Bodycams für Einsatzkräfte der Polizei

Deeskalierende Wirkung erwartet | Nicht bei Versammlungen und in Räumen nutzbar

Polizeikommissar Christopher Apel (Mitte) zeigt eine Bodycam, zwei dieser Körperkameras werden im Bereich des Einbecker Polizeikommissariats in Kürze eingesetzt – mit auf dem Foto Niklas Fuchs, Leiter des Einsatzbereichs der Polizeiinspektion Northeim (links) und Gerd Lewin, Vizepräsident der Polizeidirektion Göttingen.

Region. Mit Bodycams wurde jetzt die Polizei-Inspektion Northeim ausgerüstet. Zum Einsatz kommen sollen sie in bedrohlichen Situationen. Beamte, die die Bodycams einsetzen, tragen die Geräte sichtbar und zudem einen Schriftzug an der Jacke »Videoaufzeichnung«. Die Einbecker Polizei wird in Kürze mit zwei Bodycams unterwegs sein. Seit dem 1. Dezember stehen den Mitarbeitern im Einsatz- und Streifendienst im Bereich der Polizeidirektion Göttingen insgesamt 57 Körperkameras zur Verfügung, im Bereich der Polizeiinspektion Northeim sind es sechs.

Die mobilen Video/Foto-Kameras, die von den Polizisten sichtbar an den Jacken getragen werden, werden von den Streifenpolizisten angeschaltet, wenn sich brenzlige Situationen entwickeln oder im Gange sind. Die Bodycams sollen vor allem die Beamten vor Gewaltattacken schützen und Beleidigungen dokumentieren.

Denn die Gewalt gegenüber der Polizei habe zugenommen – »nicht dramatisch, aber kontinuierlich«, wie Niklas Fuchs, Leiter des Einsatzbereichs der Polizeiinspektion Northeim, unterstrich. Im vergangenen Jahr gab es im Bereich der Polizeiinspektion Northeim 22 tätliche Angriffe auf Beamte, sechs Bedrohungen wurden ausgesprochen, 35 mal wurde Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ausgeübt. Gerd Lewin, Vizepräsident der Polizeidirektion Göttingen, ist überzeugt, dass der Einsatz der Bodycams einen »ebenso wichtigen wie nachhaltigen Beitrag zum Schutz der Mitarbeiter im Einsatz- und Streifendienst leisten kann«.

Bedient werden die leichten Körperkameras von den Trägern selbst. Vorher werden die Beamten natürlich geschult. Die Handhabung, berichtet Polizeikommissar Christopher Apel, sei einfach. Er hat die Schulung bereits durchlaufen und wird mit der Körperkamera, die übrigens einen hohen technischen Standard aufweist, in Bad Gandersheim unterwegs sein.

Zu den Funktionen der Bodycam gehört, dass im Bereitschaftsmodus bereits während der 30 Sekunden vor der Aktivierung der Kamera Aufzeichnungen angefertigt werden. So soll sichergestellt werden, dass relevante Situationen vollständig aufgezeichnet werden. Kommt es nicht zur Aktivierung der Kamera, werden diese Pre-Recordings automatisch gelöscht.

Lewin ist sicher, dass die Erfahrungen im Rahmen eines Pilotprojekts gezeigt haben, dass die Bodycams gerade auch in heiklen Situationen eine »deeskalierende Wirkung« entfalten. Wichtig sei, das niemand von den polizeilichen Maßnahmen überrascht werde, ergänzt Fuchs. Deshalb weist ein gut sichtbares Schild an der Polizisten-Uniform auf die »Videoaufzeichnung« hin. Die Aufnahme muss offen, also für den Betroffenen erkennbar angefertigt werden. Leuchtet ein grünes Lämpchen, ist das Gerät eingeschaltet, bei Dauerrot erfolgt eine Video-Aufzeichnung, ein rotes Blinken bedeutet, dass ein Foto angefertigt wird.

Den Beamten ist bewusst, dass die Dokumentation des Einsatzgeschehens von beiden Seiten genutzt werden kann, also möglicherweise auch in einem gegen sie gerichteten Ermittlungsverfahren.

Filme und Fotos werden grundsätzlich nach 28 Tagen gelöscht – es sei denn, sie werden als Beweismittel oder zur Verfolgung einer Straftat benötigt. Bei Versammlungen werden die Bodycams nicht eingesetzt, auch nicht in Räumen.

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius hatte den Einsatz der Bodycams Ende 2016/Anfang 2017 in Hildesheim testen lassen. Der Testlauf hat nun dazu geführt, dass die 371 Euro teuren Geräte nun auch hier eingesetzt werden. Das Land hat den Einsatz und die Bild- und Tonaufnahmen im neuen Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetz festgeschrieben. Bedingung: Die Kameras dürfen nur zur Gefahrenabwehr und zur Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten laufen.sts

Region

Bürgerbeteiligung zur Ilme