Kreistag Northeim

Breite Mehrheit für Kompromiss zu den Schulen

Löns-Realschule und IGS bleiben am Hubeweg |Auetalschule erhalten, solange sie zweizügig ist | Oberschule Northeim

Northeim. Für den parallelen Betrieb von Integrierter Gesamtschule (IGS) und Löns-Realschule am Schulzentrum am Hubeweg in Einbeck, für den Erhalt der Auetalschule in Kalefeld, solange sie zweizügig bleibt, und für die Einrichtung einer Oberschule aus Gutenberg-Realschule und Gerhart-Hauptmann-Realschule in Northeim hat sich der Northeimer Kreistag bei seiner Sitzung am Freitagnachmittag mit breiter Mehrheit ausgesprochen. Damit verabschiedete er einen Schulentwicklungsplan, der in den vergangenen Monaten von allen Seiten intensiv diskutiert wurde.

Nadine Seifert-Doods, SPD, erläuterte, dass rückläufige Schülerzahlen bis hin zur Bestandsgefährdung die Schulen schon häufiger zum Thema gemacht hätten. Die Herausforderungen an das System Schule wandelten sich, viele komplexe Themen seien zu berücksichtigen, Digitalisierung ebenso wie Inklusion. Das mache Planungen schwierig, aber auch wichtig. An der Politik sei es Schlussfolgerungen aus den Zahlen zu ziehen und abzuwägen. Vielfalt sei ebenso ein Kriterium wie der Elternwille. Mit der Schaffung einer Oberschule in Northeim mit Ganztagsangebot erhalte die Kreisstadt ein zukunftsfähiges Angebot.

Die Auetalschule habe eine Außenstellenlösung mit der Oberschule Bad Gandersheim abgelehnt. Man werde sie nun fortführen, solange sie zweizügig sei – das sei ein klares Bekenntnis zu Kalefeld und einem differenzierten Angebot in der Fläche. 260.000 Euro investiere der Landkreis in Brandschutz und Umbauten. Das Beispiel zeige, dass frühere Prognosen nicht eingetreten seien und Veränderungen rasch kommen könnten. Für das Schulzentrum am Hubeweg in Einbeck gebe es erhöhten Raumbedarf. Die in der auslaufenden Wilhelm-Bendow-Hauptschule vorhandenen Räume reichten für die aufwachsende IGS nicht aus. Man habe sich dafür ausgesprochen, beide Schulen am Hubeweg fortzuführen, ohne die Zügigkeit zu begrenzen. Wünsche von Schulen und Eltern würden damit anerkannt, alle Schulformen hätten in Einbeck Bestand. Zugleich sichere man die integrative Beschulung. Nach notwendigen Umbauten sollten Räume gemeinsam genutzt werden. Für 2017 bis 2020 stelle der Landkreis zwei Millionen Euro bereit – auch hier für ein zukunftsfähiges, vielfältiges und hochwertiges Angebot, wenngleich man in der Gesamtheit manch schwierigen Kompromiss schließen musste.

Die Vorschläge zu Einbeck trage die CDU mit, kündigte Werner Thiele an. Es sollte für beide Schulen die Chance zu einem friedlichen Miteinander geben, bei dem Elternwillen und Vielfalt der Schulsysteme erhalten blieben. Von einer gesunden Konkurrenz könnten alle profitieren. Allerdings könnten die räumlichen Probleme die Politik bald wieder einholen. »Wir wünschen uns ein schulförderndes Miteinander«, betonte er. Bei der Auetalschule übertrage der Kreistag der Schule große Verantwortung, sie zweizügig zu erhalten. Falls das nicht gelinge, seien andere Beschlüsse zu fassen. Aber Ziel sei es zunächst, die Schule möglichst lange zu erhalten. Und schließlich sei die CDU uneingeschränkt für die Einrichtung einer Oberschule in Northeim. Schulfrieden sei wichtig für ein gutes Gedeihen der Kinder.

Die FDP habe sich immer wieder für die Einrichtung einer Oberschule in Northeim stark gemacht, erinnerte Christian Grascha, FDP, man halte sie für »schonender« für die Schullandschaft. Die Auetalschule zu erhalten, sei »absolut in unserem Sinne«, solange es qualitativ und von den gesetzlichen Grundlagen her möglich sei. Er bedauere, dass sich sowohl Kalefeld als auch die Oberschule in Bad Gandersheim gegen eine Fusion ausgesprochen hätten – das wäre ein Weg gewesen, beide Standorte langfristig zu erhalten. Am Hubeweg habe man einen Weg gefunden, die Raumproblematik zu beheben und zwar nicht zu Lasten einer erfolgreichen Schule. Man müsse den Raumbedarf der IGS decken und zugleich die Potenziale der Immobilie nutzen. Das sei kein Wünsch-dir-was, sondern man müsse sich arrangieren.

