Luthereichen schmücken Wüstung

Nahe der ehemaligen Grasborner Kirche oberhalb von Hilwartshausen | Aktion von Landesforsten und Kirche

Hilwartshausen. Der Wald ist nicht nur Holzlieferant, sondern auch in vielerlei Hinsicht Energiespender. Das wurde jetzt am »Tag des Waldes« (21.März) deutlich. Kirchenvertreter und Forstleute pflanzten zwei sogenannte Luthereichen an der ehemaligen Grasborner Kirche bei Hilwartshausen. Das Niedersächsische Forstamt Dassel lud im Lutherjahr 2017 zur Pflanzaktion in das Revier Hilwartshausen ein.

Dort, wo im Mittelalter die Grasborner Kirche und eine Ortschaft standen, hat der Wald die von Menschen aufgegebene Siedlung zurückerobert. Ziel der Niedersächsischen Landesforsten und der Kirchengemeinden von Dassel, Lauenberg und Hilwartshausen ist es, die Vergänglichkeit von Wald und menschlicher Kulturlandschaft aufzuzeigen. »Das Wechselspiel von Wald und Wüstung im Solling passt zur wechselvollen Geschichte der Reformation«, sagte Pastor Martin Possner.

Thomas Reulecke, Leiter des Forstamtes Dassel, hob die nachhaltige Wirtschaftsweise der Forstwirtschaft heraus. In Niedersachsen gebe es mehr als eine Million Hektar Wald. Und unter dem Motto »Unser Wald tut dir gut« beteilige sich die deutsche Forstwirtschaft bundesweit mit zahlreichen Aktionen am »Tag des Waldes«. Pastor Possner pflanzte zusammen mit Bürgermeister Gerhard Melching und weiteren geladenen Gästen zwei mannshohe Luthereichen an die Wüstung.

Possner bekräftigte, dass Bäume länger blieben als Menschen. Im vergangenen November wurde am Pfarrhaus in Lauenberg eine Luthereiche gepflanzt, ebenso an der Kirche Sievershausen. Um die Pflanzung von Lutherbäumen ranken sich vielerlei Legenden. Die wohl älteste ist die, dass in Wittenberg an dem Ort eine Eiche gepflanzt wurde, an dem Martin Luther im Jahr 1520 öffentlich die päpstliche Bannandrohungsbulle, die den endgültigen Bruch mit dem Papst in Rom symbolisierte, verbrannt hat.

Seitdem werden am Tag der Reformation oder in zeitlicher Nähe Luthereichen gepflanzt. Die meisten heute noch existierenden Luthereichen wurden 1833 anlässlich des 400. Geburtstags von Luther gepflanzt - beispielsweise wurde 1883 auf dem Dasseler Kirchplatz eine Linde. Bäume, fuhr Possner fort, seien ein Stück Lebenskraft. »Bäume pflanzt man in Friedenszeiten, im Krieg wird abgeholzt.«

Der Baum stehe als Verbindung zwischen Himmel und Erde, mit seinen Wurzeln sei er fest gegründet, und die Menschen könnten an ihm hochschauen, in den Himmel. Der Blick werde geweitet. Der Baum überdauere Generationen. Wer Bäume pflanze, denke nicht an sich. Kirche und Landesforsten würdigten mit der Baumpflanzung gemeinsam ein epochales zeitgeschichtliches Ereignis in der Person von Martin Luther - dass der Schutz der Natur und des Lebensraumes von existenzieller Bedeutung sind.

Possner stufte die Luther-Eichen-Pflanzung als Zeichen für Frieden, Hoffnung und Leben ein. Der 21. März wurde erstmals 1971 Jahren von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) als »Tag des Waldes« ausgerufen. Dies geschah als Reaktion auf die globale Waldvernichtung. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder noch rund 30 Prozent der Erdoberfläche.

Während sich – ausgehend von Deutschland – seit über 300 Jahren eine nachhaltige Forstwirtschaft in vielen Teilen Europas etablierte, ist die Sorge um die Regenwälder groß, die nach wie vor durch Raubbau und Klimawandel bedroht sind. Ende des Jahres 2012 wurde dann auf Beschluss der Plenarsitzung der UN-Generalversammlung der traditionelle 21. März eines jeden Jahres zum »Tag der Wälder« auf internationaler Ebene erklärt. Dieser Welttag der Forstwirtschaft soll die Wichtigkeit aller Arten von Wäldern und ebenso der Bäume außerhalb von Wäldern betonen und würdigen.sts