Zugang zur Natur auf neuen Wegen eröffnen

Naturscouts Leinetal weihen Hörstationen am Leinepolder ein: Geschichten, Geschichte, Emotionen

Thomas Spieker, Vorsitzender der Naturscouts Leinetal, begrüßte auf der Heldenburg die Gäste der Präsen­tation der neuen Hörstationen.

Kleine Hörspiele, die die Fantasie anregen und die Lust darauf machen, mehr zu erfahren – die Naturscouts Leinetal konnten jetzt etwas für Südniedersachsen Einmaliges präsentieren: Hörerlebnisstationen, mit denen man den Leinepolder akustisch erleben kann. An sechs Stationen kann der Besucher sieben Hörspiele abrufen und so das Gebiet, seine Geschichte und die Natur unter neuen Aspekten wahrnehmen. Bei der Präsentation auf der Heldenburg, mit weitem Blick auf den Leinepolder, würdigte Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Umweltministerium, dieses Projekt und die Arbeit der Naturscouts insgesamt. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der AKB Stiftung. 

Salzderhelden. Der Vorsitzende der Naturscouts Leinetal, Thomas Spieker, sagte vor den Gästen auf der Heldenburg, man begehe einen wichtigen und herausragenden Tag. »Für uns ist das ein zentrales Projekt, es spiegelt wider, was wir tun.« Eine schönerer Platz für die Einweihung sei nicht vorstellbar. Die Sehnsucht der Menschen, Natur zu erleben, steige – die Naturscouts würden sich als Mittler zwischen Mensch und Natur sehen. Fantasie und Emotionen würden am meisten begeistern, und hier setze das Projekt an. An sechs Orten am Leinepolder könne man sieben Hörspiele abrufen und Landschaft und Natur kennenlernen, mit Geschichte und Geschichten, wobei das System noch erweitert werden könne. Er dankte allen Unterstützern, insbesondere der AKB Stiftung, aber auch weiteren Sponsoren. Auch die Heimatpfleger seien wichtig gewesen mit ihren Informationen: Unglaublich Spannendes hätten sie zu berichten gehabt, »das hat uns begeistert.« Der so entstandene Fundus an Geschichten sei groß, und es wäre denkbar, ihn auch auf anderen Ebenen zu nutzen. Gute fachliche Beiträge habe man vom NLWKN und vom Landkreis erhalten. Das Projektteam habe viel Arbeit in das Vorhaben gesteckt, und die Zusammenarbeit mit CultureCall aus Delmenhorst als verantwortlichem Unternehmen für die Umsetzung habe viel Spaß gemacht.

Es sei ein wunderbares Projekt entstanden, stellte Staatssekretär Frank Doods fest. Im Ministerium gebe es großes Interesse und Respekt für das, was hier geleistet werde, versicherte er. Die Naturscouts stünden für nachhaltige Arbeit. Das Verständnis für Natur- und Artenschutz sei gewachsen. Es sei dabei aber auch wichtig, elementare Zielkonflikte aufzulösen: Der andere brauche die Natur für seine Erwerbstätigkeit, der andere wolle zeigen, wie empfindlich die Natur sei. Es sei anspruchsvoll, das zu vereinbaren – und leicht, mit dem Finger auf die jeweils andere Seite zu zeigen. Die Naturscouts würden für den Ausgleich stehen. Wenn man ein Bewusstsein für die Natur schaffe, dann nicht am Menschen vorbei. Sein Ministerium beschäftige sich mit unterschiedlichen Themen, die polarisierten, Energieleitungsausbau ebenso wie Wölfe. Dies hier sei ein schöner Termin, denn die Naturscouts seien ins Gelingen verliebt. Engagierte Menschen hätten Partner gefunden, die mitmachen würden, und so komme eine Teamleistung zustande. Vieles müsse zusammenwirken, dass etwas so gut gelinge.

