Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung

Kindergartenneubau öffnet Weg ins »Wissensquartier«

Münstermauer-Gebäude soll ersetzt werden | Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Stadtmuseum an einem Platz

Das »Wissensquartier« wird westlich der Straße Auf dem Steinwege geplant. Neben dem Kindergartenneubau sind Verlegung, Neubau und Erweiterung von Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Stadtmuseum vorgesehen.

Einbeck. Ein Projekt geht in die konkrete Planung, die anderen Bestandteile sind noch Zukunftsmusik: Zusammen soll daraus das »Wissensquartier« im Bereich des Stadtmuseums, des Stadtarchivs, des früheren Kinderhorts und des Kindergartens Münstermauer werden.

Dafür möchte die Stadt Einbeck Fördergelder beantragen, und in diesem Zusammenhang wird das Kommunale integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEK) fortgeschrieben und angepasst. Damit hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Sanierung jetzt beschäftigt. Wie Jürgen Höper vom Sachgebiet Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung erläuterte, wolle man Anfang 2019 einen Förderantrag stellen für den ersten Baustein des »Wissensquartiers«, den Neubau des Kindergartens Münstermauer.

Im August seien dazu ermutigende Gespräche mit dem zuständigen Landesministerium geführt worden. Im »Wissensquartier«, heißt es in der Verwaltungsvorlage, sollen kulturelle Bildung und Information im direkten Lebensumfeld der Menschen bereitgestellt werden: neben dem Kindergartenneubau sind der Umzug der Stadtbibliothek dorthin, ein Neubau des Archivs und die Anbindung an das Stadtmuseum geplant.

Auch die alltäglichen Wegebeziehungen zur Kindertagesstätte, zur Schule, zur Arbeit oder in der Freizeit seien unmittelbar eingebunden. Dies bedeute eine deutliche Stärkung des Wohnstandortes Innenstadt. Das »Wissensquartier« will Ort und Raum für Begegnung und Bildung im öffentlichen Raum für alle gesellschaftlichen Gruppen schaffen. Man müsse das Vorhaben aber in eine übergeordnete Konzeption einbinden, und dafür sei das 2013/14 erarbeitete IEK geeignet. Damit soll kommunale Infrastruktur der Daseinsvorsorge entwickelt werden.

72 Projekte wurden dazu formuliert, 14 wurden als förderfähig über das Programm »Kleine Städte und Gemeinden« aufgenommen. »Das «Wissensquartier” passt in diese Förderkulisse«, stellte Jürgen Höper fest. Das Konzept für das »Wissensquartier« sieht zunächst einen Ersatzneubau für den abgängigen Kindergarten Münstermauer vor.

Er soll als Sprachkindergarten für vier Gruppen ausgebaut wird, er bekommt damit eine Gruppe mehr als jetzt, da er 75 Plätze bereithält. In einem weiteren Bauabschnitt sollen mit der Zusammenlegung von Stadtbibliothek, Stadtarchiv und einer Ergänzung des Stadtmuseums weitere Probleme gelöst werden: Es wird Fläche für das Stadtarchiv geschaffen, die Stadtbibliothek, die jetzt einen energetischen Sanierungsbedarf aufweist, bekommt einen neuen Standort, man schafft Barrierefreiheit, und es gibt die Chance zur Modernisierung beziehungsweise Neuausrichtung des Museums auf der Grundlage des in diesem Jahr vorgestellten Masterplans.

Die räumliche Bündelung der Einrichtung würde starke Synergieeffekte für die Bewirtschaftung und die Nutzer freisetzen. Wichtig sei dabei, mehrere kommunale Einrichtungen an einem integrierten Innenstadt-Standort zu versammeln. Das bisherige IEK, das unter anderem auch den Bau des Jugendgästehauses und der Multifunktionshalle, den Umbau des Alten Rathauses und die Magistrale der Baukultur/Tiedexer Straße vorsieht, bleibt dabei weiterhin gültig, es wird um die in dieser Fortschreibung erläuterten Maßnahmen ergänzt.

Für den Kindergartenneubau soll zum 2. Januar ein Förderantrag gestellt werden, bis dahin wird die Vorentwurfsplanung weiter präzisiert. Das Programm sei allerdings überzeichnet, berichtete Jürgen Höper: Das Land stelle 22 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Davon können in Niedersachsen 17 bis 20 Maßnahmen jährlich gefördert werden. Da es in Südniedersachsen bisher aber nur zwei Projekte gebe, sehe man doch gute Chancen.

