Keine Abzocke: Blitzer des Landkreises

Landkreis Northeim gibt künftig bekannt, wo geblitzt wird | Positive Verhaltensänderung erhofft

Worum es bei Geschwindigkeitskontrollen wirklich geht, darüber haben der Landkreis Northeim mit Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Thomas Keufner sowie die Polizeiinspektion Northeim/Osterode mit Polizeidirektor Hans Walter Rusteberg informiert.

Northeim. Nach wie vor ist überhöhte Geschwindigkeit die Hauptursache für schwere Unfälle. Die Polizei legt seit Jahren Wert auf eine große Anzahl an Geschwindigkeitsmessungen. Der Landkreis Northeim »blitzt« mit zwei mobilen Messanlagen. Was der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer dienen soll, wird häufig als Abzocke abgetan. Das dem nicht so ist, unterstreicht Landrätin Astrid Klinkert-Kittel: Die Einnahmen aus den Bußgeldbescheiden machen gerade mal ein Promille des Kreishaushaltes aus – also rund 250.000 Euro im Jahr. Mit den Blitzern wolle man »niemanden gängeln« bekräftigt die Landrätin, sondern Fußgänger und Radfahrer schützen.

Fußgänger, die bei Tempo 30 von einem Auto erfasst werden, überleben den Unfall sehr wahrscheinlich mit leichteren Verletzungen, die Todeswahrscheinlichkeit für Menschen zwischen 15 und 59 Jahren liegt bei knapp zwei Prozent. Bereits bei 60 Stundenkilometern sind schwere Knochenbrüche und Schlimmeres zu erwarten. Die Todeswahrscheinlichkeit der Fußgänger erhöht sich auf 26 Prozent. »Im Auto fühlt sich der Unterschied zwischen 30 und 50 Stundenkilometern nicht groß an. Für die Fußgänger kann er über Leben und Tod entscheiden«, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.

Neben den Geschwindigkeitskontrollen durch die Kreisverwaltung führt auch die Polizeiinspektion Northeim-Osterode Kontrollen durch. Die werden allerdings nicht bekannt gegeben.

Es sei gelungen, die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle zu verringern, erklärt Polizeidirektor Hans Walter Rusteberg. Im Zuständigkeitsbereich »seiner« Polizeiinspektion sei die Zahl der Unfälle mit »schwerem Personenschaden«, also mindestens einer schwerverletzten Person, von 217 Unfällen im Jahr 2007 auf im Schnitt 120 Schwerstunfälle in den letzten drei Jahren gesunken. »Das ist auch auf die Zahl der Geschwindigkeitskontrollen zurückzuführen.« Blitzer-Apps sorgen nach Meinung Rustebergs dafür, dass sich die Verkehrsteilnehmer an die vorgeschriebenen Geschwindigkeit halten. Und das sei gewünscht.

Grundsätzlich blitzt der Landkreis an allen Stellen, die Gefahrenschwerpunkte darstellen. Damit ist aber auch gemeint, dass an diesen Stellen die geltenden Tempolimits häufig überschritten werden. »Im Landkreis Northeim gibt es eine Liste mit über 50 solcher Stellen«, erklärt Thomas Keufner vom Fachbereich Ordnungsangelegenheiten. Es sei selbstverständlich, an diesen Orten auch häufiger zu kontrollieren.

Im Landkreis gibt es 300 Messstellen, am häufigsten wurden Temposünder im Bereich der Sudheimer Straße in Northeim geblitzt. Massive Verkehrsverstöße gibt es auch am Altendorfer Tor in Einbeck, an der K 424 Lütgenrode und an der B64 am Dannhäuser Berg. Die Einbecker Straße in Northeim – also innerorts – meinte ein Autofahrer mit 120 Stundenkilometern befahren zu müssen. Außerorts wurde auf der B 241 zwischen Dorste und Berka ein Fahrer mit Tempo 228 geblitzt. Die von Keufner angeführten Zahlen zeigen, nicht jeder hält sich an die Spielregeln. Mit der Bekanntgabe der Blitzer-Stellen setzt der Landkreis nun auf eine positive Verhaltensänderung.

Keufner stellt zudem klar: Radarmessungen werden seit Jahren nicht mehr vorgenommen, es handelt sich um laserbasierte Messungen oder mittels Helligkeitssensoren. Und Obacht: Manches Messgerät misst bereits rund 30 Meter vor der aufgestellten Kamera. Die Messgeräte werden auch auf Privatgrund abgestellt, das ist im Vorfeld mit den Eigentümern abgeklärt.

Rund 900 bis 1.000 Bußgeldbescheide schickt der Landkreis jedes Jahr heraus, die Zahl der Einsprüche ist mit 40 bis 50 gering.

Um an die Gefahren erhöhter Geschwindigkeit zu erinnern, veröffentlicht die Northeimer Kreisverwaltung zukünftig die Blitzstandorte der Kreisverwaltung im Kreisgebiet. »Durch die wöchentliche Ankündigung der Mess stellen möchte ich das Thema der überhöhten Geschwindigkeit immer wieder in das Bewusstsein der Autofahrer bringen«, begründet die Landrätin ihre Entscheidung. Jeweils freitags werden deshalb ab sofort die Städte und Gemeinden genannt, in denen kontrolliert wird. Die Information wird in den Medien veröffentlicht, auf der Internetseite des Landkreises Northeim unter www.landkreis-northeim.de und in der Bürgerinfo- und Warnapp »Biwapp«.

Bürger, die Gefahrenstellen melden und Geschwindigkeitskontrollen anregen wollen, können sich per E-Mail an blitzer@landkreis-northeim.de wenden. Eine Antwort hat Landrätin Klinkert-Kittel zugesagt, binnen vier Wochen, ergänzt Keufner. Außerdem steht der Landkreis weiter im Austausch mit den Städten und Gemeinden vor Ort, um gefährliche Verkehrsbereiche identifizieren zu können.sts

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