Turnen

Beste Stimmung und Medaillen bei Turn-Europameisterschaft in Berlin

Medaillenreigen in Berlin erzielt / Europameister und Vizemeisterin / ESV-Turnerin Janet Ulczok mittendrin: Freude und Arbeit zugleich / Publikum unterstützte fair alle Turner

In der vergangenen Woche fanden die Europameisterschaften im Turnen in Berlin statt. Die deutschen Turnerinnen und Turner fuhren das beste Ergebnis ihrer jüngsten Geschichte ein. Die Stimmung war hervorragend im 200. Geburtsjahr der Turnbewegung in Deutschland.

Einbeck. Die junge Bundeskaderathletin der Abteilung Leistungsturnen weiblich des Einbecker Sportvereins (ESV), Janet Ulczok, ist sogar eine ganze Woche in Berlin gewesen. Zusammen mit den sechs anderen niedersächsischen Kaderathletinnen wurde Janet vom Deutschen Turner-Bund eingeladen. Morgens haben die Bundeskaderathletinnen trainiert und hatten danach freien Eintritt zu den Wettbewerben in der Max-Schmeling-Halle – offiziell als »Delegationsmitglieder«. Vielleicht hat die junge Bundeskaderathletin in Berlin ein wenig mehr Motivation bekommen, an sich selbst zu arbeiten und das harte Training – 15 Stunden und mehr pro Woche – weiter durchzustehen.

Neben Janet waren weitere Turnerinnen, Turner und Trainer aus der Region nach Berlin gereist, um das Turn-Team Deutschland anzufeuern. Der Einbecker Christian Niesel, Wettkampfwart des Landesfachausschusses Gerätturnen Männer, saß sogar im Kampfgericht. Der ehemalige Einbecker Trainer Falk Ostermann, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des Landesfachausschusses Gerätturnen Frauen, hatte eine Presseakkreditierung und konnte so seine ersten Erfahrungen als Fotograf bei einem internationalen Wettkampf machen. So war Berlin für alle ein tolles Erlebnis.

Die Stimmung bei Turn-Wettkämpfen ist in Deutschland immer herausragend. Die neue russische Europameisterin Anna Dementyewa war begeistert: »Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung und auch positiv überrascht. Ich freue mich sehr, dass so viele Zuschauer da sind. Ich hätte nicht mit dieser tollen Stimmung in der Halle gerechnet.« Das Publikum war stets fair und unterstützte alle Turner, egal welcher Nationalität. Die Max-Schmeling-Halle kochte zeitweise, denn die deutschen Turnerinnen und Turner legten das beste Ergebnis bei einer Europameisterschaft seit mehreren Jahrzehnten hin. Die 17-jährige Mannheimerin Elisabeth »Eli« Seitz wurde Mehrkampf-Vizemeisterin hinter Dementyewa – wann dies zum letzten Mal eine Deutsche geschafft hat, daran kann sich eigentlich keiner mehr erinnern. Als sie in der Qualifikation vom »Zitterbalken« abzusteigen drohte, brachte ein einmütiges »Steh!« aus über 4.000 Mündern die Turnerin wieder zurück in ihre Balance.

Hervorragend turnte auch die jüngste Deutsche, die erst 15-jährige Nadine Jarosch aus Detmold. Bei ihrem ersten »Seniorinnenwettkampf« überhaupt – bei Meisterschaften und Olympischen Spielen darf man erst in dem Jahr antreten, in dem man 16 wird – verpasste das Talent einen Mehrkampfstart nur um zwei Plätze, und wurde erst von der ehemaligen Weltmeisterin am Boden, Elizabeth Tweddle (Großbritannien), ganz am Ende des Wettbewerbs »herausgeturnt«.

Am Ende der Europameisterschaft stand für die Frauen neben dem Vizetitel für Seitz außerdem eine Bronzemedaille für Kim Bui (Tübingen) am Stufenbarren und Silber für Oksana Chusovitina (Köln) am Sprung zu Buche. Bei den Männern siegte der Cottbuser Philipp Boy nach einem spannendem Wettkampf bis zur letzten der sechs Disziplinen und wurde Mehrkampf-Europameister. Er hat sich damit neben dem noch verletzten Fabian Hambüchen als Stütze der deutschen Herren-Mannschaft etabliert, die noch Großes vorhat. Teamkollege Marcel Nguyen (München) holte mit der anspruchsvollsten Übung aller Starter Gold am Barren und Bronze am Reck. Boy wurde sogar Vizemeister am Reck, wo er sich nur dem noch etwas schwerer turnendem, »fliegenden Holländer« Epke Zonderland geschlagen geben musste – ein insgesamt hervorragendes Ergebnis für das Turnen in Deutschland.oh

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