Erste Schritte im Beruf

Ali Abdaalrazak Alhessen aus Syrien erhält Einblick in den Berufsalltag eines Friseurs

Ali Abdaalrazak Alhessen macht zurzeit ein Praktikum im Friseursalon Sommerfeld. Frisörmeisterin Heike Sommerfeld hat die Bereitstellung des Praktikumsplatzes nicht bereut.

Einbeck. Den Alltag zu meistern, ist und bleibt eine Herausforderung: Seit eineinhalb Jahren ist Ali Abdaalrazak Alhessen in Deutschland. Zurzeit besucht er eine Sprachförderklasse im Sprach- und Integrationsprojekt, kurz: SPRINT, an der BBS Einbeck. Und in diesem Rahmen kann er auch ein Praktikum absolvieren: Da er auch in Syrien bereits ein Jahr als Friseur gearbeitet hat, freut er sich, dass er nun im Friseursalon Sommerfeld Hair & Beauty den Fachkräften über die Schulter blicken kann.

Bei SPRINT werden an zwei Schultagen weitere Deutschkenntnisse gesammelt und die Kernkompetenzen in Mathe und Englisch gestärkt, in den drei verbleibenden Tagen geht es für die Schüler in die berufliche Praxis. Einige Einbecker Firmen geben den Schülern die Möglichkeit, in eine von der Arbeitsagentur finanzierten Einstiegsqualifizierung (EQ) einzusteigen.

Die Eltern des 25-Jährigen und eine Schwester leben noch in Damaskus, zwei weitere Geschwister in Bayern. Ali lebte zunächst im Dasseler Gebiet. Mit Hilfe eines Freundes, der aufgrund seines längeren Aufenthalts hier bereits besser Deutsch spricht, hat er vor kurzem eine Wohnung in Einbeck gefunden. Immer wieder bekommt Ali in Deutschland Briefe von Behörden – nicht einfach für ihn zu verstehen, was von ihm verlangt wird. Die Schule hilft, aber jetzt vor allem auch der Betrieb.

Heike Sommerfeld hat den Praktikumsplatz in ihrem Betrieb aus tiefer Überzeugung bereitgestellt. Wenn den hier Schutz suchenden Menschen keiner helfe, könne auch Integration nicht gelingen, ist sie sicher. Sie freut sich, dass Ali, der erst wenige Tage im Betrieb ist, freundlich, höflich und pünktlich ist. »Ali will«, das merkt sie.

Doch mit dem Praktikum, das nach einem halben Jahr möglichst in eine Ausbildung münden soll, sind für sie ungeahnte Hürden aufgetreten. Telefonate mit der Schule, der Handwerkskammer, dem Arbeitsamt – keiner wisse richtig Bescheid, kritisiert sie.

Während des Praktikums sollen dem Praktikanten verschiedene fachliche Kompetenzen vermittelt werden. Wie aber soll man form- oder farbverändernde Techniken erklären, wenn jemand kaum Deutsch spricht, fragt sich Friseurmeisterin Sommerfeld. Ali bemüht sich, er schaut den Fachleuten geduldig auf die Finger, für erste Hilfstätigkeiten wird er eingesetzt – und dabei hat er immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen.
Heike Sommerfeld berichtet, dass sich schon nach wenigen Tagen ihr Blickwinkel verändert und sie erkannt hat, wie schwer es sein muss, allein, ohne Sprachkenntnisse, in einer fremden Welt Fuß fassen zu wollen. Vielleicht aber, merkt sie an, wäre es besser, zunächst die Sprachkenntnisse zu vertiefen, damit der Einstieg ins Berufsleben leichter gelingen kann.

Ali ist sich sicher, dass er hier bleiben möchte. Fleißig setzt er sich mit der deutschen ­Sprache auseinander, auch wenn er bei Ämtergängen oder in Briefen nicht alles versteht. Er sieht seine Zukunft in Deutschland. Und er ist froh, dass er unterstützt wird.

Auf seinem weiteren Weg in Einbeck wird die Einbecker Morgenpost den syrischen Mann in losen Zeitabständen medial begleiten.

Die Zahl der ausländischen Menschen im Landkreis Northeim ist im vergangenen Jahr gegenüber den Vorjahr weiter angestiegen. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung im Kreisgebiet liegt jetzt bei rund 6,1 Prozent. Anfang 2017 waren im Landkreis insgesamt 8.324 auslän­dische Menschen registriert.sts