Kreistag Northeim

Jörg Richert wird Nachfolger von Dr. Hartmut Heuer

Einstimmige Wahl, keine öffentliche Ausschreibung | Umstrukturierung der Kreisverwaltung mit vier Dezernaten

Einstimmig hat der Kreistag Jörg Richert (Dritter von links) zum Nachfolger des Ersten Kreisrats Dr. Hartmut Heuer (rechts) gewählt, der zum 31. Juli 2018 in den Ruhestand geht. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (Zweite von rechts) hatte mit der Nachfolgeregelung zugleich eine Umstrukturierung der Kreisverwaltung vorgeschlagen. Leitungsfunktionen übernehmen künftig als die vier neuen Dezernatsleiter neben Jörg Richert Uljana Klein, Ralf Buberti und Harald Rode (von links).

Jörg Richert wird Nachfolger des Ersten Kreisrats Dr. Hartmut Heuer. Das hat der Northeimer Kreistag bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Auf eine Ausschreibung ist verzichtet worden. Zugleich hat der Kreistag mit der Einrichtung von Dezernaten die Neugliederung der Kreisverwaltung beschlossen.

Einbeck. Zum 31. Juli 2018 gehe der Erste Kreisrat Dr. Hartmut Heuer in den Ruhestand, kündigte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel im Kreistag an. Er sei in diesem Jahr für längere Zeit erkrankt – die Kreistagsabgeordneten begrüßten seine Sitzungsteilnahme mit Applaus –, und sie habe sich Gedanken gemacht, wie es mit einer modernen, zukunftsfähigen Kreisverwaltung weitergehen solle. Sie wolle das zum Anlass nehmen und die Kreisverwaltung neu gliedern. »Dr. Heuer wird in vier Personen aufgeteilt«, schmunzelte sie mit Blick auf die Bildung von vier Dezernaten: Kreisentwicklung, Sicherheit und Ordnung, Jugend und Soziales sowie Bauen und Umwelt. Deren künftige Leiter – Uljana Klein, Jörg Richert, Harald Rode und Ralf Buberti – würden die Verantwortung aufnehmen und verteilen. Sie sehe darin eine schlankere Hierarchie, gute Kommunikation und eine effizientere Verwaltung, so die Landrätin. Die heutige Struktur, unter anderem mit neun Fachbereichs- und 38 Fachdienstleitern, sei wenig praktikabel. Sinnvoller wäre ein schlagkräftiges, kleines Team mit hoher Fachlichkeit, das kreativ denke, Ideen anschiebe und innovationsfreudig sei.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Simon Hartmann befürwortete das Vorgehen. Er habe befürchtet, dass der Tag komme, an dem Dr. Heuer gehen werde, wenngleich er höchstes Verständnis für diesen Schritt habe. Er habe den Ersten Kreisrat immer sehr geschätzt, und in politischen und juristischen Fragen sei er ein absoluter Experte. Für das langjährige Wirken könne man ihm nur danken. Es sei gut, die Nachfolge frühzeitig zum Thema zu machen. Die SPD-Fraktion folge den Vorschlägen der Landrätin. Die Dezernatsstruktur sei nachvollziehbar, und aus der Qualifikation und Fachlichkeit sowie aus einem hohen Vertrauen in die künftigen Stelleninhaber heraus könne man das nur unterstützen. Auch der Verzicht auf eine öffentliche Ausschreibung für die Position des Ersten Kreisrats sei richtig, sie würde, das habe auch die Landrätin festgestellt, kein besseres Ergebnis bringen. Jörg Richert habe Dr. Heuer bisher immer unterstützt und sich dabei absolut bewährt. Um Sorgen der Beschäftigten zur Unstrukturierung aufzugreifen, sei es wichtig, eine sorgsame und enge Kommunikation zu führen. Der Weg sei klug und nachvollziehbar, er werde von Erfolg gekrönt sei, war Hartmann sicher. Die SPD finde es gut, wie die Sache angepackt wurde.

