Auf den Spuren jüdischen Lebens in der Kernstadt Dassel

Dassel. Für zwei Doppelstunden hatte er sich am Mittwoch vor einer Woche als Lehrer reaktivieren lassen. Der Bitte seines Realschullehrerkollegen Ralf Pahl zu einer Exkursion mit dessen neunter Klasse der Rainald-von-Dassel-Oberschule, um die Spuren jüdischen Lebens in Dassel aufzunehmen, war Ruheständler Hubertus Zummach gern gefolgt, war Pahl doch mit seinen Schülern auch bei einem vor Jahren erfolgten Besuch jüdischer Emigranten aus der Region und deren Kinder und Enkelkinder aus Israel, Südafrika und Kanada zugegen, um an deren Wiedersehensfreude mit der alten Heimat teilzunehmen. Zummach hatte während seiner aktiven Tätigkeit an der Rainald-von-Dassel-Schule zwei Dokumentationen in Form von zeitgeschichtlichen Ganzjahresprojekten mit damaligen Haupt- und Realschülern zu Themen der jüngsten Vergangenheit verfasst.

Die beiden Arbeiten »Tage davor - Tage danach«, der Versuch einer Dokumentation über das Kriegsende im Einzugsbereich der Schule, aufgelegt 1997, und »Spurensuche«, Lebensbilder jüdischer Mitbürger aus der Heimatregion, aufgelegt 2000, sind der Versuch, die schwierige Thematik aus der Zeit des Dritten Reiches in Form von Heimatkunde oder Mikrogeschichte anschaulicher werden zu lassen. Die Arbeiten sind derzeit unter anderem Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung und Bestandsaufnahme an der Universität Hildesheim. Zummach aber freute sich an diesem Tag besonders darüber, dass er mit Ralf Pahl einen gleichermaßen an den Themen interessierten und kompetenten Nachfolger und mit dessen Klasse, der R 9a, eine gesprächs- und diskutierfreudige Zuhörerschaft gefunden hatte und dass nach seiner mehr als zehnjährigen Abstinenz vom Schuldienst seine Projektarbeiten immer noch Verwendung im Unterricht der Rainald-von-Dassel-Schule finden.

Die Schüler folgten ihm konzentriert, interessiert und auch betroffen beim Vorlesen der Lebensgeschichte von Werner Steinberg, dessen Wurzeln in der Region liegen und der als »nichtarischer Christ« Ausgrenzung und Verfolgung sowie Deportation und Tod seiner Anverwandten  unter dem NS-Regime leidvoll erfahren musste. In einer zweiten Phase erarbeiteteten die Schüler sich in Form von Gruppenarbeit aus der Dokumentation »Spurensuche« die Schicksale und Lebensbilder von Deutschen jüdischen Glaubens, um dann beim abschließenden Gang zum jüdischen Friedhof und der Besichtigung vormals jüdischer Gottes- und Wohnhäuser über deren Leben und Wirken in Dassel zu berichten.

»Eine solche tolle Truppe wie euch habe ich gegen Schluss meiner Dienstzeit an dieser Schule eher selten angetroffen«, lobte Hubertus Zummach die Schüler zum Abschluss. Die Bilder zeigen ihn beim Vortrag der Lebensgeschichte von Werner Steinberg und Klassenlehrer Ralf Pahl mit der R 9a am Ende ihres Rundgangs; im Hintergrund die Bücherstube Sprink, vormals das Geschäft des jüdischen Buchbinders Robert Rothenberg.oh

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