Absolventen sollen am Haus ihrer Zukunft arbeiten

Markus Roßmann hält Festrede bei der Freisprechung der Handwerker in Northeimer St. Sixti-Kirche

Northeim. Über die Gesellenprüfung als Meilenstein im Lebenslauf sprach Markus Roßmann in der Festrede bei der Freisprechung der Kreishandwerkerschaft Northeim-Einbeck in der Northeimer St. Sixti-Kirche. Im Namen der Kirchengemeinde und des Kirchenkreises Leine-Solling begrüßte Rudolf Grote die Anwesenden.

Er wünschte den Prüflingen viel Erfolg in der Zukunft - verbunden mit der Hoffnung: Sie sollten einen Arbeitsplatz mit auskömmlicher Bezahlung haben, qualifizierte und verantwortungsvolle Arbeit leisten, zum guten Betriebsklima beitragen und ihre Lebenszeit im Frieden verbringen. Markus Roßmann, Gebietsdirektor der Signal Iduna Gruppe Braunschweig, erinnerte an die Anfänge der Ausbildung.

Verschiedene Berufe wählten die neuen Gesellen nach vielen Überlegungen von drei oder dreieinhalb Jahren. Nicht nur die Handhabung von bisher unbekannten Werkzeugen gehörte wie Integration in Arbeitsprozesse oder Umgang mit Kollegen und Kunden zum täglichen Leben, sondern auch das frühe Aufstehen, der Besuch der Berufsschule, die dicken Bücher mit vielen Formeln oder das »lästige« Schreiben der Tagesberichte.

Der Nachmittag war nicht mehr frei wie in der Schule, dafür gab es aber eine Ausbildungsvergütung. Das erste eigene Geld wurde verdient. Facebook, Youtube oder WhatsApp waren oft ständige Begleiter, manches Mal auch zum Ärger des Chefs. Durschnittlich schaue jeder 82 Mal täglich auf sein Handy.

Immer öfter nutzen es viele nicht nur zum Kommunizieren, sondern auch für die Arbeit. E-Mails werden unterwegs gelesen, Teile schnell nachbestellt oder per Satellitenfoto ein Grundstück im Vorfeld einer Baustelle angeschaut. Der technische Fortschritt schreite rasant voran. Die neuen Gesellen haben während ihrer Ausbildungszeit zwei verschiedene »Geschwindigkeiten« kennengelernt.

Einerseits brachten die Ausbilder ihnen die Tradition und die Werte des Handwerks bei, anderseits vernetze sich die Welt immer weiter - auch in Firmen oder Privathaushalten. Roboter, Drohnen, Videokonferenzen und Elektromobilität seien für die Absolventen bald so selbstverständlich wie Hammer, Schiebelehre oder Malerpinsel. Die abgeschlossene Ausbildung sei ein Meilenstein im Berufsleben.

Auf ihr kann man aufbauen, um sich stetig weiterzuentwickeln. Bis zur Gesellenprüfung war es ein langer und intensiver Weg, jetzt könnten die Prüflinge stolz sein und sich feiern lassen. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche sei aber die eigene Ausbildung nicht beendet. Lebenslanges Lernen sei gefragt. »Handwerk ist nicht nur Handwerk, es ist auch Kopfwerk«, betonte Roßmann.

Flexible Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten gebe es, dazu rief er auf. Im Handwerk sei es möglich, einen akademischen Abschluss und einen Meisterbrief zu erlangen. »Bauen Sie an dem Haus Ihrer Zukunft«, appellierte der Festredner. Mit dem Gesellenbrief haben die Absolventen den Grundstock gelegt, auf den sie aufbauen können, um vielleicht einmal auch der eigene Chef zu sein.

Unternehmergeist und Mut, Nachfolger bestehender Firmen zu werden oder innovative Firmen zu gründen, seien gefragt. Viele Möglichkeiten gebe es. Abschließend forderte Roßmann die neuen Gesellen auf: »Die unfertige Welt ist eine Welt voller Herausforderungen. Stütz Dich drauf und mach was draus - mit allen Talenten und Ideen. Alles, was Du dafür brauchst, ist die richtige Einstellung und Spaß daran, mit Deinen eigenen Händen etwas zu schaffen.«

Kreishandwerkermeister Hermann-Josef Hupe mahnte, sich nicht leicht zufriedenzugeben, sondern stets nach höheren Weihen zu streben. Beim Newtonpendel ist es am effektivsten, wenn alle fünf Kugeln synchron in Bewegung sind und sich nicht gegenseitig behindern, blockieren oder abbremsen.

Im Einklang gebe auch eine längere Bewegungsphase. Ähnlich wie beim Pendel sei es im Leben, man müsse sich ohne »Wenn und Aber« vollständig, konzentriert und mit geballter Kraft einsetzen, um Meisterschaft, Qualität, Erfolg, Erfüllung und Glück zu erlangen. Nur stets mit geringerem Engagement zu agieren, sei, wie beim Pendel mit weniger Kugeln zu hantieren, sie blockieren sich und saugen die Energie sukzessive auf.

Synchronisiert hingegen, schwingen sie von einer zur anderen Seite und demonstrieren Schwung und Dynamik. In Harmonie sei die Durchschlagskraft enorm, so Hupe, es entstehen keine Konflikte, nichts kracht oder scheppert gegeneinander. Es gibt keine Konflikte und störenden Geräusche. Nicht jammern sollte man - einige betreiben es sogar schon fast als Volkssport -, sondern gemäß des Mottos »Change it, leave it oder love it« handeln.

Wenn einem im Leben etwas nicht gefalle, sollte er die Situation verlassen (»leave it«), lernen, sie zu lieben (»love it«) oder sie zu ändern (»change it«). Wenn man etwas mit großer Freude und Leidenschaft verrichte, dann vergehe die Zeit »wie im Flug«, Anstrengungen werden geringer wahrgenommen, Erfolge stellen sich ein, qualitativ hochwertige Ergebnisse produziere man häufiger, Selbstverwirklichungsprozesse und Zufriedenheit treten vermehrt ein. Nach der anschließenden traditionellen Freisprechung gratulierte Hupe zusammen mit allen Prüflingen zur Erhebung in den Gesellenstand.mru

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