Abschied mit Wehmut und Trauer

Profanierung von Heilig Geist in Markoldendorf mit Bischofsmesse

Bischof Heiner Wilmer sprach den Gottesdienst­besuchern angesichts des Verlustes des Gotteshauses Trost zu.

Markoldendorf. Das katholische Bistum Hildesheim gibt die Kirche Heilig Geist in Markoldendorf auf. Die Kirche, die zur Pfarrgemeinde St. Josef in Einbeck gehört, wurde am vergangenen Donnerstag profaniert, also entweiht. Sie verliert damit ihre Funktion als Gottesdienstort. Vor der Profanierung feierte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer in der Kirche die letzte Heilige Messe. Hierzu eingeladen waren – unter Corona-Bedingungen – vor allem diejenigen, die mit Heilig Geist verbunden waren.

Am 16. Oktober 1944 wurde die Pfarrvikarie Markoldendorf gegründet. Durch Zuzug aus dem Rheinland und Schlesien wuchs die Gemeinde. In den 1960er Jahren gab es rund 200 Katholiken in Markoldendorf und rund 250 in den umliegenden 16 Ortschaften. Die Zahlen stiegen weiter, dankenswerterweise stellte die evangelische Gemeinde den Katholiken die Marienkapelle und weitere Gotteshäuser zur Verfügung. Bald bestand Renovierungsbedarf in der Ma-rienkapelle, und so beschloss das Bistum den Neubau einer Kirche. Die Planung dafür wurde 1963 aufgenommen, am 3. September 1967 wurde der Grundstein gelegt und am 3. Dezember 1967 wurde das Gebäude eingeweiht. Heilig Geist war die erste von zwölf Kirchen in Fertigbauweise. Finanziert wurde das Gebäude durch das Bistum und das Bonifatiuswerk Paderborn, die Inneneinrichtung durch die Gemeinde und Wohltäter, formulierte Kirchenvorstand Erhard Kroker. Er dankte wie auch Bischof Heiner Wilmer den evangelischen Christen für ihre Unterstützung bis in die heutige Zeit.

Bischof Wilmer fand angesichts der aktuellen Lage klare Worte: Putins Angriff auf die Ukraine sei ein Drama für die Menschheit, eine Verletzung und massive Aggression gegen das Völkerrecht. Es erinnere an den Überfall der Deutschen ab 1939.

Heilig Geist in Markoldendorf sei erbaut worden, um Unterschlupf zu sein, Trost für verwundete Seelen. Kaplan Krämer und Pastor Lehrmann hätten den Katholiken eine Heimat gegeben. Ein Wahrzeichen der Kirche sei die »schöne Orgel«, gebaut von Ulrich Kyrion und diesmal gespielt von Raimund Sowa.
In der Bischofsmesse am Tag des Festes des Heiligen Matthias hörten die Gottesdienstbesucher Auszüge der Apostelgeschichte. Bischof Wilmer bezog sich in seiner Predigt auf Johannes 15: »Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt...«. Es sei schmerzhaft, Abschied zu nehmen, aber das Wort Gottes verspreche Zuversicht, denn er bleibe bei den Menschen. Die Menschen sehnten sich danach, Frucht zu bringen, also etwas zu bewirken – sei es im schöpferischen Bereich oder mit der Gründung einer Familie. Und der Bibeltext, in dem allein neunmal von Liebe gesprochen wird, mache deutlich, dass man aufeinander achten solle. Wenn man ein Stück Lebensgeschichte hinter sich lasse, falle man nicht ins Nichts. Was bleibe, sei die Liebe: »Umarmt euch innerlich, haltet zusammen«, fordert Wilmer die Gottesdienstbesucher auf.

Pfarrer Ewald Marschler, der wie Dechant Pape am Gottesdienst mitwirkte, verlas das Dekret der Profanierung. Und auch wenn Heilig Geist mit Wehmut und Trauer verlassen wird, so gebe es doch Gewissheit, dass Gott die Menschen nicht verlasse, sondern die Hand über sie halte, formulierte Kroker. Cäcilia Hannemann vom Kirchenvorstand erinnerte daran, dass Heilig Geist viele Jahre Mittelpunkt des Gemeindelebens gewesen sei, und Vera Thoma bat darum, dass die Menschen ein Segen für ihre Mitmenschen sind. Vom Einbecker Kirchenvorstand dankte Ulrich Minkner Erhard Kroker für sein engagiertes Wirken. Kroker beteuerte, dass es ihm Spaß gemacht habe, er sei stolz, dass Heilig Geist so lange erhalten geblieben sei. Zuletzt gehörten nur noch Katholiken aus rund 320 Haushal­ten zum Kirchstandort Heilig Geist.

Abschließend wurde der Altar abgeräumt, die Kerzen erloschen. Das Altarkreuz findet neue Heimat in St. Josef in Einbeck, und Marschler forderte die Katholiken auf, Gottesdienste in der Einbecker Kirche zu besuchen.

Die Kirche Heilig Geist wurde aufgegeben, weil in den vergangenen Jahrzehnten die Mitgliederzahlen der Pfarrei zurückgegangen sind. Im Oktober 2020 sei deshalb entschieden worden, dass die Erhaltung von drei Kirchenstandorten für die aktuell rund 2.500 Katholiken nicht mehr zu vertreten ist. Grundstück, Kirche und Pfarrhaus sollen verkauft werden.sts

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