Was macht Sie, wenn Er nicht anruft?

Komödie »Mondscheintarif« im Wilhelm-Bendow-Theater sorgt für zahlreiche Lacher

Was macht eine fast mittdreißigjährige Frau bloß, wenn der Traummann nach dem ersten Sex einfach nicht mehr anruft? Um dieses Thema drehte sich alles in der kürzlich im Wilhelm-Bendow-Theater in Einbeck aufgeführten Komödie »Mondscheintarif« nach dem Roman von Ildiko von Kürthy.

Einbeck. Cora Hübsch, brilliant gespielt von Bojana Golenac, ist »dreiundreißigdreiviertel« Jahre alt und sucht einen Mann. Als sie eines Tages mit ihrer besten Freundin »Jo«, gespielt von Isabella Schmid, auf einer Preisverleihung ist, schlägt das Schicksal zu. Beim Versuch, sich mit der Arbeiterklasse in Person des Toilettenfräuleins zu solidarisiern, rennt sie Dr. Daniel Hofmann (Kenneth Huber) unsanft über den Haufen. Sofort funkt es zwischen beiden, allerdings werden sie abrupt von Daniels Begleitung, der Schauspielerin Ute »Carmen« Koszlowski (ebenfalls Isabella Schmid), gestört, die mit ihrem französischen Akzent Cora als »Trompel« beschimpft und mit »Daniii!« von dannen zieht.

Verliebt, aber niedergeschlagen vom Verlauf des Abends, helfen nur Schokolade und Champagner, um den Frust zu bewältigen. Auch die über das Telefon zugesprochenen Aufmunterungen von »Jo« bessern die Stimmung nicht. Als sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hat, ihren »Daniii!« nie wieder zu sehen, laufen sich beide in der Praxis ihres Hausarztes über den Weg, in der der Doktor die Vertretung übernommen hat. Cora gibt ihm zwar versehentlich die Telefonnummer ihrer besten Freundin, doch ist der Kontakt schnell hergestellt. Es folgt eine Verabredung in einem italienischen Lokal.

Zielstrebig, selbstbewusst und präpariert nimmt Cora das Date in Angriff. So habe sie ihr weiteres Vorgehen in strategischer Perfektion geplant und selbst mögliche Gesprächsthemen  bereits auf kleinen Karteikarten vorbereitet, verrät die Dreiunddreißigdreivierteljährige den Zuschauern. Beide lernen sich an dem Abend immer besser kennen. Gestört werden sie jedoch ständig von der italienischen Lokalbesitzerin  Marcella, die ebenfalls von Isabella Schmid gespielt wird und mit ihrem konsequenten Auftreten und dem wunderbaren italienischen Akzent für zahlreiche Lacher sorgt.

Die Vorbereitungen für das zweite Treffen scheinen zu einer Katastrophe zu werden. Nicht nur, dass plötzlich der Ex-Freund Sascha (Kenneth) vor der Türe steht, auch das Make-Up gerät zum Desaster: Die Haare sind wild zerzaust und die fruchtigen Düfte der Cremes und Lotions beißen sich miteinander. »Ich sehe aus wie Amy Winehouse auf Entzug«, klagt sie ihrer Busenfreundin beim obligatorischen Telefonat. Doch die abgeklärte Businessfrau »Jo« hat schon den richtigen Rat parat: »Lass einfach das Parfüm weg, dann könnt ihr euch den Nachtisch sparen«, rät sie ihr und gibt auch gleich einen Kleidungstipp mit auf den Weg: »Zieh bloß keinen Body an, das System verstehen Männer nicht.«

Nach einer Party ist es dann endlich soweit. Cora verbringt die Nacht bei ihrem Traummann, und es war einfach: »Alter Schwede«, teilt sie dem Publikum mit. Natürlich muss sie »Jo« sofort Bericht erstatten.Doch die Tage verstreichen, und der überschwenglichen Freude und dem Glück weichen Frustration und Trübnis, denn Daniel hat sich seit drei Tagen nicht mehr gemeldet. Cora versteht die Männer nicht mehr: »Normalerweise ist doch der Mann derjenige, der das Mammut nach Hause schleppen will.« »Verliebt sein ist wie Marketing, da gibt es keine Regeln«, tröstet »Jo« ihre Freundin.

Schließlich begegnet Cora, die gerade ihren monatealten Tannenbaum entsorgen will,  Daniel in Begleitung von Carmen im Park. Mit der Gewissheit, doch nur eine einmalige Bekannschaft des Doktors gewesen zu sein, verfällt Cora in sämtliche Stimmungen, von der »Schmerz-ausleben-Phase« bis hin zur »Nicht wahrhaben-Phase«. In einem darauffolgenden Gespräch mit Carmen findet sie jedoch heraus, dass die Schauspielerin mit dem französischen Akzent gar kein Interesse an Daniel hat.

So wendet sich für Cora schließlich alles zum Guten. Alle drei Schauspieler wussten in ihren Rollen zu überzeugen. Bojana Golenac sorgte mit der Rolle der aufgedrehten Cora ebenso für Lacher wie Isabella Schmid als »Jo«, Carmen und Marcella. Kenneth Huber gefiel in der Rolle des trübsalblasenden Ex-Freundes Sascha sowie als Doktor Daniel Hofmann. Das Einbecker Publikum honorierte diesen gelungenen und witzigen Abend mit verdientem Applaus.

thp