Was in Ost und West auf den Straßen unterwegs war

Einbeck. »Ost trifft West« hieß es am Wochenende im PS.Depot Lkw+Bus, und das haben sich viele Eigentümer und Fans vor allem von Ost-Fahrzeugen nicht entgehen lassen. Weit mehr als 800 Besucher waren dabei, um sich die Fahrzeugschau zum 30. Jahrestag der Mauerfalls auf dem weitläufigen Gelände anzuschauen, das gut gefüllt war. Das Treffen fand überaus großen Zuspruch: Über 200 Motorräder, Pkw und Lastwagen, Oldtimer bis Baujahr 1989 und überwiegend aus ehemals volkseigener Produktion, hatten sich hier versammelt. Die Fahrer scheuten dabei auch eine weite Anreise nicht, um ihre Schätze zu präsentieren.

Austausch unter Zweitakt-Enthusiasten, Staunen über den direkten Vergleich zwischen IFA und Hentschel, Käfer und Trabant, Barkas und VW Bulli, Schwalbe und Zündapp: Dicht an dicht reihten sich die Fahrzeuge. Erinnerungen sind mit Emotionen verbunden, die wiederum setzen stark auf Sinneseindrücke, und so ließ eine leichte Zweitakt-Fahne, sobald Wartburg oder Trabant gestartet wurden, ebenso in Erinnerungen schwelgen wie der typische knatternde Klang.

Neben den Fahrzeugen, die das DDR-Straßenbild bestimmten, waren auch »Exoten« zu sehen, etwa ein Melkus, ein Sportwagen auf Wartburg-Basis, von dem nur 101 Exemplare gebaut wurden, oder ein Rovomobil mit Flügeltüren, eine absolute Rarität, gebaut auf der Basis eines VW Käfers – eine Eigenkreation, die die Stromlinienform vervollkommnet hat und den sagenhaften cW-Wert von 0,23 erreichte. Wo im Westen Hentschel, Magirus oder Unimog für Last und Kraft zuständig waren, hatte die DDR IFA oder Robur. Einige Fahrzeuge verrieten noch, wo sie einmal im Einsatz waren, etwa im VEB Getreidewirtschaft Aschersleben. Manche Enthusiasten waren gleich in Gruppen angereist: So hatten die IFA Schrauber aus Erfurt Einbeck als Ziel ihrer Herbstausfahrt gewählt.

Was man mit einem Wartburg alles erleben kann, wenn er sein angestammtes Terrain verlässt, berichteten Jörg Tissat und Frank Lucas, die im vergangenen Jahr mit »Willy«, einem Wartburg W 311 Camping, Baujahr 1957, die USA von Ost nach West und wieder zurück durchquert haben – eine Erinnerungstour für den ersten Wartburg-Motorwagen von 1898 und eine Würdigung von 60 Jahren Wartburg in den USA. Die beiden Potsdamer haben rund 15.000 Kilometer zurückgelegt, viele Motorshows und Sehenswürdigkeiten besucht, skurrile Begegnungen erlebt sowie unglaublich nette Menschen getroffen. »Willy« bleibt übrigens in Einbeck: Der PS.SPEICHER hat den weiß-grauen Kombi für seine Sammlung erworben. »Ihr könnt immer gern wiederkommen«, versicherte Stephan Richter. Dass auch West-Autos in der DDR gefahren sind, haben Björn Hermann und Dr. Rolf Mahlke im Buch »Westimportfahrzeuge in der DDR« herausgearbeitet, das sie im Rahmen eines Vortrags vorgestellt haben.

VW Golf oder Mazda 323 gehörten dazu, aber für Ministerrat oder Politbüro durfte es exklusiver sein: Zu besichtigen war ein verlängerter Volvo 264 mit Scheibengardinen. Erich Honecker setzte aber lieber auf die Franzosen statt auf die Schweden: Er ließ sich im Citroën CX chauffieren. Sehr zufrieden, gerade mit der starken Teilnahme aus dem Osten, waren die Ehrenamtlichen des PS.Depots, die die Veranstaltung gemeinsam gestemmt haben. Besucher und Teilnehmer waren begeistert, alles stimmte bis ins Detail. So gab es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch stilechte Bratwurst: Thüringer.ek