Rund 780.000 Euro an Kulturschaffende

Landschaftsverband Südniedersachsen zieht erste Bilanz zu Corona-Hilfen in den Jahren 2020 und 2021

Region. Seit nunmehr fast zwei Jahren leidet die Kunst- und Kulturszene unter der Corona-Pandemie. Vor allem der erste Lockdown im Frühjahr 2020 war für viele Kulturschaffende ein Schock: Von einem Tag auf den anderen gab es keine Konzerte, Auftritte und Proben mehr, Kinos, Theater und Clubs waren geschlossen.

Nicht nur das Nichtstun machte den Kreativen zu schaffen, sondern auch existentielle Ängste, weil sie keine Einnahmen mehr generieren konnten. Vor allem die Solo-Selbstständigen befanden sich in einer prekären Lage, weil viele von ihnen kaum Betriebskosten vorzuweisen hatten und somit von Soforthilfe-Programmen des Bundes ausgeschlossen waren. Damit standen sie vor der bangen Frage, wie sie ihren Lebensunterhalt finanzieren könnten, ohne Hartz IV beantragen zu müssen. Hilfe kam vom Land Niedersachsen: Seit Mitte 2020 hat das Land mehrere Corona-Programme speziell für die Kulturbranche aufgelegt. »Seitdem haben viele Kulturschaffende und Einrichtungen in der Region Fördermittel erhalten«, sagt der Geschäftsführer des Landschaftsverbandes Südniedersachsen, Olaf Martin.

Der Landschaftsverband Südniedersachsen ist seit 1989 für Kulturförderung in den Landkreisen Göttingen, Northeim, Osterode und Holzminden zuständig. Auch die Abwicklung der niedersächsischen Corona-Sonderprogramme für die Kulturszene läuft über den kommunalen Verband. In den vergangenen Monaten ist viel Geld in die Region geflossen: Seit Juni 2020 wurden vom Land 783.000 Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt und vom Landschaftsverband an Kultureinrichtungen und Kulturschaffende vergeben. Rund 606.000 Euro davon wurden bereits ausgezahlt, die Restmittel fließen bis Ende 2022 an die Projekte.

Das erste vom Land Niedersachsen aufgelegte Förderprogramm richtete sich an Kultureinrichtungen und -vereine, die aufgrund der coronabedingten Einschränkungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Die Höhe der Förderung wurde nach den aufgelaufenen Zahlungsverpflichtungen bemessen, die nicht durch Einnahmen abgedeckt werden konnten. Im ersten Pandemiejahr 2020 kamen 13 südniedersächsische Kultureinrichtungen in den Genuss dieser Fördermittel, insgesamt wurden etwa 57.000 Euro ausgezahlt. Aus dem zweiten Programm für 2021 erhielten acht Kultureinrichtungen Zuschüsse in Höhe von knapp 50.000 Euro. Im Landkreis Northeim hat im Jahr 2020 eine Einrichtung diese Förderung nutzen können.

Deutlich mehr Anträge gab es beim Programm »Niedersachsen dreht auf«. Hier können Solo-Selbständige gewissermaßen über einen Umweg an Fördermittel kommen: Erstattet werden die Gagen oder Honorare, die Veranstalter mit Künstlern und anderen Solo-Selbständigen vereinbaren, um ein Kulturprojekt durchzuführen. Dieses Programm stieß in der südniedersächsischen Kulturszene sofort auf großes Interesse: 46 Anträge auf Gagen-Förderung erhielten vom Landschaftsverband eine Zusage, 16 davon aus dem Landkreis Northeim. Bisher wurden rund 506.000 Euro bewilligt, etwa 392.000 Euro wurden bereits an die Kulturveranstalter ausgezahlt. Auch für innovative Projekte, die von Solo-Selbstständigen selbst organisiert werden, konnten Zuschüsse beantragt werden. Hier wurden für bisher 27 Projekte rund 165.000 Euro an Fördermitteln zugesagt und knapp 103.000 Euro bereits ausgezahlt. Auch Träger kultureller Bildung konnten Anträge auf Honorarförderung stellen, hier wurden rund 5.300 Euro ausgezahlt. Bis zum Jahresende 2021 ließ sich noch eine Förderung aus »Niedersachsen dreht auf« beantragen, dem Landschaftsverband liegen 27 weitere Anträge vor. Das Land hat zusätzliche Mittel in Aussicht gestellt. Ob diese für die große Nachfrage in Südniedersachsen ausreichen werden und wer davon profitieren kann, wird voraussichtlich Ende Januar feststehen.

»Dank dieser Förderprogramme musste bislang keine Kultureinrichtung in der Region schließen«, konstatiert Geschäftsführer Olaf Martin. Jetzt komme es darauf an, auch die zukünftige Entwicklung im Auge zu haben: »Wir müssen uns Gedanken über die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie machen.

Möglicherweise stellen sich die größten Schwierigkeiten erst dann ein, wenn die schlimmste Krise vorbei ist.« Schließlich gebe es viele Unwägbarkeiten: »Wird das Publikum wieder zurückkommen, oder hat es sich inzwischen anderen Interessen zugewandt? Werden die Besucherzahlen jemals wieder das frühere Niveau erreichen, oder wird es einen dauerhaften Rückgang geben?« Die Finanzhilfen hätten auch einen konservierenden Effekt, gibt Martin zu bedenken. Umso wichtiger sei es zu prüfen, ob es für die bisherigen Strukturen des Kulturangebots auch langfristig eine Nachfrage gebe: »Möglicherweise beschleunigt die Corona-Krise jetzt einen Rückzug von Altersgruppen aus dem Kulturpublikum, der ansonsten erst in einigen Jahren und langsamer stattgefunden hätte.«lpd

Region

Unterschlagung im Kirchenkreis

Bürgerbeteiligung zur Ilme