Mehr Lebensqualität statt Müll-Tourismus

Grüne präsentieren Ergebnisse aus der Akteneinsicht zur Asche-Deponie bei Wangelnstedt

Dassel. Im Rahmen einer gut besuchten öffentlichen Veranstaltung berichteten Jürgen Jackisch-Theisen und Werner Richter vom Ortsverband der Dasseler Grünen über die Ergebnisse ihrer Recherchen beim Gewerbeaufsichtsamt (GAA) in Braunschweig. Sie hatten dort zweimal Einsicht in die Behördenakten zum Betrieb der Aschedeponie Lüthorst/Wangelnstedt genommen. Der Arbeitsaufwand sei an einem Tag nicht hinzubekommen gewesen, da der Beginn der Deponiegeschichte in der Endzeit der damaligen Albrecht (CDU)-Landesregierung und noch kurz vor dem Mauerfall liege. Die Grünen haben sich einen weiteren Termin zur Akteneinsicht genehmigen lassen.

Nach Aktenlage habe es von Beginn an Auffälligkeiten beim Gehalt an Bunt- und Schwermetallen gegeben, erläutern die Grünen. Leider bestanden damals noch nicht die heutigen technischen Möglichkeiten zur Vermeidung und Einrichtungen zur Analyse von Schadstoffen wie Dioxinen und Furanen, so dass diese wichtigen Parameter erst später in das vorgeschrieben Untersuchungsprogramm aufgenommen worden seien. Für 1990 und 1993 seien allerdings recht hohe AOX-Werte im Sickerbrunnenwasser gemessen worden (AOX = adsorbierbare organisch gebundene Halogene, zu denen auch Dioxine und Furane gehören).

Gezielte Untersuchungen auf diese Stoffe erfolgten jedoch erst ab Ende 1995, nachdem in einem VW-Kraftwerk auch Altöl, Altreifen, Klärschlamm und Lackgranulat mitverbrannt werden durften. Nachweisbar waren damals verschiedene Dioxine und Furane, zwar in geringer Menge, doch für diese Stoffgruppen gebe es keine Grenzwerte, da sie wegen ihrer hohen Giftigkeit generell als umweltschädlich eingestuft seien, erläuterten die Grünen. Anfang 1997 sei dann der erste Nachweis von TetraCDD aktenkundig geworden. »Hierbei handelt es sich um das Seveso-Dioxin, die giftigste Substanz, die je von Menschen hergestellt worden ist. »Daher muss sichergestellt werden, dass sich hinter den erhöhten AOX-Werten aus den früheren Jahren nicht ebenfalls schlimme Sachen verbergen«, so Richter.

Die Aussagekraft der routinemäßigen Proben des Deponieguts relativierten sich allerdings dadurch, dass immer nur Mischproben analysiert wurden und werden, die alle 5.000 Tonnen je Anlieferer aus den Einzelproben der LKW-Ladungen hergestellt werden. Das eingelagerte Material sei jedoch, im Gegensatz zu den Analyseproben, im Deponiekörper nicht durchmischt. Der Deponiekörper bestehe vielmehr aus einem Mosaik einzelner Chargen und sei nicht homogen strukturiert. Nach den Recherchen der Grünen bestand anfangs lediglich eine Genehmigung zur Aufnahme von Aschen aus den zwei VW-Kraftwerken in Wolfsburg und dem Gemeinschaftskraftwerk Hannover-Stöcken (Steinkohle-Kraftwerke).

Seit Januar 1992 können jedoch auch Abfälle aus weiteren 20 Kraftwerken zwischen München und Neumünster abgelagert werden, darunter das Chemiewerk Hüls. Später kamen immer mehr Kraftwerke hinzu, so dass inzwischen Genehmigungen für mehrere Dutzend bestehen, darunter auch für das Braunkohlekraftwerk Kassel. »Der dreidimensionale Flickenteppich wurde also immer größer«, meint Richter dazu. »Beständig gibt es auch Probleme mit der Deponie-Dichtigkeit«, ergänzt Jackisch-Theisen. Die Wasserdurchlässigkeit der einzelnen Chargen schwanke sehr stark und sei 1994 auch den Behörden aufgefallen. Der Gutachter aus dem Genehmigungsverfahren wurde nochmals bemüht und stellte fest, dass ursprünglich zwar allgemein ein »guter« Durchlässigkeitswert angestrebt war, die praktisch immer wieder auftretenden Werte »noch hinreichend« seien. »Hier wurde also von einer 2 auf eine 4- abgewertet«, kommentiert Richter. »Das reicht in der Schule gerade so eben noch für die Versetzung.«oh

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