere, dann fühle man sich geehrt, dass man diesen Abend teilen durfte, verabschiedete sich Nicholas Milton. Der kraftvolle Spannungsbogen als gelungener Schlusspunkt des Konzerts regte die Zuschauer an, eine Zugabe zu erklatschen.

Die Länder-Reihe setzt das Göttinger Symphonie Orchester am Freitag, 3. Mai, fort: Ab 20 Uhr steht in der PS.Halle Russland im Mittelpunkt. Solist ist Andrej Gorbatschow, Balalaika, die Leitung wird dann Daniel Spaw haben.ek