Milchbock vor dem alten Kalthaus

Heimatmuseum in Ahlshausen um ein Exponat reicher / Dank an Siegfried Dietrich und Edwin Losch

Ahlshausen/Sievershausen. Der Kulturverein Ahlshausen/Sievershausen bedankt sich bei den Erbauern des neuen Milchbockes vor dem alten Kalthaus. Ortsheimatpfleger Siegfried Diedrich und Edwin Losch haben das Heimatmuseum um ein Exponat reicher gemacht. Eines, das auf einen ganz wesentlichen Wandel im Leben der beiden Dörfer hinweist.

Der Milchbock, nicht nur in unseren Dörfern ein Relikt aus vergangener Zeit, wurde zum Beispiel auch in Westerhof erneut aufgebaut. Hier in Ahlshausen fügt er sich nun folgerichtig in ein Ensemble mit dem ehemaligen Kalthaus ein. Beides sind Zeugen einer vergangenen Epoche, in der Gemeinschaft/Genossenschaft nicht nur ein Wort war, sondern auch im Alltag gelebt wurde.

Als es noch keine Molkereien in den Dörfern gab, mussten die Milchviehalter ihre Milch selbst verarbeiten. Die meisten Bauersfrauen butterten selbst. Die Milch wurde in Tongreppen gefüllt und so lange stehen gelassen, bis sich der Rahm abgesetzt hatte. Dieser wurde dann in ein Butterfass (in der Heimatstube zu besichtigen) gefüllt und zu Butter geschlagen, welche man im eigenen Haushalt verbrauchte. Nur ein kleiner Rest kam zum Verkauf.

Molkereigenossenschaften

Um die Jahrhundertwende wurden in Ahlshausen, Sievershausen und Rittierode Molkereigenossenschaften gegründet. Zweck der Genossenschaft war die professionelle Verarbeitung der von den Genossen gelieferten Milch. Der Betrieb in der Molkerei wurde von einem angestellten Molkereiverwalter geleitet, Vorstand und Aufsichtsrat setzte sich aus den Reihen der Mitglieder zusammen. Die Butter und der Quark, die nicht von den Bauern zurückgenommen wurden, kamen zum Verkauf. Der Erlös wurde dem Konto der Genossenschaft gutgeschrieben. Das »Restprodukt« (Molke und Buttermilch) wurde von den Bauern ans Vieh verfuettert.

Nachdem die Molkereien in Rittierode und Sievers-hausen geschlossen wurden, musste die Milch nach Ahlshausen transportiert werden. Seit dieser Zeit wurden Milchfuhrleute mit dem Anliefern der Milch beauftragt. Die Fuhrleute waren in Sievershausen Karl und Heinrich Beck, in Rittierode Meyer und Kahle und in Ahlshausen Albert Koch und in der Folge Karl Baumbach.

Der Milchbock

Jeder Molkereigenosse musste einen Milchbock vor seinem Hof an die Straße bauen. Täglich, gegen 6 Uhr morgens wurde die Milch in Kannen auf dem Milchbock zum Abholen bereitgestellt. Bei jedem Wetter waren die »Milchfahrer« unterwegs, sie lieferten die frische Milch in der Molkerei ab und luden die leeren Kannen und die mit der Buttermilch zum Rücktransport auf.

Ende 1968 wurde auch in Ahlshausen der Molkereibetrieb eingestellt. Die von den damals 66 Genossen produzierte Milch musste nun in die größere Molkerei nach Kreiensen geliefert werden.

Dazu war dann auch eine größere Zugmaschine für den Transport nötig. H. Meyer und F. Teutsch übernahmen nun die Milchlieferung aus den Dörfern nach Kreiensen. Nach nur acht Jahren war auch hier der Betrieb »unrentabel« geworden und damit die Schließung der Molkerei unausweichlich.

Der Milchbock verliert seine Funktion :

Ab 1977 wurde die Milch von einem Tankwagen abgeholt und nach Markoldendorf gebracht. Auch diese Molkerei wurde 1992 geschlossen. Danach wurde erst zum Hansano Milchhof in Alfeld geliefert und in der Folge nach Göttingen und zuletzt nach Isernhagen bei Hannover. Die Milch musste auf drei Grad Celsius herunter gekühlt werden und wurde nur alle zwei Tage abgeholt. Um die Kühlkette einzuhalten, mussten die Bauern kostspielige Kühlanlagen anschaffen. Als letzter Milchbauer schaffte Familie Bretschneider die Kühe ab. Heute gibt es keine Milchkuh mehr in Ahlshausen-Sievershausen.

Wozu solch ein Milchbock im Dorfleben außerdem diente:

Der Milchbock wurde meistens von mehreren Nachbarn geteilt. Die vollen Kannen mussten um 6 Uhr morgens gebracht und die leeren gegen 10 Uhr wieder abgeholt werden. So hatte man einen Ort, an dem man sich grüßen und austauschen konnte, ohne den »Arbeitsplatz« zu verlassen.
Für die Jugend war es ein »unverfänglicher« Treffpunkt. »Wenn ich in den Ferien in Ahlshausen war, setzten wir uns oft abends auf den Milchbock und es dauerte nicht lange, dann fuhren auch schon die Jungs mit ihrem Moped oder Fahrrad vorbei, schauten und kamen auf ein »Gespräch« zurück« berichtet eine heute 64 jährige Dame.

Brigitte Teutsch-Eberhard / *Quelle: Ahlshausen-Sievershausen Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart II, Hrsg. Kulturverein und Ortsrat, 2000red

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