Alte Truhe neu im Museum »Grafschaft Dassel« ab 31. Oktober zu sehen

Dassel. Nein, ein Geheimfach hatte sie nicht, auch war kein Schatz darin zu finden, doch irgend ein Geheimnis barg sie. Sie stand auf einem Dachboden, war wurmstichig und hatte seit langem nichts Edles enthalten. Sie war graubraun vom Staub vieler Jahrzehnte, und alte Jutesäcke waren ihr Inhalt. Sie hatte ausgedient, nahm nur Platz weg und gefährdete hier auf dem Dachboden mit ihrer Wurmstichigkeit andere Möbel in ihrer Nachbarschaft. Wären da nicht die kunstvoll geschmiedeten, eleganten Eisenbeschläge gewesen, die auf einen besseren Gebrauch als den für die Aufbewahrung von Hafer, Kartoffeln oder Kohlensäcken hinwiesen. Darum entschloss sich ihr Eigentümer, die Truhe dem Museum »Grafschaft Dassel« zu überlassen. Hans Burgmann sei dafür vielmals gedankt.

Zweifellos musste sie nach kompliziertem Abtransport gereinigt und entwurmt werden. Sie behielt auch gereinigt ihren tiefbraunen Farbton, und die rostigen Eisenbeschläge hoben sich farblich kaum ab. Handelte es sich also doch um einen dieser braunen Reisekoffer aus dem späten 19. Jahrhundert? Nach einer farblichen Auffrischung in dunkelbraun mit schwarzen Eisenbeschlägen erschien die Truhe zwar altmodisch, aber ziemlich ausdruckslos. Vergleiche mit ähnlichen Stollentruhen aus anderen Gegenden, insbesondere Westfalen zeigten, dass ein honigfarbener Braunton einen schönen Kontrast zu schwarzen Eisenbändern ergibt. Folglich musste die heftig nach Wurmtod riechende Truhe abgeschliffen werden. Zur Überraschung kam dann, wenn auch in Spuren, auf dem Holz der Truhe der Erstanstrich zum Vorschein. »Wir mussten uns an dieses Hellblau erst gewöhnen«, so der Vorsitzende Professor Kappe.

»Abbildungen von Truhen aus der Zeit des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts lehrten uns aber, dass Hochzeitstruhen damals lebhafte Farben trugen. So gab es eine in hellblau mit roten Feldern in den herzförmigen Aussparungen der dekorativ gestalteten Eisenbänder. Leider suchten wir dann bei unserer Truhe vergeblich nach grünen Kränzen mit den Initialen der Brautleute und der Jahresangabe auf der Vorderfront der Truhe. Gleichwohl konnten wir vereinzelt Spuren grüner Bemalung entdecken.«

Nach einem Farbagleich hat Hans-Jürgen Ötsch, der die langwierige Restaurierungsarbeit durchführte, der Truhe ihre taubenblaue Farbe wieder gegeben und die Eisenbeschläge so richtig zum Funkeln gebracht. Ab dem 31. Oktober wird man sie im Museum betrachten können.oh

Dassel

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