Der Neubau wird ein Ersatz des 1973 errichteten Kindergartens als eingeschossiges, winkelförmiges Gebäude mit Zugang von der Münstermauer sein. Freiraum gibt es in Richtung Süden und Osten. Die Kosten werden auf drei Millionen Euro geschätzt, wobei Reserven enthalten seien. Vorgesehen sind 740 Quadratmeter Fläche. Es wird vier Gruppenräume geben, wobei eine Gruppe bei Bedarf auch für Krippenkinder eingerichtet werden kann.

Vorgesehen ist eine Putz-/Holzfassade, und das Dach könnte man eventuell begrünen. Die Planung sei im Neuen Rathaus erstellt vor; ein Gutachten über den Baugrund habe man erstellen lassen, sagte Höper. Der zweite Bauabschnitt sehe nach dem Abriss des ehemaligen Kinderhorts und des jetzigen Archivs einen Neubau mit 700 Quadratmetern Grundfläche vor. Das dreigeschossige Gebäude soll im Keller das Archiv beherbergen, für das man, nicht zuletzt wegen der aus Kreiensen übernommenen Akten, deutlich mehr Platz benötige.

Im Erdgeschoss sind neben einem Foyer/Veranstaltungsraum die Medienausleihe für die Bibliothek und der Museumsshop vorgesehen, außerdem weitere Fläche für die Bibliothek, die auch das gesamte erste Obergeschoss belegt. Das zweite Obergeschoss soll vollständig für erforderliche Büro- und Sozialräume für Bibliothek, Museum und Stadtarchiv genutzt werden. Das Museum soll über zwei Treppentrakte mit dem Neubau verbunden werden.

Ein derart großes Gebäude wäre allerdings wegen noch ungelöster Planungs- und Gestaltungsfragen an diesem Standort derzeit nicht genehmigungsfähig. Deshalb müssen weitere Abstimmungen erfolgen, und es muss das Planungsrecht geschaffen werden, beispielsweise über den aufwendigen Weg des Bebauungsplans.

Dass es sich nicht um eine kurzfristig umsetzbare Maßnahme, sondern nur um einen perspektivischen Baustein handeln kann, machen auch die geschätzten Kosten deutlich: 11,2 Millionen Euro. Dennoch sei auch dieser Plan im IEK richtig, erläuterte Höper. Die Kosten- und Finanzierungsübersicht für das Programm »Kleine Städte und Gemeinden« werde ohnehin jährlich überprüft und bei Bedarf angepasst. Das weitere Vorgehen sieht nun vor, dass der Rat die Fortschreibung des IEK am 5. Dezember beschließt und dass die Planunterlagen weiter angepasst werden.

Dann soll der Förderantrag für den Kindergarten gestellt werden. Bei der Nachmeldung für »Kleine Städte und Gemeinden« soll für 2019 außerdem auch ein erhöhter Mittelbedarf für die Multifunktionshalle angemeldet werden; eine Entscheidung dazu könnte im Sommer getroffen werden. Grundsätzlich gilt, dass das IEK und der Finanzierungsplan jederzeit bei geänderten oder neuen Maßnahmen angepasst werden können. Rolf Hojnatzki, SPD, begrüßte die Planungen.

Es sei gut, dass besprochen werde, welche Projekte förderfähig seien. Beim Kindergarten könne man den Vorschlägen absolut so folgen, über den Rest sei noch nachzudenken. Den guten Überblick, den die Verwaltung dazu gebe, lobte auch Joachim Dörge, CDU. Die Kindergartenplanungen seien nach aktuellen Vorgaben erfolgt, hieß es auf seine Nachfrage.

Ob man die weitere Gruppe für Krippen- oder Kindergartenkinder nutze, lasse sich nach Bedarf gestalten, ergänzte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Einstimmig hat der Ausschuss die IEK-Fortschreibung empfohlen. Ebenfalls befürwortet wurden die Pläne zum Neubau des Kindergartens Münstermauer, eine Förderung soll mit aktualisierten Unterlagen erfolgen. Kosten- und Finanzübersicht wurde auch zugestimmt, inklusive einer laufenden Fortschreibung.ek