Unternehmen wird Verantwortung gerecht

Arbeitskreis Soziales der rot-grünen Landtagsfraktion: Sucht als Gesprächsthema in der Brauerei | Senf-Besuch

Einbeck. Der Arbeitskreis Soziales der rot-grünen Landtagsfraktion hat sich jetzt zu einer dreitägigen Klausurtagung in Einbeck getroffen. Neben den Abgeordneten waren auch Staatssekretär Jörg Röhmann aus dem Sozialministerium sowie zeitweise Sozialministerin Cornelia Rundt dabei.

Die Leitung der Tagung hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecher für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, Uwe Schwarz, Bad Gandersheim. Es wurde nicht nur inhaltlich intensiv gearbeitet, sondern er hatte den Kollegen versprochen, ihnen Höhepunkte der Region nahezubringen.

Um »Sucht und Prävention« ging es beim Gespräch im Einbecker Brauhaus. Vorstandssprecher Lothar Gauß, Werner Arzeus, Leiter Verwaltung und Personal, und Knut Schiemann, Aufsichtsratsmitglied, Betriebsratsvorsitzender und Ansprechpartner für Suchtfragen im Unternehmen, haben daran teilgenommen.

Lothar Gauß stellte das Unternehmen vor, das 600.000 Hektoliter Bier pro Jahr produziert, davon 30.000 Hektoliter alkoholfrei. Der Umsatz liegt bei 50 Millionen Euro. Sechs Millionen Euro fließen als Biersteuer direkt ans Land. Zur Standortmodernisierung und -sicherung wurden in den vergangenen drei Jahren rund 20 Millionen Euro auf dem Gelände investiert.

Er sei, so Gauß, stark im Verbandswesen engagiert: als Präsident der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände und Mitglied im Präsidium des Deutschen Brauer-Bundes. Auf dieser Schiene gebe es ein großes Engagement in Sachen Drogenprävention, etwa durch die Kampagne »Don’t drink & drive«, und immer wieder würden junge Menschen anlassbezogen angesprochen. »Wir halten uns an strenge Regeln«, betonte er: So werbe man nicht im Umfeld von Schulen und auch nicht mit jungen Menschen. Die Erlaubnis, Bier ab 16 konsumieren zu dürfen, sollte bestehen bleiben – allerdings verbunden mit Hinweisen auf bewussten Umgang. Es sei wichtig, dass das, was gesetzlich vorgegeben sei, auch umgesetzt werde.

Das Unternehmen hat in Einbeck 150 Mitarbeiter, davon 15 Auszubildende. Seit den 90er Jahren gibt es eine Suchtkrankenhilfe in?Kooperation mit dem Lukas-Werk. Gearbeitet wird nach dem sogenannten Fünf-Stufen-Plan. Das erfordere einerseits Konsequenz, gebe andererseits aber auch echte Hilfe, so die Erfahrung. Und ganz wichtig sei die Einbeziehung von Familienangehörigen. Alkoholgefährdung sei dabei aber kein Problem, das auf die Brauerei beschränkt sei.

»Wir arbeiten mit Maschinen, da sollte man an Alkohol nicht mal denken«, stellte Knut Schiemann fest. Arbeitssicherheit werde großgeschrieben, und Probleme konnten in der Vergangenheit fast immer gut gelöst werden. Die Zeiten, in denen der sogenannte Haustrunk noch während der Arbeitszeit verzehrt wurde, seien ohnehin längst vorbei.

Das Brauhaus, bestätigte Uwe Schwarz, spiele in der Region eine große Rolle, und es sei beispielgebend, wie es seiner sozialen Verantwortung nachkomme.

Braumeister Knut Kähling gab den Be­suchern anschließend bei einem Rundgang Einblicke in die Produktion.

»Zu den Höhepunkten der Region gehören Sie dazu«, stellte Uwe Schwarz beim Besuch der Einbecker Senfmühle fest, wo die Politiker von Rainer Koch und Siegfried Kappey etwas über das Unternehmen erfuhren, aber auch über Senf im Allgemeinen und Einbecker Senf im Besonderen. 70.000 Tonnen Senf werden pro Jahr in Deutschland verbraucht, 98,5 Prozent davon ist Industriesenf. »Schadet niemandem, nützt aber auch nichts«, so Koch. »Dabei ist Senf sehr gesund, wenn man ihn lässt.« Regionalität sei für die Senfmüller von Anfang an sehr wichtig gewesen, führten sie aus, zudem sei alles bio, alles zertifiziert.

Die Mischung von gelber, brauner und schwarzer Senfsaat mit Wasser, Essig, Zucker und Salz sowie Zusätzen wie Kräuter oder Chili entscheidend für Geschmack und Schärfegrad. Der langsame Herstellungsprozess, der auf das Naturpodukt größte Rücksicht nimmt, beeindruckte ebenso wie die Erfolgsgschichte des 2010 gegründeten Unternehmens:?Mal eben am Wochenende ein bisschen Senf machen, davon mussten sich die zunächst drei Gesellschafter rasch verabschiedet. Inzwischen hat die Senfmühle zehn Mitarbeiter, es werden 100.000 Gläser pro Jahr abgefüllt; hinzu kommt steigendes Interesse der Gastronomie, die mit Großgebinden beliefert wird. Einbecker Senf gibt es in rund 250 Einzelhandelsgeschäften in ganz Norddeutschland. »Wir produzieren eine Qualität, wie es sie besser in Deutschland nicht gibt«, sind die Einbecker überzeugt von ihren aktuell acht Sorten; eine bis zwei sollen noch kommen. Und auch Zusatzprodukte gibt es, beispielsweise Senfbrot oder Senfkorn. 20.000 Besucher haben die Senfmühle bis jetzt kennengelernt.

Beeindruckt zeigten sich die Besucher vom großen Maß an Regionalität, das in Einbeck hochgehalten wird:?Das zeige, wie Verantwortung gelebt werde.ek