Zuhören, mitsingen, mitklatschen und applaudieren

Einbecker MusikAbend bei bestem Wetter, bester Stimmung und mit hervorragenden Künstlern

Im »Café in der kleinen Gasse« kam John Poppyseeds Stimme und Repertoire sehr gut an.

Einbeck. Der Wettergott ist Einbecker und hört gern Musik – zusammen mit vielen, vielen Besuchern. Nach diesem Sonnabend steht das fest! Je später der Abend, desto voller die Orte, an denen Live-Klängen sitzend und auch stehend gelauscht wurde. Nis Jesse und Klaus Ostermann begannen bereits vor 19 Uhr und marschierten einmal mit Dudelsack und Trommel um die Marktkirche, bevor sie am »Brauherren« begannen, das Publikum mit kubanischer Folklore, irischem Folk und Rock zu unterhalten. Und zu vorgerückter Stunde waren sie selbst beeindruckt vom »tollen Publikum«: »Wir können nicht mehr, aber wir machen noch weiter.«

Bei Songs wie «Volare« stimmten die Zuhörer natürlich mit ein, ebenso bei der gewaltigen Stimme des Göttingers Jan Finkhäuser alias »Mary’s Bard« im Zelt vom »Backpackers Inn« und seinem »I know you you know me« Später kamen noch seine Freunde vorbei, und es ging noch bluesmäßig weiter, mit Günni an den Harps – Mundharmonikas in unterschiedlichen Dur-Tonarten und Sebastian an der Gitarre. Als Trio nennt man sich dann »Blues Piraten Süd«.

Dass der Abend überhaupt stattfand, darauf stieß John Poppyseed mit den Gästen im »Café in der kleinen Gasse« an. »Keep on rocking« und »Every breath yout take« von »Police«, interpretiert mit seiner vollen Stimme in dem großen Café samt Innenhof, sprach die Jüngeren genauso an wie die reifere Jugend. Und als er gegen Ende noch »Born to Be Wild« und »Highway to Hell« brachte, stimmte das vollbesetzte Café natürlich auch hier mit ein.

Am frühen Abend strömten die Einbecker förmlich in die Stadt. Später wurde dann flaniert, von einem Veranstaltungsort zum nächsten, und man sah sich erneut. Auf dem Eulenspiegelbrunnen saß eine Gruppe schwarzgekleideter Teenies wie die »Hühner auf der Stange« und beobachtete das Geschehen – »unsere Eltern sind alle dabei.«

»Kino ist cool. So eine Gig-Location hatten wir noch nie«, stellte Dylan im »NeuDeli« fest, das kaum noch nach Baustelle aussah. Man fühle sich wohl. »Ihr doch auch?« Beifall. Für die Singer-Songwriter Luco und Dylan – 2020 im »Backpackers« zu hören – war es eine Premiere. Sie traten das erste Mal mit Schlagzeuger Felix und Bassistin Sarah auf. In der Bestuhlung blieb stets eine Reihe frei. So war der Saal unter Corona-Maßstäben voll. Die Gäste saßen in »frischen Sitzen«. 

Die Bezüge waren gerade gewaschen worden von den Harz-Weser-Werken. Walter Schmalzried, der maßgebliche Unterstützer des Projekts »NeuDeli«, berichtete, dass er seinen 70. Geburtstag im Kino gefeiert habe und dass ihm dabei die Idee zu diesem Kulturraum gekommen sei. Nur die Bühne müsse noch größer werden. Er war sehr angetan von dem Publikums-Zuspruch an dem Abend und den jungen Musikern. Vor dem Quartett, das noch »House of the Rising Sun« und »Heute hier, morgen da« als Zugaben vortrug, war die Einbecker Singer-Songwriterin Anna Kühn zu hören. Die Kino-Akustik sei »echt klasse«, stellten anerkennend zwei Zuhörer fest.

Auch im Museums-Innenhof ging die Post ab, und es wurde immer voller: »Endlich wieder live spielen zu können«, freute sich Sängerin, Pianistin und Melodica-Spielerin Eugenie Verbeurgt-Paßlick, die mit Schlagzeuger Christian Paßlick und dem Bassisten Jürgen Höper zunächst ein Herbie Hancock-Stück intonierte und dann »Dance Monkey«, bevor Eigenkompositionen folgten, zum Beispiel zur Konsumgesellschaft. Auch der französische Pop passte in diese Umgebung.

Viele aufmerksame Klassik-Fans kamen in der »Jungen Linde« auf ihre Kosten: Alle elf »Feuerwerk-Pianisten« waren hier ein- oder zweimal zu hören: Bis 20 Uhr spielten vier von ihnen Chopin, Liszt, Brahms und ein Werk des Italieners Alfredo Casella (1883 bis 1947). Um 22.15 Uhr endete der Abend mit Rachel Breens Beethoven-Sonate – sie bereitet sich gerade auf einen Beethoven-Wettbewerb in Wien vor, erklärte Gintaras Januševicius. Als die Elf sich verbeugten zum Abschluss, erhielten sie viel Beifall.

Was zudem positiv beeindruckte, waren die »Nachweis-Wächter«, die vor jedem Eingang auf die Luca-App hinwiesen oder Kontaktdaten verlangten. Hervorragend, dass dieser Abend möglich war – zum 22. Mal und erneut mit Daniel Meyer als Motor.des