Wie aus dem Fischer Simon Petrus, der Fels, wurde

Nach langer pandemiebedingter Unterbrechung: Kinderchor der Kirchengemeinde spielt »Petrus – der Jünger«

Mehr als 40 Mitwirkende haben am Wochenende bei den letzten beiden Vorstellungen von »Petrus - der Jünger« in der Einbecker Münsterkirche gesungen und gespielt. Die musikalische Leitung des Musicals hatte Kantorin Ulrike Hastedt.

Einbeck. Innerhalb von zwei Jahren wurde das Musical »Petrus – der Jünger« sage und schreibe fünfmal verschoben. Jetzt konnten die ausstehenden Aufführungen aber endlich stattfinden. In der Einbecker Münsterkirche begeisterte der Kinderchor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gleich zweimal mit der biblischen Geschichte.

Das sei, stellte Kantorin Ulrike Hastedt, die die Aufführungen leitete, fest, nun der definitiv letzte Auftritt. Dass die Mitwirkenden zwei Jahre durchgehalten haben, war den Zuschauern im sehr gut besuchten Kirchenschiff schon vor dem ersten Ton einen großen Applaus wert. Leider habe, erläuterte sie weiter, Corona doch noch einige Mitwirkende erwischt. Das tue dem Ensemble in der Seele weh, zumal auch eine Hauptdarstellerin betroffen sei. Man habe das aber lösen können.

Das Musical handelt vom Jünger Petrus und wie er von Simon, dem Fischer, zum »Felsen« wird, auf den Jesus seine Kirche baut. Zunächst ist Simon zwar beeindruckt davon, wie Johannes, der Täufer, die Menschen am Jordan in seinen Bann zieht, aber selbst mitmachen, nein, er sei »nicht der Jünger-Typ«. Nach einem erfolglosen Fischzug steigt aber »der vom Jordan«, Jesus, der sich häufig bei Johannes aufhält, ins Boot, um vom See Genezareth aus zu dem Menschen am Ufer zu predigen. Auf die eindrucksvollen Worte folgt ein erfolgreicher Fischzug. Noch immer wehrt sich Simon aber, ihm zu folgen: »Ich bin nicht gut genug für dich, Herr.«

Jesus hat Pläne mit ihm, er möchte ihn zum Menschen-Fischer machen, zu einem der zwölf ausgewählten Jünger. »Keine Frauen, hier gibt’s keine Quote«, murren die Bewohnerinnen am See Genezareth. Sie wollen auch dabei sein, können aber nur aus der Ferne verfolgen, wie Jesus »ein Wunder nach dem anderen« wirkt. Simon bleibt skeptisch, warum Jesus genau ihn möchte, um sein Reich aufzubauen und Menschen zu Gott einzuladen, sei er doch »kein einfacher Typ«, ein Hitzkopf, ein Sünder. Jesus entscheidet sich trotzdem für ihn. Bei einem Besuch bei Simon zuhause heilt er dessen kranke Schwiegermutter, »zack, kerngesund«. Wer große Wunder tue, sei stark und gut, ist Simon da überzeugt.

Aber nicht nur einmal verlieren die Jünger dennoch das Vertrauen, beispielsweise als sie mit ihren Boot in schwere See geraten und Jesus schläft: Wie kann er nur ... . Doch er stillt den Sturm, wie er den Menschen in jedem Lebenssturm zur Seite steht. Die Jünger verfolgen weitere Wunder, wie Jesus etwa mit nur fünf Broten und zwei Fischen eine Anhängerschar von 5.000 Menschen satt macht, wobei noch zwölf Körbe mit Brotresten bleiben, oder wie er auf dem Wasser geht. Das will Simon auch versuchen, und es gelingt ihm tatsächlich, zumindest so lange, bis er zweifelt – da verliert er den Halt. Als Jesus ihn hält, erkennt Simon, dass er es wirklich mit Gottes Sohn zu tun hat. Er erkennt in ihm nach einer Offenbarung des Himmels den Messias. Jesus wiederum setzt fest auf Simon: »Du bis Petrus, und auf diesen Felsen möchte ich meine Gemeinde bauen«, damit vertraut er ihm alles an.

Das Musical erzählt, wie die Jünger in kleinen Gruppen zum Beten gehen und gewiss sein können, dass Jesus dabei ist, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Sie lernen das »Vater unser«, und Petrus, Jakobus und Johannes folgen Petrus auf einen Berg, wo er leuchtet und mit Moses und dem Propheten Elias spricht. Dort hören sie von unbekannter Stimme: »Dies ist mein lieber Sohn«.

