Herbstbelebung auch in Corona-Zeiten

September-Zahlen: Arbeitslosigkeit in Südniedersachsen sinkt saisonbedingt, Bedarf an Arbeitskräften steigt

Region. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März ist im Agenturbezirk Göttingen die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat gesunken. Der dem üblichen saisonalen Verlauf entsprechende Rückgang fiel sogar etwas deutlicher aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Somit waren im September 15.083 Menschen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern der Region gemeldet.

Wie die Agentur für Arbeit Göttingen mitteilte, ging die Zahl der Arbeitslosen im September gegenüber dem Vormonat um 1.066 beziehungsweise 6,6 Prozent zurück. Allerdings liegen die Zahlen im Vergleich zur Entwicklung 2019 weiter deutlich über dem Vorjahresniveau. Gegenüber September 2019 waren im zurückliegenden Monat 2.755 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 22,3 Prozent.

Saisonüblich ist der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Gruppe der Arbeitslosen unter 25 Jahren. Diese Altersgruppe macht 11,7 Prozent der Arbeitslosen in der Region aus, das waren im September 1.768 junge Arbeitslose. Zwar liegt der Wert mit einem Plus von 22,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat weiterhin über der Zahl vom September 2019. Doch mit einem Minus von 18,8 Prozent gegenüber August fiel der Rückgang aktuell etwas stärker aus als in den Vorjahren.

Klaus-Dieter Gläser, Chef der Göttinger Agentur für Arbeit, führt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auf die einsetzende Herbstbelebung zurück: »Betriebe aus Wirtschaft und Verwaltung haben uns im zurückliegenden Monat wieder mehr offene Stellen gemeldet. Darüber hinaus sichert Kurzarbeit auch in unserer Region Arbeitsplätze. Davon profitieren nicht nur Beschäftigte, die in der Krise ihren Arbeitsplatz behalten, sondern auch Betriebe, die bei kurzfristiger wirtschaftlicher Belebung auf ihre gut eingearbeiteten Kräfte zurückgreifen können. Auch haben im September weniger Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, gleichzeitig aber mehr Menschen einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Diese Entwicklung betrifft erfreulicherweise nicht nur den Vergleich zum Vormonat, sondern auch den zum Vorjahresmonat.«

Arbeitsmarktfördernde Maßnahmen

Der Agenturchef weist auf die Auswirkungen von arbeitsmarktfördernden Maßnahmen hin: »In den letzten Wochen ist es den Jobcentern und der Arbeitsagentur gelungen, trotz der Einschränkungen infolge der Pandemie wieder mehr Menschen mit Qualifizierungs- und Aktivierungsangeboten zu unterstützen, damit sie ihre Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz verbessern können. Das wirkt sich entlastend auf die Zahl der Arbeitslosen aus.« Im zurückliegenden Monat nahmen knapp 2.500 Menschen geförderte Angebote der Qualifizierung, Aktivierung oder Teilhabe wahr.

Bis einschließlich März dieses Jahres entsprach die Entwicklung der Arbeitslosigkeit dem regionalen, saisonüblichen Verlauf. Dabei lagen die Werte jeweils unter den Zahlen des Vorjahrsmonats. Im April haben sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie erstmals in einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen bemerkbar gemacht. Bis August ist die Zahl weiter gestiegen. Im September zeigt sich nun erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie ein Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Region.

Werte zu Kurzarbeit von März bis Mai

Für Mai steht jetzt die erste Hochrechnung zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Kurzarbeit zur Verfügung: Danach haben im Agenturbezirk Göttingen im Mai 2.920 Betriebe von Kurzarbeit Gebrauch gemacht. Von dieser beschäftigungssichernden Förderung profitierten im Mai nach aktueller Hochrechnung 26.113 Beschäftigte.

Mittlerweile liegen für März endgültige Werte für die realisierte Kurzarbeit vor. Danach haben im ersten Monat der Pandemie 1.877 Betriebe für 14.526 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezogen. Im September reichten nach vorläufigen Daten weitere 41 Betriebe Anzeigen auf Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit ein.

