Lohnenswerter Blick hinter Mauern und Tore

Zum Tag des offenen Denkmals: Führung zu Hinterhöfen in Einbeck | Abschluss an der Alten Synagoge

Krimhild Fricke, Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Einbeck, konnte zum Höfe-Rundgang zum Tag des offenen Denkmals zahlreiche Interessierte begrüßen.

Einbeck. In interessante Einbecker Hinterhöfe ging es diesmal beim Tag des offenen Denkmals - und angesichts des großen Zuspruchs, den die beiden Führungen mit Krimhild Fricke von der Unteren Denkmalschutzbehörde fanden, war es gut, dass keine ganz kleinen Höfe ausgewählt waren. Nach einem ersten Höfe-Rundgang 2013, der ebenfalls hervorragend ankam, stand nun »Einbecker Höfe - versteckte Potenziale, Teil II« auf dem Programm.

Die Teilnehmer sollten Einblicke in weitestgehend unbekannte Flächen erhalten. Erste Station war Haus Nummer 9 am Stiftplatz, die frühere Superintendentur. An dieser Stelle hätten früher zwei Gebäude gestanden, erläuterte Krimhild Fricke anhand eines Plans von 1753. Ein Haus sei abgerissen worden, der Keller blieb bestehen, er wurde für den folgenden Neubau genutzt.

Das Grundstück verläuft bis zur Stadtmauer, und kaum jemand, der durch den Stiftsgarten geht, wird vermuten, dass der begehbare Mauerturm, dessen Geländer vom Park aus zu sehen ist, noch zum Garten + Stiftplatz 9 gehört. Auf dem Grundstück befand sich ein heute nicht mehr vorhandener Brunnen; die Küche war in der Nähe angeordnet, so dass kurze Wege in den Keller und zur Wasserversorgung bestanden.

Der Garten wurde im 18. Jahrhundert terrassenförmig angelegt. Die Mauer zur Stiftstraße stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts, vermutlich durch Abbruchsteine aus der Stadtmauer. So innenstadtnah und doch so ruhig und idyllisch, dieser Eindruck gilt für diesen Hof ebenso wie für das Anwesen der Familie Hainski am Neuen Markt. Das Haus wurde 1769 von Georg Heinrich Kipp erbaut, damals 29 Jahre alt.

Die Fassade des Hauses ist symmetrisch gestaltet, bis hin zu einem angedeuteten Kellerfenster. Die unteren Geschosse sind höher als das oberste Stockwerk. Die Fenster der Barockfassade sind zum Teil noch original erhalten. Eine Querdiele zieht sich durchs ganze Haus. Hier befand sich früher eine offene Küche. Familie Hainski hat viele Dokumente zur Hausgeschichte zusammengetragen; erhalten ist noch die historische Haustür, die zu restaurieren zu aufwendig gewesen wäre.

Im ersten Hinterhof sieht man eine Mauer zum Nachbargrundstück, die um 1840 errichtet wurde. Das Pflaster hier ist noch original. Eine Treppe führt hinab in einen Gewölbekeller. Ein zweiter Hof wird als Garten und Grünfläche genutzt: »Kein Kunststoff, sondern nur Holz und Naturmaterialien, dabei aber Pflegeleicht«, das ist Familie Hainskis Maxime für diesen idyllischen Fleck.

Die angrenzende große Scheune ist ein Abbruchgebäude vom früheren St. Crucis-Kirchhof am heutigen Reinserturmweg, die Gertruden-Kapelle. Vor der Stadtmauer gelegen, fanden Reisende, die abends nicht mehr in die verschlossene Stadt gelassen wurden, hier eine Herberge. Das Gebäude war ziemlich heruntergekommen, als es 1765 abgerissen und an Georg Heinrich Kipp verkauft wurde.

Mehr als 200 Jahre alt ist das denkmalgeschützte Gebäude der Alten Synagoge in der Baustraße. Ein Förderverein lässt das Haus zu einem Ort der Begegnung und des offenen Dialogs umbauen. Architektin Friederike Freitag hat für das Bauwerk, das im Sanierungsgebiet liegt, ein Konzept für die künftige Hofgestaltung erarbeitet; dabei wurde auch der Hof des angrenzenden Kindergartens mit überplant.

Durch die Lage im Sanierungsgebiet konnten dafür Fördermittel genutzt worden. Vorgabe der Planungen sei die Entkernung des Geländes gewesen. Damit schaffe man bessere Sichtbarkeiten, erläuterte sie, und auch Angsträume im Dunkeln würden so verschwinden. Mit Hecke und Zaun werde eine Abgrenzung zum privaten Nachbargrundstück geschaffen. Bäume und Bänke auf dem Gelände sorgen für Sitzmöglichkeiten und Schatten.

Gerade Baumbestand, führte sie aus, sei wichtig als Lebensraum in diesem weitgehend steinernen Quartier, das Kleinklima werde damit deutlich verbessert. Der Hof der Synagoge soll in gewissem Rahmen auch vom Kindergarten »Pusteblume« genutzt werden. Friederike Freitag hat für den Kindergartenhof »Naturerlebnisräume« vorgestellt: Ruhige, kreative und Spielbereiche sind möglich; eine schöne Kletteranlage und eine Schaukel gibt es bereits.

Neue Überlegungen sind unter anderem ein zweiter Sandspielbereich und ein abgetrennter Bereich als »Insel« für Rollenspiele. Auch ein »Zauberspiegel« mit kleiner Sitzecke wäre denkbar. Eine Rampe sorgt sowohl für Eltern mit Kinderwagen als auch für Rollstuhlfahrer für einen bequemen Zugang. Neue Gestaltungsvorschläge machte Friederike Freitag auch für den Vorplatz der Kirche der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, die sich direkt anschließt.

Auf dem Gelände der Alten Synagoge war nach der hochsommerlichen Tour für Stärkung, Erfrischung und Unterhaltung gesorgt: Auf Einladung des Fördervereins spielte die sechsköpfige Gruppe »Jelemo« Weltmusik, internationale Klänge, beispielsweise aus Klezmer und Folk. Bratwurst, kühle Getränke und ein Glas Wein konnten die zahlreichen Gäste ebenfalls genießen.ek