Die Gliederung in Dezernate sei eine moderne und zugleich historische Entscheidung, stellte Irnfried Rabe, FDP, fest, solche Strukturen habe es schon einmal gegeben. Bemerkenswert fand er, dass mit Uljana Klein erstmals eine Gleichstellungsbeauftragte ins operative Geschäft wechsele – ein Hinweis, der ihm den Tadel von Frauke Heiligenstadt, SPD einbrachte: Nur bei der Kandidatin habe er die Qualifikation in Frage gestellt, bei den männlichen Kollegen nicht. Damit zeige Rabe, dass er in der Vergangenheit »hängengeblieben« sei. »Das regt mich wirklich auf.« Rabe verteidigte sich dahingehend, die drei Mitarbeiter seien schon länger in der Kreisverwaltung tätig, Uljana Klein dagegen nicht. Gegen den Vorwurf mangelnder Wertschätzung verwahre er sich.

Die künftige Verwaltung sehe fast eine Halbierung der jetzigen Strukturen vor, das sei ein mutiger Schritt, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Heiner Hegeler. Aber seine Fraktion werde das unterstützen. Er sei sicher, dass die Landrätin wisse, was sie tue, und er hoffe, dass das Vorhaben mit den handelnden Personen gut umsetzbar sei. Auf die Ausschreibung zu verzichten, werde von der CDU vorbehaltlos unterstützt. Jörg Richert sei jemand, der lösungsorientiert arbeite. Er passe damit in Dr. Heuers Fußstapfen. Mit dem Vorschlag sei man »sehr einverstanden.«

Eine gut funktionierende Verwaltung sei wichtig für die Kreistagsabgeordneten, stellte Karen Pollok, Grüne, fest. Die Vorschläge seien ein richtiger eigener Schritt, es sei nichts kopiert worden. Den Aufstieg der Gleichstellungsbeauftragten finde ihre Fraktion gut, wenngleich man bedauere, dass sie sich damit aus ihrem Amt verabschiede, das sie sehr engagiert ausgefüllt habe. Mit dem Vorschlag Jörg Richert sei eine gute Lösung innerhalb der Verwaltung gefunden worden.

Die Neugliederung der Kreisverwaltung wurde bei der Gegenstimme des Linken-Kreistagsabgeordneten beschlossen.

Zur vorgeschlagenen Wahl von Jörg Richert zum Ersten Kreisrat sagte die Landrätin, sie habe zwar seinerzeit mit ihm um das Amt konkurriert, ihn in der Zusammenarbeit aber sehr schätzen gelernt. Es habe sich ein gutes und loyales Vertrauensverhältnis entwickelt. Jörg Richert sei pragmatisch und bringe hohe Fachlichkeit mit. Er könne auf Menschen zugehen und sei kommunikativ. Sie würde sich freuen, wenn er ihr Stellvertreter würde.

Für den Verzicht auf die öffentliche Ausschreibung der Stelle des Ersten Kreisrats war eine Drei-Viertel-Mehrheit des Kreistags notwendig, die mit 41 Stimmen auch erreicht wurde. Linke und AfD enthielten sich. Mit dem gleichen Ergebnis wurde Jörg Richert für eine Amtszeit von acht Jahren zum Ersten Kreisrat gewählt, ebenso zum allgemeinen Stellvertreter der Landrätin.

Der 50-Jährige aus Salzderhelden ist Jurist. Er hat im Januar 2001 als Justiziar seine Tätigkeit beim Landkreis Northeim begonnen. Seit 2008 ist er Leitender Kreisverwaltungsdirektor. Seit Mai 2005 hat er als Leiter der Stabsstelle Justiziariat beziehungsweise seit August 2014 als Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste und Schulen bei Verhinderung des Ersten Kreisrats bereits die Vertretung des Landrats und jetzt der Landrätin übernommen. Er sei dabei seinen Aufgaben in hervorragender Weise gerecht geworden. Seine Eignung für das künftige Amt habe er damit unter Beweis gestellt. Er bringe, hieß es in der Vorlage der Verwaltung, einen reichen Erfahrungsschatz sowie profunde Kenntnisse der Strukturen der Region mit.

Jörg Richert dankte nach der Wahl für das Vertrauen der Kreistagsabgeordneten, er dankte aber auch seiner Frau sowie seinen Eltern, die im Publikum anwesend waren, und er wandte sich mit Dank an Dr. Hartmut Heuer. Er versicherte, er werde sich weiterhin für einen starken eigenständigen Landkreis Northeim einsetzen.ek

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