Ergänzend zur gesetzlich definierten Arbeitslosenzahl veröffentlicht die Agentur für Arbeit Angaben zur Unterbeschäftigung. Dabei zählen zu den Arbeitslosen zusätzlich solche Personen, die nicht als arbeitslos gelten, die aber beispielsweise im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Die Unterbeschäftigung betrug nach vorläufigen Angaben im September 19.214. Der Wert stieg damit um 1.825 beziehungsweise 10,5 im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Zahlen aus dem Landkreis Northeim

In den zum Agenturbezirk Göttingen zählenden Landkreisen Göttingen und Northeim liegt die Zahl der Arbeitslosen weiter deutlich über dem Wert des Vorjahresmonats. Allerdings sank die Arbeitslosigkeit in beiden Landkreisen im Vergleich zum August. So waren im Landkreis Northeim im September insgesamt 3.954 Menschen arbeitslos, 333 (minus 7,8 Prozent) weniger als im Vormonat, allerdings 484 (13,9 Prozent) mehr als vor Jahresfrist. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt 5,6 Prozent. Damit liegt sie 0,7 Prozentpunkte über dem September-Wert 2019.

Gestiegene Quote im Landkreis Göttingen

Im Landkreis Göttingen stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,2 Prozentpunkte auf aktuell 6,4 Prozent an. Im zurückliegenden Monat waren hier 11.129 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, 2.271 (25,6 Prozent) mehr als vor Jahresfrist. Gegenüber August sank die Zahl der Arbeitslosen jedoch um 733 (minus 6,2 Prozent).

Arbeitslosigkeit in Einbeck

Die Arbeitslosigkeit in Einbeck hat sich von August auf September um 115 auf 1.330 Personen verringert, das waren 246 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug 6,2 Prozent; vor einem Jahr waren es 5,1 Prozent. Dabei meldeten sich nun 199 Personen neu oder erneut arbeitslos, 41 weniger als vor einem Jahr. 309 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden, das waren fünf weniger. Seit Jahresbeginn gab es insgesamt 2.375 Arbeitslosmeldungen, was einem Minus von 81 gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Dem stehen 2.225 Abmeldungen von Arbeitslosigkeit, ein Rückgang um 328 Personen.

Um 86 auf 317 ist der Bestand an Arbeitsstellen im September gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 43 Arbeitsstellen weniger. 56 neue Arbeitsstellen wurden von den Betrieben gemeldet, was 20 weniger waren als vor einem Jahr. Seit Januar gingen 758 Arbeitsstellen ein, eine Abnahme von 86.
Arbeitslos gemeldet waren in Einbeck 785 Männer und 545 Frauen. 128 Personen waren 15 bis unter 25 Jahre alt, 21 davon bis unter 20 Jahre. 472 Arbeitslose waren 50 Jahre und älter, 310 davon 55 Jahre und älter. 479 Personen gelten als langzeitarbeitslos. Die Statistik weist zudem 70 arbeitslose Schwerbehinderte sowie 215 arbeitslose Ausländer aus.

SGB II und SGB III

Der Zugang an Arbeitslosen lag bei 199, davon 80 aus Erwerbstätigkeit und 68 aus Ausbildung oder aus einer sonstigen Maßnahme. 42 neu gemeldete Arbeitslose waren 15 bis unter 25 Jahre alt, 32 waren 55 Jahre und älter.

309 Personen konnten sich aus der Arbeitslosigkeit abmelden, davon 112 in Erwerbstätigkeit und 119 in eine Ausbildung oder sonstige Maßnahme. 75 Personen waren 15 bis unter 25 Jahre alt, 40 waren 55 Jahre und älter.

Die Arbeitslosigkeit hat sich im Rechtskreis SGB III von August auf September um 81 auf 548 Personen verringert; das waren 183 Arbeitslose mehr als im September 2019. Die anteilige Arbeitslosenquote betrug 2,6 Prozent nach zuvor 1,7 Prozent.

Im Rechtskreis SGB II hat sich die Arbeitslosigkeit um 34 auf 782 Personen verringert, 63 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die anteilige Arbeitslosenquote lag hier bei 3,7 Prozent nach 3,4 Prozent im Vorjahresmonat.

Zahlen anderer Geschäftsstellen

Die Arbeitslosenquote lag, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, in der Geschäftsstelle Duderstadt bei 4,4 Prozent, in Northeim bei 5,3 Prozent, in Hann.-Münden bei 5,5 Prozent, in Uslar bei 5,6 Prozent, in Göttingen und Osterode bei jeweils 6,9 Prozent.ek/oh

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