Mit ihren Hörspielstationen würden die Naturscouts neue Medien nutzen, den sogenannten Podcast. Das sei eine Möglichkeit, auch niedrigschwellig ein Naturerlebnis vor Ort zu ermöglichen und auch die »packen«, die man sonst nicht erreiche. »Wir können so die Generation nach uns für diese Themen begeistern, damit die Welt lebenswert bleibt«, machte er deutlich, denn ohne sie gehe das nicht. Sich so Jüngeren zu öffnen, sei sein sehr kluger Weg. Die Menschen könnten spannende Geschichten mit regionalem Bezug hören. »Dass wir die Naturscouts hier haben, ist ein Geschenk. Machen Sie weiter, Ansprechpartner und Mittler zu sein«, ermunterte er, die Schönheit der Natur immer wieder neu zu vermitteln.

Ohne die AKB Stiftung, die es als eine ihrer wichtigen Aufgaben ansehe, den Menschen die Natur näher zu bringen, hätte das Vorhaben nicht umgesetzt werden können. Auch das bereits bestehende Besucherleitsystem ist von ihr unterstützt worden, die Beziehung zu den Naturscouts sei gut, vertraut und bewährt, berichtete Stiftungsvorstand Michael Büchting. Mit einer Idee vom Dümmer, wo es Ähnliches schon gebe, sei Thomas Spieker auf ihn zugekommen, so etwas könne er sich auch für den Leinepolder vorstellen.

Damit stimmte man auch mit den Stiftungszielen überein. Er sei froh, dass die Umsetzung so gut geklappt habe, betonte Büchting. Dieses neue Angebot gut zu vermarkten, sei zudem eine Aufgabe für die Touristiker der Stadt. Was man an Werten und Goldstücken habe, wolle man gern zeigen. Eine Organisation lebe von Menschen, und es sei großartig, dass der Vorsitzende das Anliegen der Naturscouts so sehr lebe und vermittele. Ebenfalls großartig sei es, dass die Gruppe so verschieden und vielseitig sei – das sei als großes Plus zu sehen, und dazu könne man nur gratulieren. Mit Herzblut und Können hat Goetz Bielefeldt die Hörspiele eingesprochen. Der aus zahlreichen Fernsehproduktionen, etwa TerraX oder Auslandsjournal, bekannte Grimme- und Fernseh-Preisträger gibt dem Gesagten seine unverwechselbare Stimme. Es sei erstaunlich, wie man mit Worten gestalten könne, stellte Spieker fest. Für die musikalische Untermalung sorgte Oliver Völker, u.a. mit der Leinepoldermelodie, eigens für die Produktion geschrieben und eingespielt. Auf der Basis der Texte hat er sich zur Musik inspirieren lassen; sie läuft bei den kurzen Hörspielen im Hintergrund.

Auf unterhaltsame Weise Wissen vermitteln möchte MSI CultureCall aus Delmenhorst. Er selbst habe dabei auch einiges gelernt, schmunzelte Dennis Schulz, etwa dass Salz gar nicht unbedingt heldenhaft sei. An den Hörstationen werde gezwitschert und gezirpt: twittern mal anders, mit Nachtigall und Kiebitz. Mittels QR-Codes an den Stationen kann man über das Smartphone die Hörspiele aktivieren; alternativ gibt es eine Festnetz-Telefonnummer – 05561/9229000 – , über die man die Beiträge abrufen kann. »Sie sind damit ganz weit vorn«, stellte er fest. Außerdem gibt es die Inhalte als Texte zum Nachlesen.

Die Stationen Leinepolder, Salzderhelden, Kiebitz-Fleck, Beobachtungsturm Immensen, Geschiebesperre, Hohnstedt und Großer Vogelsee geben Informationen zur Einzigartigkeit des Gebiets, über die vielen unterschiedlichen und teilweise sehr seltenen Vogelarten, über Artenreichtum und die Geschichte der Region. »Was für die Natur gut ist, kann für den Menschen nicht schlecht sein«, heißt es an der Hörstation Leinepolder.ek