Bei Martinus und Frau Käthe Luther in der Northeimer Superintendentur

Foto: Spillner

Northeim. Knarrende Dielen, schiefe Fußböden und freistehende Fachwerkbalken: Zur Northeimer Mondnacht war die Superintendentur am Entenmarkt 2 eines von zwölf stimmungsvoll erleuchteten Gebäuden, in denen den Gästen der vierten »Langen Nacht der offenen Häuser« ein ganz besonderer und nicht alltäglicher Einblick gewährt wurde.

Allerdings öffneten nicht die Superintendenten Stephanie und Jan von Lingen die Tür, sondern zum Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums Katharina von Bora und Martin Luther höchstpersönlich. Wie passend: Denn der 11. November ist nicht nur der Tag des heiligen Martin, der mit dem Bettler den Mantel teilte. Es ist auch der Tauftag Martin Luthers, der nach dem katholischen Heiligen benannt wurde.  »Wir haben Gäste, Herr Luther«, ließ Frau Käthe mahnend verlauten, während besagte Besucher in die gute Stube im Erdgeschoss strömten. Die Büroräume des alten Fachwerkhauses von 1779, das im vergangenen Jahr nachhaltig restauriert wurde, hatten sich in ein gemütliches Wohnzimmer mit langer Tafel und einigen Stuhlreihen verwandelt. Und die Hausherrin rührte mit Nachdruck Backwerk an.

Denn Herr Luther gab schon wieder unflätige Bemerkungen von sich. »Mein Mann ist manchmal etwas verschroben, müssen Sie wissen…«, ergänzte Käthe, bevor ihr werter Martinus, auch unter der »Nachtigall von Wittenberg« bekannt, weiter an seinem von der Melodie her geklauten Weihnachtslied dichtete. Ewa 20 Minuten dauerte die Vorführung dieser selbstverfassten Luther-Anekdote bei »Gerstensaft« und selbstgebackenem Nussbrot. So erfuhren die Besucher von Luthers Bibelübersetzung und seiner Leidenschaft für die Musik. Historische Ereignisse wie Luthers Veröffentlichung der 95 Thesen wurden ebenso angesprochen wie Katharinas Rolle als »Ackerbürgerin, Bäuerin, Köchin, Kuhmagd, Gärtnerin, Winzerin und Doktorissa«.

Ihren Traum, dass Frauen »eines auf die Kanzel steigen werden«, wies Luther allerdings weit von sich. Während ihrer Darbietungen hatte das Ehepaar von Lingen viele Lacher auf seiner Seite, die Zuschauer warfen eifrig Bemerkungen ein und sangen lauthals mit. Dann erklangen moderne Gitarrenmusik und Gesang und im Anschluss wechselte das Publikum die Szenerie. Hinaus ging es in die stille, kalte, vom Mond erhellte Nacht, in der rund 500 Besucher der vierten Northeimer Mondnacht unterwegs waren.

Zu einem der anderen Orte, wie dem Brauereigewölbe, dem Medienzentrum oder der DITIB-Moschee, bevor später ein Mond-Süppchen und um Mitternacht der gemeinsame Abschluss in der St. Sixti-Kirche lockten. »Ein gelungener Abend«, fanden nicht nur die Darsteller in der Superintendentur nach der zehnten Aufführung.oh

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