Die Taten bleiben im Versuch stecken
Kriminalitätsstatistik: Aufklärungsquote erneut über 70 Prozent | Mehr häusliche Gewalt
Region. Unterstrichen wird das hohe Sicherheitsniveau durch die sogenannte Häufigkeitszahl. Im Landkreis Northeim wurden im Jahr 2020 1.390 weniger Straftaten pro 100.000 Einwohnern registriert als vergleichsweise innerhalb der Polizeidirektion Göttingen. »Die Rahmenbedingungen im Jahr 2020 waren besondere. Im Kern ging es darum, in einem engen Schulterschluss die Auswirkungen der Pandemie zu bekämpfen. Das hatte in der Konsequenz Einfluss auf die Entwicklungen bei den jeweiligen Deliktarten. Wir haben im Jahr 2020 starke Erfolge bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus mit der Festnahme der beiden Beschuldigten nach dem Sprengstoffanschlag am 10. Juni 2021 in Einbeck erzielt. Hinzu kam die professionelle Aufklärung der Brandserie in Einbeck. Immer wieder haben wir Sonderkommissionen mit einem hohen Personalansatz eingesetzt. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei allen Mitarbeitern der Polizeiinspektion Northeim. Die Zusammenarbeiten und das Wirken haben mich stark beeindruckt«, sagte Michael Weiner, Leiter der Polizeiinspektion Northeim.
Neben den sonstigen Straftatbestände (20 Prozent) und den Vermögens- und Fälschungsdelikten (20 Prozent) wurden Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (18 Prozent), Diebstähle ohne erschwerende Umstände (13 Prozent), Verstoß gegen strafrechtliche Nebengesetze (13 Prozent), Diebstahl unter erschwerenden Umständen (acht Prozent) registriert. Zu Buche schlugen im vergangenen Jahr 522 Fälle einfacher Körperverletzung, 151 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung, 45 mal gab es fahrlässige Körperverletzung und 13 Fälle der Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Im Jahr 2019 registrierte die Polizeiinspektion Northeim 272 Fälle von sogenannter »Häuslicher Gewalt«. Dieser Wert liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Mittelwert von 243. Der Anstieg im Jahr 2020 auf 300 Fälle bedeutet eine Zunahme von 10,29 Prozent. Der Leiter des Präventionsteams,
Polizeihauptkommissar Dirk Schubert, erklärt dazu: »Festzustellen dabei ist, dass sich die Fallzahlen im Bereich ‘Häuslicher Gewalt’ zum Jahresbeginn 2020 bis zum Ende des ersten Lockdowns zunächst unauffällig entwickelten. Danach zeigte sich jedoch schnell, dass die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum sprunghaft angestiegen sind. Im Jahr 2020 wurde im Landkreis Northeim eine Frau durch Partnergewalt getötet. Der Täter wurde festgenommen. Er befindet sich in Untersuchungshaft und wurde wegen Mordes angeklagt.«
Es gab weniger Wohnungseinbruchsdiebstähle bei gleichzeitig hoher Aufklärungsquote 60 Prozent aller registrierten Straftaten in diesem Bereich waren erfolglose Versuchsstraftaten. »Der Wohnungseinbruchdiebstahl beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erheblich. Neben dem materiellen Schaden erleiden die Opfer durch die Verletzung ihrer Privatsphäre nicht selten langfristige psychische Probleme. Der Prävention kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Neben der Beratung durch das Präventionsteam der Polizei Northeim fanden 2020 über 747 Präventivkontrollen auf Bundesstraßen und von Einbrechern bevorzugten Wohngebieten statt«, sagte Jens Risting, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der hiesigen Inspektion. Statistisch gesehen wurden im Jahr 2018 noch 103 Fälle des Wohnungseinbruchdiebstahls registriert. 2020 waren noch 87 Fälle zu verzeichnen. Diese Fallzahl liegt leicht über dem Vorjahresniveau. Die Aufklärungsquoten der PI Northeim ist nach wie vor mit 27,59 Prozent hoch. Damit ist die PI Northeim nicht nur führend in der Polizeidirektion Göttingen, sondern liegt auch deutlich über dem Landesdurchschnitt von 24,63 Prozent.
