»Nicht eine Sekunde ohne Regen«

Jugendpfleger Henrik Probst berichtet nach Eurocamp-Teilnahme über Hochwasserkatastrophe in Patschkau

Einbeck. Am vergangenen Wochenende ist die Einbecker Partnerstadt Paczkow/Patschkau in Polen von einem heftigen Hochwasser heimgesucht worden, von einer Katastrophe immensen Ausmaßes. Am Wochenende waren auch Jugendliche aus Einbeck vor Ort, um am Eurocamp teilzunehmen. Wie man die Situation vor Ort erlebt hat, darüber berichtete am Dienstagnachmittag Jugendpfleger Henrik Probst im Ausschuss für Jugend, Familie und Soziale.

Er sei, so der Jugendpfleger, tief bestürzt über die Bilder, die man aus Patschkau bekomme. Seit Donnerstag und noch bis Sonntagvormittag sei er mit Einbecker Jugendlichen dort im Eurocamp gewesen. Am Freitag habe Bürgermeister Artur Rolka die Gruppe begrüßt, eine angespannte Situation sei da schon spürbar gewesen. Man sei sehr gastfreundlich aufgenommen worden; zugleich wurden aber erste Maßnahmen beraten, denn die Wettersituation wurde zunehmend schwieriger.

Direkt durch Patschkau fließt der Fluss Kamienica, der Kamitzbach. Als Nebenfluss mündet er kurz hinter Patschkau in die Glatzer Neiße. Aufgrund heftiger Regenfälle und steigender Wasserstände habe es am Sonnabendabend erste Evakuierungen aus umliegenden Dörfern in eine Turnhalle gegeben, berichtete Henrik Probst. Mit Blick auf die Verantwortung für die Einbecker Jugendlichen habe er sich entschieden, Sonntagfrüh und damit eher als geplant abzureisen - und es sei gerade noch gelungen, die Region zu verlassen. Ab Mittag sei auch die Innenstadt evakuiert worden.

»Nicht eine Sekunde ohne Regen«, damit beschrieb er die Lage zwischen der Ankunft der Jugendlichen am Donnerstag und der Abfahrt am Sonntag. Am Sonnabend sei man im Rahmen einer Rundfahrt noch am Damm zwischen zwei Stauseen vorbei gekommen, und die örtliche Reiseleiterin habe an das Jahrhunderthochwasser im Sommer 1997 erinnert. Danach sei eine Staumauer gebaut worden, und damit fühle man sich sicher. Dieser Damm zwischen dem Patschkauer und Reichenauer Stausee sei in Höhe Kosel am Montagmittag gebrochen, und die Region wurde total überflutet. »Das hat uns alle völlig geschockt«, so Probst, die Situation vom Sonnabend noch deutlich vor Augen. Am Montagabend habe Patschkaus Bürgermeister Artur Rolka in den »Tagesthemen« im Ersten über die Lage vor Ort berichtet: Er habe die Evakuierung angekündigt, und da nicht alle gehen wollten, habe er die Zwangsevakuierung angeordnet. Erst wenn die Situation am Stausee und an den Dämmen wieder sicher sei, könnten die Anwohner nach Hause.

Man sollte, so Henrik Probsts Appell an den Ausschuss, eine Reaktion aus Einbeck in Richtung der Partnerstadt senden: »Wir sollten helfen.« Die Jugendlichen hätten einen hervorragenden Austausch erlebt; Gäste aus der Tschechoslowakei seien aufgrund der Lage zwar schon früher abgereist, aber man habe wirklich eine schöne Zeit gehabt, was man umso höher bewerten müsse angesichts der kritischen Lage vor Ort.

Man verfolge das über verschiedene Kanäle und sei sehr traurig über das, was in Patschkau vor Ort derzeit passiere, stimmte die Ausschussvorsitzende Eunice Schenitzki, SPD, zu.

Überparteilich und spontan hat der Ausschuss angeregt, den Erlös des Kuchenverkaufs beim Weltkindertagsfest am Sonnabend, 21. September, für Hilfe in der polnischen Partnerstadt zur Verfügung zu stellen. Dies soll, auch das wurde angekündigt, aber nur ein erster Schritt sein; weitere Unterstützung werde in Absprache mit Patschkau folgen.ek