Impfzentrum soll am 15. Dezember startklar sein

Ganz wichtig: Personal mit medizinischen Fachkenntnissen gesucht | Terminvergabe erfolgt über das Land

So sehen die Pläne für das Impfzentrum aus, das in der Stadthalle Northeim derzeit eingerichtet wird. Zum 15. Dezember soll es startklar sein.

Die Stadthalle Northeim wird das zentrale Corona-Impfzentrum für den Landkreis Northeim. Die Vorbereitungen dazu sind in den vergangenen Tagen angelaufen, jetzt geht es an die Umsetzung. Am 15. Dezember soll alles fertig sein – der konkrete Start ist abhängig von der Lieferung des Impfstoffs. Was bisher in die Wege geleitet wurde, was ansteht und wie es weitergeht, haben jetzt Kreisverwaltung und Vertreter der Hilfsorga­nisationen erläutert.

Northeim. Die letzte Hürde hat der Verwaltungsausschuss der Stadt Northeim am Montagabend aus dem Weg geräumt, indem er der Nutzung der Stadthalle zugestimmt hat. Der Kreistag hatte seine Zusage am Freitagnachmittag gegeben, nachdem zuvor das Land das Konzept bestätigt hatte. Als »kommunale Familie« werde man die Aufgabe, der Corona-Pandemie zu begegnen, gemeinsam schultern, stellten Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Northeims Bürgermeister Simon Hartmann fest.

Der Betrieb des Testzentrums sei zunächst bis zum 30. Juni 2021 vorgesehen, erläuterte die Landrätin, es gebe aber eine Option zur Verlängerung um ein halbes Jahr. Die Bevölkerung zu immunisieren gegen Corona, sei eine Mammutaufgabe. Dabei sei es nicht das Ziel, die Stadthalle der Kultur zu entziehen, sondern Menschenleben zu retten.

Ausdrücklich bedanke er sich bei den Kollegen der Hilfsorganisationen, sagte Landkreis-Dezernent Harald Rode als Stabsleiter »Impfzentrum«. Seit Februar sei Corona intensives Thema in der Kreisverwaltung, seit November werde an den Planungen für das Impfzentrum gearbeitet. So etwas einzurichten, gehöre keineswegs zum Tagesgeschäft; entsprechend seien viele Fragen noch nicht zu beantworten. Am 17. November habe man vom Land Vorgaben bekommen, was zu beachten sei. Daraufhin habe man mit den Hilfsorganisationen ein erstes Konzept erarbeitet, und alle seien als Unterstützer dabei gewesen, um dieses Thema auf die Gleise bringen könne. Am 24. November habe das Land den Auftrag zur Umsetzung erteilt, eine Woche später konnte das Konzept eingereicht werden. Dabei galt es, die Vorgaben des Landes zu beachten: Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr, barrierefreier Zugang, ausreichend Fläche, Sanitärräume, Internetzugang sowie die Möglichkeit, einen Objektschutz zu sichern. Innerhalb weniger Tage habe man mit tatkräftiger Unterstützung das Vorhaben ausarbeiten können. In der vergangenen Woche habe das Innenministeriumzudem ein »außergewöhnliches Ereignis« festgestellt: Das bedeute für den Landkreis, dass er Hilfsorganisationen beauftragen könne. Ehrenamtliche, die in diesem Zusammenhang tätig seien, würden von ihren Arbeitgebern freigestellt. Allerdings, das machte Rode deutlich, werde das Projekt nicht komplett auf den Schultern der Freiwilligen liegen: »Wir brauchen zwingend hauptamtliches Personal.«

Geplant ist, zwei Impfstrecken mit je acht Impfteams einzurichten, die die Impfungen vor Ort vornehmen. Weiter werden mobile Teams zusammengestellt, die diejenigen impfen, die nicht in die Stadthalle kommen können. Der Landkreis sei dabei für alles zuständig, außer für die Zurverfügungstellung des Impfstoffs. Er stelle auch die Ärzte. Und hier machte Rode deutlich, dass man dringend auf Unterstützung angewiesen sei. Der Landkreis gehe derzeit davon aus, dass er in der Lage sei, dem Land zum 15. Dezember wie vereinbart Vollzug zu melden.

Wer wann geimpft werde, das werde eine eigene Verordnung regeln, die sich noch in der Vorbereitung befinde.

Die Kosten für den Betrieb für ein ganzes Jahr bezifferte der Landkreis-Dezernent auf vier Millionen Euro, die Hälfte falle an, wenn das Zentrum nur bis zur Jahresmitte betrieben werden solle. Vom Land gebe es eine Kostenzusage. Die Ausgaben, die die Stadt Northeim habe – rund 19.000 Euro im Monat –, werde sie dem Landkreis in Rechnung stellen, der dann wiederum mit dem Land abrechne, hieß es.

Frank Beckmann, Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbands Göttingen-Northeim als Betreiber des Impfzentrums, erklärte, es sei das Ziel, bis zu 600 Impfungen pro Tag vornehmen zu können. Auf einer Impfstrecke würden 200 Personen täglich geimpft, damit werde man starten. Bei Bedarf erfolge die Aufstockung. Zunächst brauche man 30 Mitarbeitern. Der Ausbau bedeute, dass der Bedarf an Fachpersonal steigen werde, »und das ist das größte Problem für uns alle.« Es gebe ohnehin eine dünne Personaldecke. Landesweit würden rund 10.000 zusätzliche medizinische Fachkräfte benötigt. Etwa zehn medizinische Fachangestellte könne man hier gut gebrauchen; möglich seien Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit.

