Alte Schwalbennester erhalten

»Muttergottesvögel« ziehen nach Süden | Projekt »Schwalben willkommen«

Dassel. Früher hieß es: »An Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt«, denn um den 8. September herum brechen die meisten »Muttergottesvögel« auf. In diesem Jahr zieht sich die Abreise der Schwalben über mehrere Wochen hin, berichtete Jutta Over aus Meppen, die das NABU-Schwalbenprojekt »Schwalben willkommen« in Nieder sachsen koordiniert.

»Während sich die ersten Rauchschwalben bereits Ende August auf den Weg nach Afrika machten, konnten zumindest in den Altkreisen Einbeck und Uslar noch am 24. September Mehlschwalben beobachtet werden.« Vielen Menschen, die den ganzen Sommer lang Schwalben unter ihrem Dach beherbergten, fällt der Abschied von den fröhlichen Zwitscherern schwer. Der NABU hat bereits 1.500 Hausbesitzer zwischen Wesermarsch und Harz mit der Plakette »Hier sind Schwalben willkommen« ausgezeichnet.

Der Aufruf, Schwalbennester zu melden und sich um eine solche Plakette zu bewerben, hatte auch im zweiten Projektjahr zu einer ungebrochenen Resonanz geführt Schulen, Betriebsstellen, Pferdehöfe, Landwirte und viele Hausbesitzer hatten Fotos und Geschichten von »ihren« Schwalben eingesandt. Die Aktion geht nun bis zum kommenden Mai in die Winterpause. Der NABU ruft dazu auf, die alten Nester an Hauswänden, in Ställen und Carports nicht zu entfernen, da die Schwalben diese im nächsten Jahr gern wieder beziehen. »Für die Schwalben ist es nach der anstrengenden Rückreise einfacher, das alte Nest zu reparieren, als aus 700 bis 1.500 Lehmkügelchen ein neues zu mauern«, erläuterte Karl-Eduard Schütz, NABU-Vorsitzender aus Einbeck. Nicht überall stehe im kommenden Jahr genug feuchtes Baumaterial zur Verfügung. Engpässe kann es in Neubaugebieten geben, wo der Straßenbau inzwischen fertiggestellt und der Boden versiegelt sei.

Kunstnester sollten im Herbst gereinigt werden. Bei hochwertigen Modellen lassen sich die Nistschalen abnehmen, damit Parasiten oder eventuell vorhandene, nicht ausgebrütete Eier oder tote Vögel einfacher entfernt werden können. Zur Reinigung kann ein Pinsel verwendet werden. Die Schwalben bleiben nach dem Verlassen des Nestes noch einige Wochen im Familienverband zusammen. Sie fressen sich dann Fettreserven für den Herbstzug an und prägen sich noch einmal die Niststandorte ein. Daher kann man in den letzten Tagen vor dem Wegzug immer wieder Schwalben beobachten, die in Gruppen von zehn, 20 oder 30 Tieren die Nester umschwirren, besonders morgens oder in den Abendstunden. »Die Fähigkeit, sich einen guten Nistplatz zu merken und im kommenden Jahr dorthin zurückzukehren, ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Überlebensstrategie «, sagte Biologin Jutta Over.

Denn es gebe immer weniger geeignete Brutplätze an Gebäuden und wegen der zunehmenden Versiegelung sei das Baumaterial für das Nest auch immer schwerer zu finden. Der Herbstzug der Schwalben führt über Gibraltar, Sizilien und den Bosporus nach Afrika, wo die Vögel in kleinen Gruppen südlich der Sahara überwintern. Bei frühen Wintereinbrüchen in Europa – wie im Jahr der Schwalbenkatastrophe 1974 – können die entkräfteten Vögel an der Überquerung der Alpen scheitern.

Damals wurden über eine Million Vögel von Naturschützern und vielen Helfern aus der Bevölkerung eingesammelt und mit dem Flugzeug nach Südeuropa gebracht. Eine weitere Gefahr bleibt die – oft illegale – Jagd und der Netzfang in Frankreich, Italien, Malta und Zypern. Das NABU-Projekt wird von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert.oh

Dassel

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