Jesus redet schließlich viel von Tod und Auferstehung, das beunruhigt die Jünger und die Frauen. Viele, so beobachten sie, seien gegen ihn. Dennoch will er zum Passah-Fest nach Jerusalem. Dort erlebt er einen phänomenalen Einzug, bevor er das Passah-Mahl mit den Jüngern feiert. Zuvor wäscht er ihnen die Füße: »Wir müssen dienen lernen«, entgegnet er Petrus, der das für Sklavenarbeit hält. Die Vorhersage, dass Petrus ihn dreimal leugnen wird, bevor der Hahn kräht, mag er gar nicht glauben, aber so tritt es tatsächlich ein – und er schämt sich sehr.

Machtlos müssen Jesu Anhänger verfolgen, wie er verurteilt und schließlich ans Kreuz genagelt wird. »Wenn Gott stirbt, wird es Nacht«, wissen die Frauen. Aber sie haben auch Hoffnung: »Er stirbt am Kreuz, und ich kann leben«, singen sie.

Petrus kommt sich verlassen vor, kein Fels, sondern nur ein Häufchen Sand, ohne alle Kraft. Er sieht Schuld und Versagen bei sich. Wie kann sein Leben nun weitergehen? Das Grab ist leer, die Frauen finden ihn nicht. Als Petrus und Thomas wieder fischen gehen, taucht Jesus auf. Sie essen zusammen, und er beauftragt sie, »seine Schafe« zu hüten. Jesus, das erfahren die Jünger nun, »lebt und liebt uns. Das ist echt der Hammer«, freuen sie sich. Petrus sieht sich als Fels und Hirte, er hat einen neuen Auftrag – und die Kraft dafür.

Die Kinder haben sich intensiv auf diese Vorstellungen vorbereitet, nachdem »Petrus« unmittelbar vor Beginn der Pandemie nur einmal in Dassel gespielt werden konnte. Neben den schauspielerischen Leistungen haben sie Texte und Melodien für die Lieder geübt, die sowohl im Chor als auch von Solisten vorgetragen wurden. In einer vielseitig nutzbaren Kulisse auf dem Hohen Chor, auf den Stufen und im Altarraum der Münsterkirche haben sie die Szenen sehr gekonnt und kreativ umgesetzt, bis hin zur Gestaltung des wogenden Meeres. Veranschaulicht wurde die Handlung durch Bild- beziehungsweise Videobeiträge.
Gespielt haben Jana Rohmeier als Petrus, Norea Re als Jesus, Karla Stück, Leonie Schmidt, Jonna Schmid-Bauer, Falk Stracke, Leevke Holzhausen, Mila Djeugo-Donkeng, Sina Hanekamp, Romi Eikenberg, Mia Hübner, Lisann Schürhoff, Samuel Pasche, Finn Hainski, Constantin Hahn, Sophie Rath-Kampe, Philine Grascha, Linus Coors, Marlene Stück, Milena Huschebeck, Laura Gerhardt, Eske Hanekamp, Ina Hübner, Amelie Kolle, Sina Hanekamp, Eske Hanekamp, Florian Klein und Niklas Thiemann. Die Choreographie hat Luise Deichmann einstudiert. Als langjährige musikalische Begleiter des Kinderchores waren wieder Ellen Wolpert, Klavier, Dimitrios Gatsios, Schlagzeug, sowie Konrad Borchardt, Keyboard, dabei. Auch ein Eltern- beziehungsweise Erwachsenen-Team war im Einsatz: Für Kostüme zeichneten Stefanie Deichmann, Katharina Grascha, Barbara Hübner und Bianca Stück verantwortlich. Kathleen Hahn, Lena Klose und Christiane Pasche waren zuständig für Bühnenbild und Requisiten beziehungsweise für Arbeiten auf und hinter der Bühne. Licht- und Tontechnik lagen in den Händen von Elias Pasche, Clemens Braun und Dominik Heßler.

Nach vielem Szenenapplaus spendete das Publikum am Ende nicht nur jede Menge begeisterten Beifall, sondern auch die Spendenkörbchen wurden gut gefüllt. Der Überschuss soll an die Katastrophenhilfe gehen, beispielsweise für die Ukraine. Wer wollte, konnte auch ein Souvenir mitnehmen, denn nach der letzten Aufführung sind die Fische aus Papier und Stoff gegen Spenden abgegeben worden, als Erinnerung an einen schönen Nachmittag, der endete mit einem »Halleluja - Gott regiert in Ewigkeit«.ek