Zum 2. Februar: »Lichtmeß« oder »Mariae Lichtmeß« galt als Ende der Winterruhe

Einbeck. »Wenn’s um Lichtmeß stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit« besagt eine alte Bauernregel. Zu »Lichtmeß« am 2. Februar könne das (Sonnen-)Licht schon »gemessen« werden – im Gegensatz zu der dunklen Zeit vorher. Lichtmeß galt als Ende der Winterruhe und als der Termin, nach dem die bäuerliche Frühlingsarbeit wieder beginnen sollte. Weiter wurden dann Arbeitsverträge neu geschlossen, wieder bestätigt oder auch gelost, in ländlichen und zumeist schriftlosen Gesellschaften per Handschlag.

Nach Lichtmeß sollten »die Herren« schon bei Tageslicht ihre Abendmahlzeit zu sich nehmen können. Doch hat »Lichtmeß« ursprünglich nichts mit dem (Sonnen-)Licht und »messen« zu tun, sondern »Mariae Lichtmess« ist eine »Lichter-Messe« zu Ehren Marias, ein feierlicher Gottesdienst. Die »Lichtmesse« gehört zu den ältesten Marienfesten der frühen Kirche; seit dem fünften Jahrhundert wurde es in Jerusalem gefeiert. In dem alten israelitischen Gesetz (3. Mose, 12, 1 bis 8) heißt es, dass jede Frau, die ein Kind geboren hat, zunächst als »unrein« galt, und dass sie, wenn das Kind ein Sohn war, ihn am 40. Tage zum Tempel bringen sollte (für Töchter galt eine andere Zeit), und dass sie dann nach einem Tieropfer durch einen Priester »gereinigt« werden sollte.

Der Evangelist Lukas berichtet (Kap. 2, 22 ff.), Maria sei, »als die Tage der Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren«, mit ihrem Sohn zum Tempel gegangen, »um das Opfer darzubringen«. Dort sei sie von einem »frommen und gottesfürchtigen Mann« und einer »Prophetin« mit großer Freude festlich begrüßt worden. Dieser 40. Tag, von dem »das Gesetz des Mose« schreibt, ist nach unserem Kalender der 2. Februar. Und nach dem Bericht des Evangelisten feierte die alte Kirche an diesem Tag das Fest »Mariae Reinigung«. Das Opfer des israelitischen Gesetzes, das Maria noch dargebracht hatte, wurde später durch eine Kerzenweihe (Lichterweihe) ersetzt, und der festliche Gottesdienst hieß nun »Mariae Lichtmesse« oder »Lichtmeß«. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) ist die offizielle Bezeichnung »Darstellung des Herrn«.

Das Fest hat also eine komplizierte Geschichte: Ein jüdisches Kultgesetz aus dem Alten Testament wird in einem Bericht des Neuen Testaments angeführt und dort angewandt; daraus entsteht ein Marienfest der alten Kirche, das zunächst »Mariae Reinigung« hieß, dann nach den geweihten Kerzen »Lichtmesse« genannt wurde und heute die kirchliche Bezeichnung »Darstellung des Herrn« (im Tempel) trägt. Daneben steht die volkstümliche Umdeutung von der »Messe« zum »messen« des (Sonnen-)Lichtes, was letzlich wohl auf einer sehr alten (noch vorchristlichen (?)) Sonnenkult deuten mag: Der Lauf der Sonne bestimmt den Jahresrythmus und legt besondere Tage im Jahreslauf fest.D.A.