Weitgehend friedlicher Zug, aber ruppiges Ende

Große Demonstration durch Einbeck mit Teilnehmern aus dem linken Spektrum | Verletzte Polizisten und Teilnehmer

Ein großes Polizeiaufgebot begleitete den Demonstrationszug des linken Spektrums durch die Hägerstraße.

Einbeck. Mehrere Demonstrationen haben am Sonnabend in Einbeck stattgefunden. Anlass war der 8. Mai, der Gedanktag der Befreiung. Im Vorfeld waren ab 11 Uhr drei Versammlungen bei der Stadt Einbeck angemeldet worden.

Wie die Polizei mitteilte, gewährleisteten unter der Leitung von Polizeioberrätin Maren Jäschke, Leiterin der Polizeiinspektion Northeim, rund 300 Beamtinnen und Beamte den überwiegend friedlichen Verlauf der angemeldeten Versammlungen.

Zunächst hielt die Partei »Die Rechte« ab etwa 11.15 Uhr für 45 Minuten mit 19 Teilnehmern eine Versammlung auf dem Möncheplatz ab - mit den bekannten Vertretern und den üblichen Parolen und Drohszenarien.

Parallel meldete eine Privatperson eine spontane Gegendemonstration in der Nähe des Möncheplatzes an. Daran nahmen nach Polizeiangaben 17 Personen teil.
Im Anschluss an die Versammlung der »Rechten« kündigte einer der Versammlungsteilnehmer eine weitere spontane Versammlung unter dem Motto »Gegen linke Sachbeschädigung« an. Sie fand mit 19 Teilnehmern von 13 bis 13.30 Uhr im Bereich Grimsehlstraße/Sertürnerstraße statt.

Parallel dazu hatte sich um kurz nach 13 Uhr vom Bahnhof Einbeck-Mitte aus ein Antifa-Demonstrationszug von »161 Einbeck« in Bewegung gesetzt. Das Motto lautete »8. Mai. Der Kampf um Befreiung geht weiter«. Die Polizei sprach von 210 Teilnehmern, in einer Pressemitteilung der Organisatoren war von etwa 300 Personen die Rede. An der Ecke Beverstraße/Grimsehlstraße trafen die beiden Gruppen, getrennt durch ein starkes Polizeiaufkommen, aufeinander. Es blieb bei verbalen Attacken.

Der Zug aus dem linken- und Antifa-Spektrum hatte zunächst das Ziel Hägerstraße. Unterwegs geriet die Gruppe mehrfach ins Stocken, kurzfristig wurde die genehmigte Demonstrationsroute geändert. Anlass zum ersten Eingreifen war für die Polizei das Zünden eines Nebeltopfes in der Altendorfer Straße.

Die Passage der Hägerstraße erfolgte unter starkem Polizeieinsatz, sie verlief ohne Zwischenfälle. Nächstes Ziel war die Gleiwitzer Straße, wo es mit Bezug auf die Wohnadressen von Neonazi eine kurze Zwischenkundgebung gab. Von vielen Balkonen und Fenstern wurde das Geschehen hier gefilmt. Die letzte Kundgebung mit Wortbeiträgen fand auf dem Möncheplatz statt.

Am Bahnhof gab es kurz vor dem Ende der Demonstration noch Zwischenfälle, die von der Polizei beziehungsweise den Organisatoren der Demo unterschiedlich dargestellt werden. Die Polizei berichtete noch am Sonnabend in einer Pressemitteilung mit Bezug auf die Zündung des Nebeltopfes, dass sie Folgemaßnahmen einleiten wollte. Daraufhin sei es gegen 15.50 Uhr zu Störungen durch das Aufdrehen der Lautsprecheranlage der Versammlung gekommen; die erläuternden Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurde davon übertönt. Einer Aufforderung, die Anlage leiser zu drehen, seien die Versammlungsteilnehmer nicht nachgekommen, sodass der Lautsprecher durch die Polizei reguliert werden musste, hieß es. Im Rahmen weiterer polizeilicher Maßnahmen im Zusammenhang mit den Folgemaßnahmen sei es zu tätlichen Angriffen auf eingesetzte Polizeibeamte gekommen. Dabei wurden vier Polizeibeamte leicht verletzt.

Von den Organisatoren der Demonstration hieß es dagegen, die Polizeieinheiten aus Göttingen und Hannover »hätten etwas dagegen« gehabt, dass die Teilnehmer nach solidarischen Worten die Heimreise antraten. Die Polizei sei mit massiver Gewalt mehrfach in die wartende Menge gegangen. Grund sei das Zünden des Nebeltopfes gewesen. »Über eine Stunde« sei die Polizei immer wieder in die Menge stürmt. Es seien zehn Personen kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden. »Das Verhalten der Polizeibeamt*innen war völlig unverhältnismäßig«, so die Pressemitteilung. Es habe mehrere leicht verletzte Demonstranten und mindestens eine schwer verletzte Person gegeben.

Für den Versammlungstag bilanzierte die Polizei, dass fünf Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, drei wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und je eins wegen Beleidigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz. Außerdem gab es eine Ordnungswidrigkeitsanzeige wegen Urinierens in der Öffentlichkeit.ek/ots