Was die Einbecker an ihrer Stadt gut finden

SOFI stellt Befragungsergebnisse vom Frühjahr 2021 vor | Ärztliche Versorgung, Kinderbetreuung, Bauvorhaben

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek dankte Maike Simmank, wissenschaftliche Mitarbeiterin am SOFI, für die Präsentation der Befragungsergebnisse zum Thema »Was hält uns zusammen?«

Einbeck. Einbecker leben gern in Einbeck. Sie können sich mit ihrer Stadt identifizieren, und sie finden vieles gut, was hier geboten wird. Wofür es Lob und Kritik gibt, was die Menschen zusammenhält und was das Leben von anderen Regionen unterscheidet, dazu hat das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen gemeinsam mit der Stadt Einbeck eine Befragung durchgeführt. Rund 1.100 Bürger haben daran im Frühjahr 2021 teilgenommen, die Ergebnisse wurden jetzt vorgestellt.

Das SOFI, erläuterte Maike Simmank, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut, beschäftige sich mit aktuellen Themen der Zeit. Im Rahmen einer Befragung ging es bei »Was hält uns zusammen?« um das nachbarschaftliche Zusammenleben, um Infrastruktur und lokale Bauprojekte. Was bewegt die Menschen vor Ort? Wie bewerten sie ihr gesellschaftliches Umfeld? Diese Fragen wurden gestellt und die Antworten ausgewertet. Die Befragung ist Teil des FGZ-Regionalpanels, einer bundesweiten Befragung, die vom SOFI im Rahmen des FGZ koordiniert wird. Bundesweit werden rund 50.000 Menschen aus zwölf Kommunen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Nordrhein-Westfalen befragt. Das FGZ ist ein vom Bundesbildungsministerium gefördertes Institut, das in zehn Bundesländern angesiedelt ist und die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland in den Blick nimmt. Zusammen werden die mehr als 100 Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen mit empirischen Untersuchungen und großangelegten Vergleichen Vorschläge erarbeiten, die dazu beitragen, gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen.

In der Befragung in Dörfern, Mittel- und Großstädten wurden Zusammenhänge zwischen sozialen Räumen und regionalen Unterschieden untersucht, vor gesellschaftlichem Zusammenhang und im zeitlichen Vergleich – eine zweite Befragung findet im kommenden Jahr statt. Zufällig für die Teilnahme ausgewählt wurden 3.300 Bürgerinnen und Bürger, 1.100 haben tatsächlich mitgemacht, der Rücklauf von einem Drittel sei hoch und ein gutes Zeichen, sagte Maike Simmank. In der Gruppe der Mittelstädte waren außer Einbeck auch Gladbeck, Passau und Merseburg vertreten. Zu den Großstädten gehörten Magdeburg, Hannover, Ingolstadt und Bielefeld, und im dörflichen Raum hat das SOFI in Eisdorf im Harz gefragt.

Auffällig für Einbeck war der überdurchschnittlich hohe Anteil von Älteren ab einem Alter von 65 Jahren. Unterrepräsentiert waren dagegen die 17- bis 24- sowie die 25- bis 39-Jährigen.

Die Auswertung der Ergebnisse ergab unter anderem, dass Einbeck beim Zusammenhalt einen sehr hohen Wert erzielte. Die Verbundenheit zu Einbeck war höher als beispielsweise zu Niedersachsen und Deutschland und viel höher als zur EU.

Bei der Zufriedenheit mit den Angeboten am Wohnort gab es Lob für die ärztliche sowie die Versorgung durch Apotheken. Aber auch Kinderbetreuung und die Schullandschaft wurden als gut empfunden. Weniger gut wurden Freizeitangebote für Ältere bewertet sowie die Sauberkeit im öffentlichen Raum, und es wurde ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum festgestellt. Der Vergleich mit anderen Städten zeigte, dass die Passauer beispielsweise mit der Sauberkeit in ihrer Stadt deutlich zufriedener waren. Ansonsten gebe es in Einbeck aber keine extremen Abweichungen im Vergleich zu den anderen Städten, hieß es.
In einem Einbecker Regionalteil hat die Stadtverwaltung eigene Fragen eingebracht. Schwerpunkt waren die Kommunikationsmedien der Verwaltung – mit unterschiedlichem Ergebnis. Die Website fanden danach zwar 40 Prozent der Befragten gut, ein Viertel kannte sie jedoch gar nicht. Nicht so bekannt war auch die Bürgersprechstunde der Bürgermeisterin, genau wie ihr Newsletter. Sogar 60 Prozent hatten noch nichts von »Rathaus intern« gehört.

Bei der Beurteilung von Bauprojekten gab es hohe Zustimmungswerte für die Sanierung und den barrierefreien Umbau des Alten Rathauses, die Bahnhofstoiletten in Kreiensen, die Anlegung von Blühwiesen auf Friedhöfen, die bienenfreundliche Gestaltung von Grünanlagen, die Erneuerung von Spielplätzen und den inklusiven Umbau von Grundschulen. Der geplante Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Kreiensen, die Sanierung der Stadtmauer und das Baugebiet Deinerlindenweg wurden ebenso positiv beurteilt. Weniger gut abgeschnitten haben die Sanierung der Straße Im Talmorgen in Salzderhelden und der Marktstraße in Einbeck, der zweite Bauabschnitt des Wissensquartiers und der Ausbau der Tiedexer Straße, wobei zum Zeitpunkt der Befragung die Straßenausbaubeiträge noch Thema waren.

Projektwünsche konnten die Befragten in den Ortschaften äußern. Ihnen ging es um Straßen- und Nahverkehr, Stadt- und Landschaftspflege sowie Freizeit, Kultur und soziale Treffpunkte. Weniger Bedeutung, möglicherweise bedingt durch die Altersstruktur der Antwortenden, hatte beispielsweise der Klimawandel. Kritisiert wurde die schlechte Anbindung der Dörfer an die Kernstadt und dass man sich in der Entwicklung abgehängt fühle.

Die zweite Befragungswelle soll, so kündigte es Maike Simmank an, Anfang 2023 stattfinden. Man wende sich dabei im Kern an dieselben Personen, denn es sei Teil des Forschungsansatzes, Veränderungen über einen Zeitverlauf zu beobachten. Gegebenenfalls werde die Stichprobe auch wieder auf 3.300 angeschriebene Personen aufgefüllt. Sie wünsche sich, sagte sie, dass gerade die Jüngeren sich dann stärker am Rücklauf beteiligen würden. Die gesamten Ergebnisse werden anschließend unter anderem in einem Sammelband veröffentlicht.

»Sind Sie überrascht?«, fragte Maike Simmank die Besucher der Präsentation. Und das waren einige tatsächlich. So hätte man die Beurteilung der ärztlichen Versorgung nicht so positiv erwartet. Außerdem habe die Befragung gezeigt, dass vielen ein barrierefreies Altes Rathaus wichtig sei. Die Stadtverwaltung hat unter anderem mitgenommen, dass sie ihre Angebote, mit dem Bürger in Kontakt zu kommen, besser bewerben wird.ek