Drogenbunker mit Videoüberwachung

Angeklagter soll mit Marihuana-Handel mehr als 600.000 Euro umgesetzt haben

Göttingen. Weil er in großem Stil mit Drogen gehandelt haben soll, muss sich seit Dienstag ein 22-jähriger Mann aus Einbeck vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Laut Anklage soll er zwischen Juni 2020 und Januar 2021 mehr als 100 Kilo Marihuana verkauft und dabei rund 620.000 Euro umgesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge angeklagt.

Zwei ebenfalls in Einbeck wohnende 25 und 27 Jahre alte Mitangeklagte müssen sich wegen Beihilfe verantworten. Der 27-Jährige soll seinen Keller als »Bunker« für die Drogen zur Verfügung gestellt haben. Der 25-Jährige war laut Anklage zeitweise für die Auslieferung der Drogen verantwortlich und führte zudem Buch über die Schulden von Abnehmern.

Anfang des Jahres hatten Fahnder der Polizei dem illegalen Treiben in Einbeck ein Ende bereitet. Der 22-Jährige wurde damals festgenommen und sitzt derzeit in der Justizvollzugsanstalt Rosdorf in Untersuchungshaft. Im Zuge ihrer Durchsuchungen stellten die Beamten bei ihm mehr als 10.000 Euro Bargeld sowie eine Rolex-Uhr im Wert von 11.000 Euro sicher. Bei dem 25-Jährigen beschlagnahmten die Beamten weitere 1.900 Euro Bargeld.

Aus der Anklage ergibt sich, dass der Marihuana-Handel offenbar ein sehr florierendes und lukratives Geschäft war, bei dem auch moderne Technik eingesetzt wurde: Der Keller, der als Umschlagplatz und Lagerort für die angelieferten Drogen diente, war mit einer Videoüberwachung ausgestattet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft konnte der Hauptangeklagte nicht nur beobachten, wer sich in dem Kellerraum aufhielt und was die betreffenden Personen dort machten, sondern diesen auch Anweisungen geben.

Von dieser Überwachungstechnik profitierten indes auch die Ermittler: Sie konnten anhand der Kameraaufnahmen nachvollziehen, wer wann und wie oft in dem Keller war. In der Anklage ist denn auch detailliert aufgelistet, was sich seit Anfang Juni 2020 dort abspielte. Demzufolge brachte der Hauptangeklagte über einen Zeitraum von sieben Monaten 20 mal diverse Kartons, Säcke und Taschen in den Keller, in denen sich jeweils bis zu zehn Kilo Marihuana befanden. Anfang Juli 2020 sei er dort beispielsweise mit einer Tasche aufgetaucht, aus der er dann zehn Kunststoffbeutel entnommen habe. Anschließend habe er die Beutel gewogen und in Sporttaschen gepackt. Am Folgetag seien die Mitangeklagten erschienen und hätten beide einen Beutel mit jeweils einem Kilo Marihuana mitgenommen. Der 22-Jährige habe dies per Video überwacht und dabei auch mit den beiden Mitangeklagten gesprochen. In der Folgezeit habe er dann selbst mehrere Kilo Marihuana aus dem Keller geholt.

Offenbar ließen sich die Drogen schnell umsetzen. Im November beispielsweise holte der 22-Jährige an einem Tag drei Kilo aus dem Keller, zwei Tage später weitere zwei Kilo. Die beiden Mitangeklagten sollen ihm laut Anklage sowohl beim Tragen als auch beim Verpacken der Drogen geholfen haben.

Zu Beginn des Prozesses erklärten die Verteidiger der drei Angeklagten, dass ihre Mandanten sich zu den Vorwürfen einlassen werden. Am ersten Verhandlungstag sei dies allerdings noch nicht möglich, da ihnen erst kürzlich die Videos von der Überwachungskamera zugegangen seien. Rechtsanwalt Olver Hille kritisierte die späte Übersendung. Er habe bereits Anfang April um Zusendung der Videos gebeten und danach monatelang nichts gehört. Mitte Juni habe er noch einmal an seinen Antrag erinnert. »Warum hat das so lange gedauert?«, fragte der Anwalt. Die Vorsitzende Richterin äußerte sich dazu mit keinem Wort.

Der Prozess wird in drei Wochen fortgesetzt. Das Gericht hat zunächst Verhandlungstermine bis Ende August anberaumt.pid-nie

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