Die Terminvergabe laufe über das Land, sowohl für den ersten als auch für den zweiten Termin. Entsprechend könne man Personal einplanen. Auf keinen Fall wolle man, dass die zu Impfenden lange warten müssten. Im Idealfall seien sie 30 bis 45 Minuten vor Ort.

Gestern wurde Material besorgt, heute startet das Technische Hilfswerk mit den Ortsverbänden Einbeck und Northeim mit dem Aufbau. Wie Maximilian Radke aus Einbeck erläuterte, werden zunächst Arztbereiche und dann Impfstrecken installiert. Gut sei, dass es in der Stadthalle Infrastruktur gebe, die man nutzen könne Marc Küchemann von der Johanniter-Unfallhilfe und Sven Obermann vom Arbeiter-Samariter-Bund kündigten an, dass beide Rettungsorganisationen je ein mobiles Impfteam stellen werden, bestehend aus einem Verwaltungshelfer, einer impfbefähigten Person und einem Arzt. Ausrüstung und Aufträge nehmen sie im Impfzentrum entgegen.

Die Leiterin der Gesundheitsdienste beim Landkreis Northeim, Dr. Regina Pabst, wird das Impfzentrum leiten. Geimpft werde von medizinischem Personal: medizinischen Fachangestellten, Krankheits- und Gesundheitspflegern. Aber auch Altenpfleger, Notfallsanitäter sowie Rettungsassistenten dürften die Spritzen verabreichen. Aufgrund personeller Engpässe gehe man davon aus, dass auch Medizinstudenten im klinischen Teil ihrer Ausbildung zum Einsatz kommen könnten. »Wer nicht geübt ist, wird trainiert«, versicherte sie. Nach dem Start mit etwa 30 Mitarbeitern brauche man zehn weitere für jede zusätzliche Strecke beziehungsweise 50 Beschäftigte, wenn alles in vollem Betrieb sei. Die Hälfte davon müsse eine medizinische Qualifikation habe. Bei Impfzeiten von zehn Stunden täglich gebe es Schichtbetrieb.

Ein Arzt müsse aus juristischen Gründen dabei sein. Er führe das Aufklärungsgespräch mit dem Impfwilligen, wobei er sich von der Impftauglichkeit überzeugen müsse. Wer Vorerkrankungen habe, sollte idealerweise entsprechende Unterlagen mitbringen. Das gleiche gelte für den Medikamentenplan. Nebenwirkungen, etwa ein unangenehmes Gefühl im Arm, könnten wie bei jeder Impfung auftreten. Über die speziellen Nebenwirkungen der Impfstoffe könne sie noch nichts sagen. Alles, betonte Dr. Pabst, sei absolut freiwillig, es bestehe keine Impfpflicht.

Eine Telefonnummer werde vom Land für die Anmeldungen freigeschaltet, in einem zweiten Schritt ein entsprechendes Internetangebot. Dort bekomme man Termin und Impfzentrum genannt. Die Vergabe soll am 15. Dezember beginnen.

Nach den ersten Impfungen in den Altenheimen würden ältere Menschen geimpft, anschließend Mitarbeiter in Notaufnahmen oder in der Pflege von Covid-19- oder Krebspatienten. »Die Bürger werden die Impfstoffe nicht wählen können«, erläuterte sie weiter. Voraussichtlich werde zunächst der Impfstoff genutzt, der gekühlt werden müsse. Die Kühlboxen stelle das Land zur Verfügung.

Von einer Grundimmunisierung im Landkreis könne man ausgehen, wenn etwa zwei Drittel der Menschen geimpft seien. Dann lasse sich die Pandemie stoppen. Perspektivisch sei vorgesehen, dass auch Hausärzte impfen könnten, insbesondere dann, wenn Impfstoffe verfügbar seien, die keine starke Kühlung benötigten.
Es werde immer jemanden geben, der nicht zufrieden sei – wenn sich etwa jemand impfen lassen wolle, der noch nicht an der Reihe sei. Das berge Konfliktpotenzial.

Man trete gemeinsam an, um die Pandemie schnell zu überwinden, sagte Bürgermeister Simon Hartmann. Für die bisherigen Nutzer der Stadthalle würden Alternativen vorgeschlagen – für den Rat die Mehrzweckhalle Höckelheim. Dass man die Halle zur Verfügung stellen könne, sei ein starkes Zeichen der Solidarität. Man verliere damit ja nicht, sondern gewinne hoffentlich bald die Freiheit für ein selbstbestimmtes Leben zurück.

Von allen Beteiligten gab es Lob für die bisherige gute Zusammenarbeit. Aber wenn so viele Bürger ihr »altes Leben« wiederhaben wollten, setze das voraus, sich impfen zu lassen und eine möglichst hohe Durchimpfrate zu erreichen, betonte die Landrätin.ek

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