Die Gewalt gegenüber Polizeibeamten im Einsatz hat im Vergleich zum Vorjahr um 39,62 Prozent zugenommen. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 74 Fälle von Widerständen, tätlichen Angriffen und Bedrohungen verzeichnet. Gewaltdelikte gegen Rettungskräfte im Einsatz sind dagegen deutlich zurückgegangen. Es wurde lediglich drei Fälle im Jahr 2020 angezeigt. Im Jahr zuvor (2019) wurden noch acht Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Rund ein Drittel (352) der Betrugsstraftaten (927) wurden im Jahr 2020 mit dem Tatmittel Internet begangen. Im Vergleich zum Vorjahr (1.039) ging zwar die Anzahl der allgemeinen Betrugsstraftaten leicht zurück, jedoch waren schon vor einem Jahr 355 Fälle bekannt geworden. Die Aufklärungsquote mit 84,94 Prozent liegt weiterhin auf hohem Niveau. »Die Digitalisierung in allen Lebensbereichen bedeutet für die Polizei eine Zunahme von digitalen Beweismitteln. Durch die Einrichtung von Cybercrime-Teams und der Einstellung von IT-Experten in den Datenverarbeitungsgruppen können die digitalen Spuren professionell gesichert und ausgewertet werden. Die Täter können so aus der Anonymität des Internets geholt werden«, so Michael Weiner.
Straftaten zum Nachteil älterer Menschen Ältere Menschen geraten in bestimmten Situationen und Lebensbereichen immer mehr in den Fokus von Straftätern.
Dazu zählen beispielsweise die Betrugsmaschen »falscher Polizeibeamter« oder der sogenannte »Enkeltrick/Schockanruf« und die »Gewinnversprechen«. Das Ziel ist dabei immer die Erlangung von Geld- oder Wertgegenständen, die Schadenssummen liegt oft im hohen fünfstelligen Bereich. In mehr als 50 Prozent alle bekannt gewordenen Fälle blieb es beim Versuch, die Täter hatten aus verschiedensten Gründen keinen Erfolg und gaben auf. Es muss jedoch von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden, da viele Straftaten aufgrund von Scham der Opfer nicht angezeigt werden. Die Polizeiinspektion Northeim bietet zu dieser Thematik regelmäßig Informationsveranstaltungen an.
Im Jahr 2020 lagen die Fallzahlen bei 471 Taten (2019: 416). Die Schadenshöhe lag 2019 bei 350.757 Euro, im Jahr 2020 bei noch 139.669 Euro. Im Rahmen der Veröffentlichung der Polizeikriminalstatistik weist Polizeihauptkommissar Schubert, noch einmal nachhaltig auf folgende Präventionsaspekte hin: Man sollte mit Misstrauen reagieren, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben. Die Polizei ruft niemals unter dem Polizeinotruf 110 an. Man sollte sich nicht unter Druck setzen lassen. Am Telefon gibt man keine Auskunft über die persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Niemals händigt man Fremden, die als Vertrauenspersonen angeblicher Verwandter kommen, Geld aus. Die Polizei wird niemals um Geldbeträge bitten oder dazu auffordern, Geld oder andere Wertsachen herauszugeben.
Abschließend bedankt sich Weiner ganz ausdrücklich bei den Bürgern des Landkreises Northeim. »Sie haben einen großen Anteil daran, dass sich das Sicherheitsniveau in unserer Region auf einem derart hohen Niveau bewegt. Durch Ihre Hinweise konnten wir immer wieder Straftaten aufklären beziehungsweise in der Entstehung verhindern. Der Dank bezieht sich ebenfalls auf alle Behörden und Organisationseinheiten mit Sicherheitsaufgaben sowie die Justiz. Nur gemeinsam konnten wir auch in 2020 die besonderen Herausforderungen zum Wohle unserer Bevölkerung bewältigen«, sagte Michael Weiner abschließend.sts/ots