Start der Dommusiken

Am Sonnabend, 25. März | Nächtliche Klagegesänge

Bad Gandersheim. Am kommenden Sonnabend, 25. März, werden um 17 Uhr die 38. Gandersheimer Dommusiken mit einem Konzert des Marais-Consort im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche eröffnet. Unter dem Titel »nächtliche Klagegesänge für ein Nonnenkloster« sind Werke für zwei Soprane und Continuo zu hören.

Die französische Musik des 17. und 18.Jahrhunderts gilt im Vergleich zur Musik anderer Nationen als dem Höfischen, dem Zeremoniellen, dem Formalen am meisten verbunden. In der Auseinandersetzung der Komponisten mit dem Tod und der Endlichkeit des menschlichen Lebens finden sich aber immer wieder die Transzendierung und Verfremdung der Formen.

Diese Spannung zwischen Formalem und Subjektivem ist ein zentrales Element des französischen Lamento: das Manieristische im Gewand der strengen Form - Leben, Tod und Erlösungssehnsucht. François Couperin komponierte seine »Leçons de ténèbres« für ein Nonnenkloster. Musikausübung spielte aber schon in den italienischen Frauenklöstern der Renaissance eine wichtige Rolle.

Junge Frauen der Oberschicht gingen ins Kloster und widmeten sich dort der Komposition, dem Instrumentalspiel und dem Gesang und erreichten bisweilen hochvirtuose Fähigkeiten. Ihr weit über die Grenzen hinaus reichender Ruhm führte im Bereich der Künste zu einer gewissen Öffnung der Klöster für ein städtisches Publikum. In dieser Tradition stehen auch die Auftragswerke Couperins, auch sie stellen höchste Ansprüche an die ausführenden Sängerinnen.

Von den ursprünglich neun Leçons wurden drei 1714/15 gedruckt, der Rest muss als verloren gelten. Die erhaltenen Leçons sind für die Trauermetten in der Nacht des Karmittwoch gedacht, daher die Wahl der Texte. Couperin wählt eher strenge Formen: ein immer wieder auftauchender gehender Bass erinnert an Monteverdis Marienvesper und hält das Geschehen symbolisch zusammen; seine Rezitative sind nicht eigentlich frei vom Metrischen, die Verzierungen sorgsamst vorgeschrieben.

Aber die Wahl der Ornamente, die expressive Harmonik und spezielle Sprachbehandlung machen diese Musik tief beeindruckend. Gleichzeitig ist die Aufführung derselben durch ihre artifizielle Stilistik dem hochqualifizierten Spezialisten vorbehalten. Dadurch bleibt sie aus sich selbst heraus in ihrer Ursprünglichkeit erhalten und wirksam.

Die Ausführenden sind die Sopranistinnen Margaret C. Hunter und Christine Maria Rembeck, Ingelore Schubert, Cembalo, und Hans-Georg Kramer, Viola da Gamba und Leitung. Bereits acht Tage später wird das ursprünglich geplante Eröffnungskonzert, welches aus Krankheitsgründen auf Sonntag, 2. April, ab 17 Uhr verlegt werden musste, mit Chor- und Orgelmusik der Reformation zur Aufführung kommen.

Unter der Leitung von Martin Heubach singt die »Capella Vocale« Gandersheim vorwiegend doppelchörige Werke von Grothusius, Praetorius, Eccard, Hassler, Lassus, Schein, Scheid und Schütz. KMD Dr. Friedhelm Flamme, der auch neuer Vorsitzender des Trägervereins Concerto Gandersheim ist, wird Werke von Kotter, Scheidemann, Praetorius, Buxtehude und Bach an der Mühleisenorgel spielen. Die Capella Vocale feiert mit diesem Konzert ihr 35. Gründungsjubiläum. Karten für alle Konzerte gibt es unter 05382/981612 oder unter www.dommusiken.de.oh

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