BG Göttingen gewinnt EuroChallenge-Finale mit 83:75

Göttinger Basketballer schaffen die Sensation und sichern sich den ersten Titel der Vereinsgeschichte gegen Krasnye Samara

Im Göttinger Industriedenkmal »Lokhalle« fiel am vergangenen Freitag der Startschuss zum Final-Four-Turnier der EuroChallenge. Die BG Göttingen kämpfte sich in einem mitreißenden Basketballspiel bis ins Finale und holte dabei sogar einen 20-Punkte-Rückstand auf. Im Endspiel sicherte sich Göttingen den ersten Titel der Vereinsgeschichte.

Göttingen. Im ersten Halbfinale standen sich Krasnye Krylia Samara und Scavolini Spar Pesaro gegenüber. Samara entschied die emo-tionslos und ohne Glanzlichter geführte Partie mit 73:70 für sich. Nun wurde es ernst für die BG Göttingen: Den französischen Spitzenclub Chorale Roanne Basket galt es zu bezwingen, um ins Finale einzuziehen.

Die BG begann sichtlich nervös, viele Fehlpässe und eine unglückliche Wurfauswahl bestimmten das Geschehen. Roanne zeigte keine Nerven, traf hochprozentig und führte zur Viertelpause mit 26:16. Die Göttinger hatten zu diesem Zeitpunkt bereits zwölf Fouls auf ihrem Konto, Roanne lediglich drei.

Für die BG blieb der Korb auch im zweiten Viertel wie vernagelt. Die Franzosen agierten clever, variierten viel und verschafften sich freie Würfe, die sie zielsicher versenkten. Taylor Rochestie und Ben Jacobson brachten die »Veilchen« kurz vor der Halbzeit mit kämpferischen Einzelleistungen wieder heran, doch die katastrophale Trefferquote aus dem Feld von 24 Prozent (Roanne 60 Prozent) sorgte für einen 28:41-Rückstand zur Pause, zwischenzeitlich lag die BG sogar mit 20 Punkten zurück (17:37).

Coach John Patrick muss aber die richtigen Worte gefunden haben, denn im dritten Viertel erfolgte endlich die von den Fans erhoffte Initialzündung. Rochestie, vor dem Spiel zum »Rookie of the year« der BBL gekürt, drehte nun auf und brachte seine Farben bis auf sechs Punkte heran. Mit der Viertelsirene versenkte er noch einen Wurf aus gut neun Metern, so dass das dritte Viertel mit 29:10 an die Gastgeber ging: 14 Punkte davon erzielte Rochestie.

Im entscheidenden Viertel schien es, als sollte der BG das Spiel nun wieder aus der Hand gleiten, Roanne führte schnell mit sechs Punkten. Doch die »Veilchen« kämpften sich durch zwei erfolgreiche Drei-Punkt-Würfe von Robert Kulawick heran und eroberten fünf Minuten vor dem Ende die Führung zurück. Der Lautstärke in der »Lokhölle« war ohrenbetäubend, jede gelungene Aktion der BG wurde bejubelt, und die Fans trieben ihr Team nach vorne. Die Franzosen mussten in dieser Phase mit ihrem kleinen Kader dem kräftezehrenden Spiel Tribut zollen. Göttingen ließ in den letzten vier Spielminuten lediglich einen Punkt der Gäste zu und sicherte sich den Sieg mit 77:67. Topscorer der Partie war Taylor Rochestie mit 27 Punkten. Beeindruckende 14 Steals konnten die Göttinger ebenfalls aufweisen.

Im Spiel um Platz drei trafen also Pesaro und Roanne aufeinander. Die Partie begann kurios: Fünf Drei-Punkte-Würfe hintereinander fanden ihr Ziel, und Michael Taylor Hicks markierte sämtliche der ersten 13 Punkte für Pesaro binnen drei Minuten. Es entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, in dem beide Teams Dreier wie am Fließband trafen. Pesaro beeindruckte vor allem durch die unglaubliche Wurfquote von 85 Prozent aus der Nahdistanz in der ersten Hälfte. Der stärkere Wille der Franzosen, dieses Spiel zu gewinnen, sollte sich jedoch auszahlen.

Pesaro konnte die Intensität nicht über die gesamte Spieldistanz hoch halten, und Roanne gewann die Partie verdient mit 86:80. Es war alles angerichtet für ein packendes Finale in der mit 3.700 Zuschauern ausverkauften Lokhalle. Diesmal starteten die »Veilchen« furios. Ben Jacobson zog beim erfolgreichen Dreier ein Foul, versenkte den Bonusfreiwurf, Michael Meeks und John Little legten nach – so stand es 11:3 nach vier Minuten für die BG. Die Defense zog die Schrauben an, Samara kam selten zu freien einfachen Würfen, war aber von der Freiwurflinie erfolgreich. Die BG hatte nun vermehrt Pech im Abschluss, Samara konnte zur Viertelpause ausgleichen (17:17). Es entwickelte sich ein intensives und spannendes Spiel. Samara machte nun die Räume enger und zwang die Göttinger so zu vielen wilden Würfen, doch auch die BG verteidigte ausgezeichnet. Ben Jacobson sorgte mit seinem dritten Treffer von »Downtown« für einen knappen Vorsprung zur Halbzeit (35:28).

Chris McNaughton erhöhte durch ein Drei-Punkt-Spiel auf 47:39 für BG, und Taylor Rochestie netzte acht Sekunden vor der Sirene zum 55:45 ein. Samara steckte jedoch nicht auf und verkürzte auf 57:50. Michael Meeks versenkte zwei Würfe von jenseits der 6,25-Meter-Linie in Folge und schraubte die Führung auf 13 Punkte hoch (68:55). Die Mannschaft aus Samara blieb gefährlich und konnte bis auf drei Punkte verkürzen. Als die Gäste eine Minute vor Schluss nach einem Korbleger von Rochestie einen Turnover produzierten, stand die Halle Kopf. Da Göttingen in der Schlussphase hochprozentig von der Freiwurflinie traf, ließ sich die BG die Trophäe nicht mehr nehmen. Das 83:75 ging im Jubelsturm der Zuschauer nahezu unter. Chris McNaughton zeigte eine sensationelle Leistung mit 22 Punkten.tc

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