Dass es im Stadtgebiet mit der Löns- und der Haupt- und Realschule in Greene zwei Standorte gebe, halte er für richtig, denn die Schulen hätten unterschiedliche Profile. »Wir möchten, dass der Schulkampf ein Ende findet«, so Grascha. Das erfordere Toleranz auf allen Seiten. Eltern und Kinder müssten im Mittelpunkt stehen, nicht Schulstrukturen, und man erwarte, dass die Schulen sich kooperativ zeigten.

Er sehe nicht, dass am Hubeweg eine gedeihliche Zusammenarbeit zu erwarten sei, hielt Lothar Baumelt, Northeim 21/Linke, dagegen, dazu seien die pädagogischen Konzepte zu unterschiedlich. Er forderte die Verlagerung der Löns-Realschule nach Greene und dort die Einrichtung einer Oberschule beziehungsweise die Aufhebung der Löns-Realschule am Standort Einbeck. Fraktionskollege Rainer Otto kritisierte, dass die Oberschule in Northeim die Thomas-Mann-Schule nicht einbeziehe.

Sie vermisse in der Diskussion die Nachhaltigkeit, so Karoline Otte, Grüne. Leider sei es nur um Machterhalt und den Blick auf die nächste Wahl gegangen. Ziel müsse eine gute Schule für alle Kinder sein. Sie sprach sich dafür aus, die IGS weiterzuentwickeln. Die Lösung für das Schulzentrum Hubeweg sei für sie ein Kompromiss, aber keine Schulentwicklungsplanung. Die Grünen würden deshalb den Antrag von Lothar Baumelt unterstützen. Auf Kalefeld blicke man mit Sorge, aber man werde sich gern von der Schule überraschen lassen. Begrüßen könnten die Grünen die Oberschule in Northeim.

Mit einer knappen Mehrheit und einer fragwürdigen Bewertung der Elternbefragung sei die IGS in Einbeck eingeführt worden,so Dirk Ebrecht. Die Raumnot sollte niemanden überraschen. Die Löns-Realschule sei bestens aufgestellt, eine Schließung wäre nicht zu vertreten. Was man gefunden habe, sei ein fauler Kompromiss, doch zugleich das politisch Machbare. Die CDU werde ihn mittragen, aber auch genau sehen, was vor Ort passiere. Zustimmung kündigte Manfred Schön für die AfD an.

Marc Hainski, GfE, sprach sich für ein möglichst breites Schulangebot aus. Ohne Not dürfe man eine Schule nicht aus dem Dorf nehmen. Die Lösungen seien ein Kompromiss, der im Moment der sinnvollste sei. Man müsse aber auch bedenken, dass er möglicherweise nur zwei bis drei Jahre gültig sei, dann müsse man neu diskutieren. »Das ist unser Job.« Anstelle eines mehrfach angeregten Runden Tisches sollte man den Schulausschuss stärker in die Verantwortung nehmen.
Landrätin Klinkert-Kittel stellte fest, dass die Zielvorgaben, beispielsweise für den Standort Hubeweg, nicht konkret genug seien. Sie hätte sich eine klare Begrenzung auf Siebenzügigkeit für beide Schulen gewünscht, das hätte für mehr Klarheit gesorgt. Eine weitere Chance zur Standortsicherung wäre auch die Zusammenlegung von Kalefeld und Oberschule Bad Gandersheim gewesen.

Der Antrag, die Löns-Realschule aufzuheben, fand keine Mehrheit.

Zum Schulzentrum Hubeweg wurde mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dass im Gebäude der Löns-Realschule bauliche Maßnahmen stattfinden, damit die Räume auch von der IGS genutzt werden können. Außerdem wird erwartet, dass beide Schulen hinsichtlich der Raumnutzung besser zusammenarbeiten. Die Auetalschule Altes Amt/Oberschule Kalefeld wird in beiden Gebäuden fortgeführt, solange die Zweizügigkeit gewährleistet ist.

Der Landkreis investiert in Brandschutz und Umbauten in den Schulgebäuden. Ist eine Zweizügigkeit nicht mehr gegeben, wird die Auetalschule drei Jahre auslaufend beschult, bevor die Aufhebung erfolgt. Dieser Beschluss wurde einstimmig gefasst. Mit Mehrheit wurde für Northeim die Einrichtung einer Oberschule beschlossen. Die Einbeziehung der Thomas-Mann-Schule wurde abgelehnt.ek

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