Kreistag Northeim

Delta-Variante bestimmt Pandemie-Geschehen

Landrätin berichtet zur Corona-Entwicklung | Regeln weiter einhalten | Pestalozzischul-Klassen getestet

Landkreis. Die Corona-Situation hat im Bericht der Landrätin bei der jüngsten Kreistagssitzung über wichtige Beschlüsse des Kreisausschusses und andere wichtige Angelegenheiten erneut eine große Rolle gespielt. Die wachsende Durchimpfungsrate sowie die warmen Temperaturen hätten sich auch im Landkreis Northeim bemerkbar gemacht, führte Astrid Klinkert-Kittel aus: Die Corona-Fallzahlen seien im Juni kontinuierlich bis auf eine Sieben-Tage-Inzidenz von null gesunken.

Das erlaubte es, das gesellschaftliche Leben in vielen Bereichen zumindest wieder stückweise hochzufahren und eine große Zahl an Angeboten ohne aktuellen negativen Test, Genesenen- oder Impfnachweis wahrnehmen zu können. Die Testzentren und mobilen Testungen würden inzwischen nur noch mit dem Personal der Hilfsorganisationen betrieben, die Bundeswehr habe ihren Einsatz beendet. In Einbeck werde montags bis sonnabends ab mittags und bis zum Abend getestet, und einmal pro Woche gebe es vormittags Schnelltests auch ohne Termin, unter anderem freitags in Dassel. Das Corona-Management einschließlich Kontaktnahverfolgung habe seine Räume seit dem 1. Juli in den Räumen des Kreisschulungszentrums konzentriert. Es sei mit unterschiedlichen Bereichen des Themas weiterhin gut beschäftigt. Die übrigen Bereiche der Gesundheitsdienste hätten begonnen, ihre eigentlichen Aufgaben vermehrt wieder aufzunehmen, etwa Schuleingangsuntersuchungen oder Kleinkindersprechstunden.

Inzwischen, so die Landrätin weiter, habe die Delta-Variante auch den Landkreis erreicht. Die beiden in den letzten zwei Wochen nachgewiesenen Fälle waren darauf zurückzuführen; es sei zu erwarten gewesen, dass diese ansteckendere Variante innerhalb weniger Wochen das Pandemiegeschehen bestimmen würde. Es zeige sich bei niedrigem Niveau der Inzidenzen schon wieder ein starkes Wachstum, und wenn sich das fortsetze, könnten in vier bis sechs Wochen erneut deutlich höhere Fallzahlen erreicht werden. Am Freitagnachmittag, berichtete die Landrätin, seien Tests nach einem Verdachtsfall bei zwei Klassen des ersten Jahrgangs der Einbecker Pestalozzischule durchgeführt worden.

Schon im vergangenen Jahr habe sich gezeigt, dass die Infektionszahlen durch die Reisetätigkeit trotz Vorsichtsmaßnahmen deutlich ansteigen könnten. Dazu kämen eine Pandemiemüdigkeit der Bevölkerung und der weitgehende Verzicht auf die bewährten Coronaregeln. Um eine starke vierte Welle zu vermeiden, könne man auf die Einhaltung von Hygieneregeln und Maskenpflicht in Innenräumen nicht verzichten, bis eine umfassende Immunität erreicht sei.

Diese Herdenimmunität könne nur durch vollständige Immunisierung von 85 Prozent der gesamten Bevölkerung erreicht werden. Bei der Impfquote habe es inzwischen einen deutlichen Fortschritt gegeben, sowohl über das Impfzentrum als auch bei den Hausärzten. 46 Prozent der Bevölkerung seien vollständig geimpft, das seien 4,5 Prozent mehr als der Landesdurchschnitt. Blende man Kinder und Jugendliche aus, seien etwa drei Viertel der Volljährigen im Landkreis mindestens einmal geimpft worden. Das klinge gut, aber es gebe vor dem Hintergrund der sogenannten Delta-Variante neue Zielgrößen: 90 Prozent der Menschen über 60 Jahre und 85 Prozent der übrigen Bürger sollten geimpft werden. Bezogen auf den Landkreis müssten somit noch mehr als 100.000 Impfungen von Erwachsenen erfolgen - das sei eine beachtliche Größenordnung, zumal die Warteliste inzwischen faktisch abgearbeitet sei und nur noch wenige Neuanmeldungen hinzu kämen. Fehlte es bisher an Impfstoffen, so sei dieser Mengel inzwischen behoben; Impftermine seien derzeit nahezu überall kurzfristig verfügbar, auch bei den Hausärzten, und zudem gebe es Sonderaktionen, etwa für Kinder und Jugendliche, so auch in Northeim. Mit mobilen Teams wolle man, wo es passend sei, weiter im Einsatz bleiben. Aber es sei schwer abzuschätzen, wo der Landkreis zum Ende des Sommers mit seinen Zahlen stehen werde.

Besonders ging sie auf die Impfung von Kindern und Jugendlichen ein. Die Impfkommission Stiko empfehle die Impfung derzeit ab zwölf Jahren nur mit bestimmten Vorerkrankungen oder wenn sich die Betreffenden im Umfeld von gefährdeten Personen aufhalten würden, die sich selbst nicht schützen könnten. Im Rahmen der Öffnungsklausel könnten aber auch die übrigen Zwölf- bis 17-Jährigen auf Wunsch der Eltern oder Sorgeberechtigten und nach ärztlicher Aufklärung eine Impfung mit BioNTech erhalten. Sie betone das deshalb, weil es hier immer wieder Unsicherheiten geben. Diese Möglichkeit bestehe, und der Landkreis habe sich auch an der entsprechenden Sonderaktion beteiligt.

Ob und wann es eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche, gerade für Kinder unter zwölf Jahren geben werde, könne sie derzeit nicht einschätzen, so die Landrätin weiter. Das gleiche gelte für die Auffrischungs- beziehungsweise dritte Impfung. Ob der öffentliche Gesundheitsbereich dann noch eine Rolle spielen werde, bleibe abzuwarten.

Erneut bedankte sie sich für die hervorragende Arbeit der Beteiligen im Impfzentrum und in den mobilen Teams. Die sich häufig verändernden Rahmenbedingungen, etwa zu den Kreuzimpfungen, erforderten ein rasches Umsteuern und zusätzlichen Beratungsaufwand. Dass das hier so gut geklappt habe, sei dem vorbildlichen Engagement des Teams um Frank Beckmann zu verdanken. Der Dank gehe aber auch an die Hausärzte und ihre Beschäftigten, die einen erheblichen Anteil am Impffortschritt hätten.ek

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