Homeschooling vor Abschlussprüfung

Drei Auszubildende zum Mediengestalter geben Auskunft | Lehrer »fit im Umgang mit Computern«

»Natürlich ist es schade, dass der Präsenz­unterricht nicht mehr wie gewohnt stattfinden kann. Durch das Homeschooling fällt der betreute Praxisunterricht weg. Wir sind also gezwungen, uns einiges selber beizubringen. Unsere Lehrer geben sich aber sehr viel Mühe und vermitteln mir ein sicheres Gefühl in Hinsicht auf die bevorstehende Abschluss­prüfung. Wenn wir Fragen haben, werden diese sofort beantwortet. Auch außerhalb der Unterrichtszeiten kümmert man sich um unsere Fragen oder Bedenken«, erklärt Thomas Beier, Auszubildender bei der Ein­becker Morgenpost.

Region. Wie sich Homeschooling im Moment bei älteren Schülern gestaltet, fragte die »EM« bei ihm und zwei seiner Mitschüler nach: Katha­rina Wriedt aus Bad Lauterberg und Cedric Jordan aus Uslar. Die Drei lernen Medienge­stalter/in Fachrichtung Digital und Print und haben zurzeit in der BBS II in Göttingen, im dritten Lehrjahr, mittwochs von 7.55 bis 15 Uhr Unterricht.

Szenario B in großem Klassenraum

»Wir wurden das gesamte letzte Schuljahr im Szenario B unterrichtet. Aber da unser Klassenraum so viel Platz bietet, dass wir im Abstand von 1,5 Meter sitzen konnten, blieb die ge­samte Klasse weiter im Präsenzunterricht.« Bei einem kleineren Raum hätte die halbe Klasse im Distanzunterricht und die andere Hälfte im Präsenzunterricht unterrichtet werden müssen: »Dazu kam es aber, wie gesagt, zum Glück nicht«, berichtet Beier. »Kranke Schüler haben sich, um das Infektionsrisiko zu senken, von zu Hause dazuschalten können. Unser Klassenlehrer hat eine Kamera und ein Mikrofon im Klassenraum installiert, so konnten die kranken Schüler von zuhause über Google Classroom am Unterricht teilnehmen und sich auch einbringen. Die beiden Unterrichtstage vor den Ferien mussten wir ins Szenario C wechseln. Die Klasse hat sich über diese Plattform um 7.55 Uhr getroffen und wir haben ganz regulär Unterricht gemacht. Unsere Lehrer haben sich von zuhause dazugeschaltet, uns unterrichtet, uns Aufgaben gegeben und standen für Fragen zur Verfügung. Das hat alles prima funktioniert. Der Praxisunterricht im Homeschooling lässt sich aber nicht so gut wie im Präsenzunterricht realisieren.

Die Umstellung auf das Szenario C verlief reibungslos, da sich die Lehrer schon länger darauf vorbereitet haben. Wir sind in der glücklichen Situation, dass unsere Lehrer fit im Umgang mit Computern sind. Der digitale Klassenraum unterscheidet sich nicht großartig vom eigentlichen Klassenraum. Für Gruppenarbeiten gehen wir in gesonderte Räume und besprechen uns dort. Wir stehen kurz vor den Vorbereitungen für die Abschlussprüfung im Mai. Wie sich das gestalten wird, wissen wir noch nicht«, erzählt der 25-jährige Einbecker, der in seiner Freizeit gern Fußball spielt, »wenn Corona das zulässt«.

Für Abschlussschüler nicht empfehlenswert

Mitschülerin Katharina Wriedt aus Bad Lauterberg – privat leidenschaftliche Fotografin und auch in den sozialen Medien unterwegs – findet »das Homeschooling jetzt speziell bei Abschlussklassen tatsächlich nicht so gut. Wenn man das jetzt bildungstechnisch sieht, fehlt es irgendwie an richtigem Unterricht. Im Homeschooling machen wir lediglich Aufgaben und geben diese dann ab. Mir fehlt es, dass wir in der Praxis konzentriert auf etwas vorbereitet werden. Bei Diskussionen fehlt mir die persönliche Kommunikation, weil man im Präsenzunterricht in größeren Gruppen besser auf Dinge eingehen kann als in einer Online-Konferenz. Ich fühle mich dadurch nicht gut auf die Prüfung vorbereitet, weil viele Themen einfach gar nicht angesprochen werden oder wir gezwungen sind, uns das selbst beizubringen«, zeigt sich die 20-Jährige eher skeptisch. »Auf Hausaufgaben bekommen wir nur selten Feedback. Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich womöglich falsche Inhalte lerne. Das finde ich irgendwie schade. Für Abschlussschüler finde ich das Konzept nicht empfehlenswert.«

Gute Prüfungsvorbereitung kann stattfinden

»Dass der Präsenzunterricht momentan nicht stattfindet, macht viele Dinge natürlich nicht einfach, vor allem in Bezug auf die Abschlussprüfung, die dieses Jahr ansteht«, denkt Cedric Jordan, Mitschüler aus Uslar. »Das stellt sowohl Lehrer als auch Schüler vor Herausforderungen«, ergänzt der 20-Jährige, der sich in der Feuerwehr engagiert.

Aber er ist zuversichtlich: »Die Prüfung trotzdem gut zu meistern wird dadurch aber nicht unmöglich, da eine gute Prüfungsvorbereitung dennoch stattfinden kann und der Unterricht weiterhin über andere Wege durchgeführt wird.«tb/des