Weiter hohe Aufklärungsquote im Landkreis

Polizeiinspektion Northeim stellt Kriminalstatistik 2022 vor | Anstieg bei Betrugsdelikten

Die Jahresstatistik der Polizeiinspektion Northeim stellten Vanessa Pleiß-Schütte und Maren Jäschke vor.

Northeim/Göttingen. Der Landkreis Northeim gehört in der Gesamtschau und im Landesvergleich zu den sichersten Regionen in Niedersachsen. Nach Veröffentlichung der landesweiten Polizeistatistik (PKS 2022) präsentierte nun die Polizeiinspektion (PI) Northeim ihre Statistik im Detail.

Die Menschen im Landkreis Northeim lebten aus polizeilicher Sicht auch 2022 in einer der sichersten Regionen. Im Vergleich zum Jahr 2021 mit 6.479 Straftaten war im Jahr 2022 mit 6.774 Straftaten ein leicht steigendes Aufkommen zu verzeichnen. Dieses entspricht einem Zuwachs von 4,55 Prozent. Landesweit betrug der Anstieg 10,99 Prozent. Die Aufklärungsquote sank von 68,37 auf 66,30 Prozent, liegt aber weiter über dem direktionsweiten oder landesweiten Schnitt mit 63,84 und 61,73 Prozent.

Deutlicher wird die Sicherheit anhand der Häufigkeitszahl. Im Landkreis wurden 2022 731 Straftaten weniger pro 100.000 Einwohner registriert (5141 Fälle) als vergleichsweise sonst in der Polizeidirektion Göttingen.

Für den gesamten Bereich der PD Göttingen erklärte Behördenleiterin Gwendolin von der Osten: »Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen stieg die Zahl der Straftaten im Jahr 2022 um acht Prozent. Die Aufklärungsquote aus 2021 konnte nicht erreicht werden: Sie sank leicht um drei Prozent – auf 63,84 Prozent – ab, liegt damit aber noch immer mehr über dem Landesdurchschnitt.«

2022 registrierte die Polizeiinspektion Northeim 458 Fälle von sogenannter »Häuslicher Gewalt«. Es lässt sich eine leicht steigende Tendenz feststellen. Partnerschaftliche Gewalt bleibt in ihrer Erscheinungsform der »Häuslichen Gewalt« eines der Schwerpunktthemen.
Der Leiter des Präventionsteams, Polizeihauptkommissar Dirk Schubert, sagte: »Auf der Grundlage einer neuen ‘Konzeption zur Optimierung der Bearbeitung von Fällen der häuslichen Gewalt’ der PD Göttingen hat die PI Northeim ihre Arbeit auf dem Feld der Bekämpfung der häuslichen Gewalt neu justiert und ein spezielles Kompetenzteam implementiert. Eingeführt wurde in diesem Zusammenhang ein Risiko- und Hochrisikomanagement.«

Die Fallzahlen der Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung stiegen 2022 in der Region um rund 24 Prozent (181 zu 231 Straftaten). Dennoch liegt die Aufklärungsquote mit 90,4 Prozent über der landesweiten Quote von 88 Prozent, welche einer professionellen und engagierten Ermittlungsarbeit Ausdruck verleiht.

In den Bereich fallen auch Formen von Straftaten, die sich unter dem Begriff »sexualisierte Gewalt zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen« subsummieren lassen. Die Verbreitung von kinder- und jugendpornografischem Material nimmt einen Anteil von rund 30 Prozent ein. Bei nahezu 98 Prozent liegt die Aufklärungsquote. Der sich fortsetzende Anstieg der Fallzahlen ist durch nationale und internationale Kinderschutzorganisationen, aber auch Hinweisen aus der Bevölkerung zuzuschreiben. »Auch wenn sich die Ermittlungen aufgrund des Täterhandelns in der Anonymität des Internets als äußerst schwierig erweisen, arbeiten qualifizierte Mitarbeitende in einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe mithilfe moderner Software und dem Einsatz künstlicher Intelligenz akribisch«, unterstreicht Polizeirätin Vanessa Pleiß-Schütte, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Northeim.

Entgegen dem landesweiten Trend hat die Gewalt gegenüber Beamten im Einsatz zum Vorjahr um 5,80 Prozent abgenommen. 2022 wurden 65 Fälle von Widerständen, tätlichen Angriffen und Bedrohungen verzeichnet. Gewaltdelikte gegen Rettungskräfte im Einsatz sind dagegen von einem auf drei Fälle gestiegen. Maren Jäschke, Leiterin der Polizeiinspektion Northeim, verdeutlicht, dass jeder Angriff, sei es auf die Polizei, den Rettungsdienst oder die Feuerwehr, völlig inakzeptabel ist.

