Roswitha-Ring 2016 geht an Franziska Becker

Verleihung vor dem Gandersheimer Dom | Auch offizielle Verabschiedung von Intendant Christian Doll

Bürgermeisterin Franziska Schwarz (links) überreichte den Roswitha-Ring 2016 an Schauspielerin und Musical-Darstellerin Franziska Becker.

Bad Ganderheim. Am letzten Spieltag der 58. Gandersheimer Domfestspiele zeichnete die Stadt Bad Gandersheim traditionsgemäß eine Schauspielerin des Festspielensembles für ihre herausragenden künstlerischen Leistungen der Spielzeit aus. Roswitha-Ring-Preisträgerin 2016 ist Franziska Becker, die ihr Publikum als Milady de Winter im Musical »Die drei Musketiere« und als Charlotta Iwanowna in »Der Kirschgarten« auf der Festspielbühne verzaubern konnte.

Zudem wurde im Rahmen der Preisverleihung auch Intendant Christian Doll von der Festspielleitung, der Stadt Bad Gandersheim und dem Ensemble offiziell verabschiedet. Doll wird die künstlerische Leitung der Freilichtspiele Schwäbisch Hall übernehmen. Sein Nachfolger in Bad Gandersheim wird der Schweizer Regisseur Achim Lenz. Sichtlich gerührt und überwältigt zeigte sich Franziska Becker nach der Verkündung des Ergebnisses der Publikumsabstimmung durch Bürgermeisterin Franziska Schwarz.

Seit vielen Jahren ist Becker in großen Rollen an den wichtigsten deutschsprachigen Musicalhäusern und Theatern zu erleben. Bei ihrem ersten Engagement in Bad Gandersheim überzeugte sie sowohl in einem Musical als auch in einem Schauspielklassiker: In »Die drei Musketiere« übernahm sie die Rolle der intriganten Milady de Winter, die alle Mittel in Bewegung setzt, um sich von einem dunklen Fleck aus ihrer Vergangenheit reinzuwaschen - eine Rolle, die es ihr erlaubte, in großen Pop-Nummern ihre außergewöhnlichen gesanglichen Fähigkeiten zur Schau zur stellen.

In Anton Tschechows »Der Kirschgarten« zeichnete sie die Gouvernante und Zauberkünstlerin Charlotta Iwanowna als Außenseiterin mit intensiven Sehnsüchten. In seiner Laudatio berichtete Intendant Christian Doll von seiner ersten Begegnung mit ihr im Schauspielensemble der Wuppertaler Bühnen vor über 15 Jahren. Bereits damals habe er zu ihr aufgeblickt und mit Respekt verfolgt, wie sie mit größtem Engagement und gleichzeitig größter Gelassenheit alle Herausforderungen als Schauspielerin angehe.

Er bewundere Franziska Beckers intensive Bühnenpräsenz, die es ihr erlaube, »einfach mal was hinzustellen«, aber auch ihre Fähigkeit, das Publikum in die Abgründe ihrer Figuren blicken zu lassen. Vor der Verkündung der Preisträgerin nutzten Vertreter der Festspiele, der Stadt und des Festspielfördervereins die Stunde, um sich offiziell von Christian Doll zu verabschieden. In seiner Laudatio würdigte Uwe Schwarz, Aufsichtsratsvorsitzender der Gandersheimer Domfestspiele, den großen Einsatz, den Doll für die Festspiele an den Tag gelegt habe.

Besonders stellte er die erfolgreiche Zuschauerbilanz mit jährlich über 50.000 Besuchern und einer Gesamtzahl von 270.000 Besuchern in fünf Jahren heraus, aber auch die hervorragenden Kritiken für seine Produktionen und die zahlreichen neu eingeführten Veranstaltungen. Dazu zählten insbesondere die stark ausgebaute Jugendarbeit, die Musiktheater-Uraufführungen, die Einführung eines Theaterumzugs, die Vergrößerung der Wintergala sowie der Umfang und die Qualität des Rahmenprogramms.

Gemeinsam mit dem Kaufmännischen Geschäftsführer Stefan Mittwoch und dem designierten Intendanten Achim Lenz schloss er mit Doll auf der Festspielbühne einen symbolischen Vertrag, dessen Ziel eine enge Zusammenarbeit der Gandersheimer Domfestspiele mit den Freilichtspielen Schwäbisch Hall darstellt. Auch Bürgermeisterin Franziska Schwarz und Dr. Hinrich Bönicke, Vorsitzender des Festspiel-Fördervereins, dankten Doll, und stellten seine Verdienste um die Weiterentwicklung der Domfestspiele in vielen Bereichen heraus.

Im Anschluss an die Verabschiedung von Christian Doll sorgte das Männerensemble der Festspielsaison für berührende Momente vor der Stiftskirche. Nacheinander holten die Schauspieler ihre zwölf Kolleginnen auf die Bühne, die für die Auszeichnung zur Auswahl standen, um ihnen persönliche Hommages in Text- oder Liedform zu widmen. Für Gänsehautmomente sorgten dabei unter anderem Dirk Weiler mit einer umgedichteten Version des Klassikers »Oh! Susanna« für seine Spielpartnerin aus »Highway to Hellas«, Susanna Panzner, sowie die kunstvoll verstotterte Liebeserklärung von Bosse Vogt für seine »Die drei Musketiere«-Kollegin Luise Schubert.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Würdigung der erfahrensten Darstellerin des Festspielensembles, Christine Dorner. Sie wurde zwar niemals mit dem Roswitha-Ring ausgezeichnet, erhielt jedoch insgesamt die meisten Stimmen aller Schauspielerinnen in den fünf Jahren der Intendanz von Christian Doll. Sie begeisterte in diesem Sommer in gleich zwei Männerrollen.

Für sie sang das Männerensemble eine spezielle Version von Herbert Grönemeyers »Männer«. Am 4. Juni beginnt die 59. Spielzeit von Niedersachsens größtem professionellen Freilichttheater. Auf dem Programm stehen Friedrich Schillers »Kabale und Liebe«, die Musiktheaterproduktionen »Saturday Night Fever« und »Die Comedian Harmonists 2 – Jetzt oder nie«, das Schauspiel »Das Interview« und das Kinder- und Familienstück »Die kleine Hexe«. Der Vorverkauf beginnt Ende Oktober.oh

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