Die Gesamtzahl der Straftaten im Bereich der Kinder- und Jugenddelinquenz hatte 2022 einen leichten Anstieg von 4,55 Prozent. Es wurden 6.774 Taten durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende begangen. Die Aufklärungsquote sank um 2,07 Prozentpunkte auf 66,30 Prozent.

Die Leiterin des Fachkommissariats zur Verfolgung von Straftaten durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, Hauptkommissarin Miriam Dörrie, identifiziert dabei zwei Schwerpunktbereiche: Zum einen sind in 2022 im Zuständigkeitsbereich der PI Northeim die Ladendiebstähle durch junge Tatverdächtige mit 108 Fällen erheblich gestiegen. Dies ist mit zurückgehenden Einschränkungen des Pandemiegeschehens zu erklären und bleibt zu beobachten.

Zum anderen fällt auf, dass die Fallzahlen der Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung oder Bedrohung) im Schulkontext, einen 50-prozentigen Anstieg zu verzeichnen haben. 2022 wurden 84 Straftaten seitens der Schule oder im Zusammenhang mit der Schule gemeldet. Die Gewaltbereitschaft unter Schülern nimmt immer mehr zu und gleichzeitig die Frustrationstoleranz immer mehr ab. Eine Vielzahl junger Menschen hat verlernt, wie Konflikte im wahren Leben - losgelöst von der Anonymität in den sozialen Medien - ausgetragen werden. Sie müssen es erst wieder lernen.

Im Bereich der Tageswohnungs- und Wohnungseinbrüche liegen die Fälle im Landkreis im Jahr 2022 leicht über dem Vorjahresniveau. Mit 68 Taten verzeichnet die PI eine Zunahme von 19,3 Prozent (elf Fälle), wobei rund ein Drittel erfolglose Versuche waren. Somit bewegen sich die Fallzahlen weiter auf einem niedrigen Niveau. Die Aufklärungsquote ist mit 33,82 Prozent hoch. Damit ist die PI nicht nur führend in der PD Göttingen, sondern liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt. Ein Wohnungseinbruch beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl. Neben materiellen Schäden erleiden Opfer durch die Verletzung ihrer Privatsphäre nicht selten langfristige psychische Probleme. Der Prävention kommt eine hohe Bedeutung zu. Neben der Beratung durch das Präventionsteam fanden 2022 diverse Kontrollen auf Bundesstraßen und von Einbrechern bevorzugten Wohngebieten statt.

Von der Osten sagte: »Die Sprengung von Geldausgabeautomaten hat die Sicherheitsbehörden im Land 2022 stark bewegt. In unserem Zuständigkeitsbereich beläuft sich der Gesamtschaden auf etwa eineinhalb Millionen Euro.« Im Zuständigkeitsbereich der PI gab es 2022 keine Sprengung. Trotzdem bleibt man nicht tatenlos und bereitet sich professionell vor.

Die PI verzeichnet 2022 1.044 Betrugsstraftaten. Im Vergleich zum Vorjahr mit 1.034 Fällen stieg die Anzahl leicht. Ein Viertel der Taten wurden mit dem Internet begangen. Das Dunkelfeld dürfte hoch sein, da die Täter aufgrund ihrer Anonymität kaum zu überführen sind.
Auch 2022 musste die PI Straftaten zum Nachteil älterer Menschen verzeichnen. Bisher bekannte Tätermaschen, wie die Schockanrufe, finden in vielfältigen Abwandlungen weiter Anwendung. Die Fallzahlen lagen bei 314 Taten mit einer Schadensumme von rund 351.000 Euro und haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 77 Prozent der Anrufe bleiben erfolglos. Dennoch muss von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden. Die PI führt zu dieser Thematik regelmäßig Informationsveranstaltungen durch. Und rät: »Reagieren Sie mit Misstrauen, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben. Die Polizei ruft niemals unter dem Polizeinotruf 110 an.«

PI-Leiterin Maren Jäschke bilanzierte: »Die Zahlen belegen, dass die PI Northeim weiterhin für eine hohe Sicherheit und professionelle, engagierte Kriminalitätsbekämpfung steht. Bereits seit dem Vorjahr haben wir mit organisatorischen und technischen Anpassungen auf sich ständig verändernde Kriminalität reagiert und schon 2022 vieles davon umgesetzt, um für die Zukunft gut vorbereitet zu sein. Diese Prozesse dauern teils noch an, zeigen aber erste effiziente Wirkungen. Ich bin stolz, mit meinen Mitarbeitenden für einen sicheren Landkreis zu sorgen, in dem die Menschen auch weiterhin gerne und sicher leben.«ots