»Wir sind froh, Sie im Landkreis zu haben«

Zukunftspreis der CDU-Kreistagsfraktion für Wilhelm Beitzen-Heineke und Markoldendorfer Unternehmen Biocare

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Heiner Hegeler (rechts), überreichte dem Unternehmer Wilhelm Beitzen-Heineke, geschäftsführender Gesellschafter von Biocare, den Zukunftspreis 2019 der Fraktion, verbunden mit Urkunde und Preisgeld.

Markoldendorf/Northeim. Mit dem Zukunftspreis 2019 hat die CDU-Kreistagsfraktion das Unternehmen Biocare GmbH für biologische Schutzmittel aus Markoldendorf ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung würdigte die CDU die herausragende Wirkung des Unternehmens, das der geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Beitzen-Heineke innerhalb weniger Jahre zu einem weltweiten Marktführer gemacht hat.

Der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Heiner Hegeler, konnte zur Verleihung nicht nur die Kollegen der Fraktion begrüßen, sondern auch weitere Kreistagsabgeordnete, Dassels Bürgermeister Gerhard Melching, Ortsbürgermeister Uwe Jahns, die stellvertretende Einbecker Bürgermeisterin Antje Sölter, denn gegründet wurde Biocare in Hullersen, sowie Tobias Grote, seinen Vorgänger als Fraktionschef, unter dessen Leitung dieser Preisträger ausgewählt wurde. Immerhin seit 2008 verleihe die CDU-Fraktion den Zukunftspreis, so Hegeler.

Man wolle damit Personen oder Gruppen ehren, die Leuchtturmprojekte auf den Weg gebracht und damit herausragende Wirkung gezeigt hätten. »Und so haben wir Sie ausgewählt«, sagte er zu Wilhelm Beitzen-Heineke. Auf seinem Fachgebiet, dem biologischen Pflanzenschutz, sei das Unternehmen in Forschung, Entwicklung und Produktion führend. Als dessen stellvertretende Vorsitzende überbrachte Christel Eppenstein die Glückwünsche des Kreistags.

Als Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Landkreises sei sie zudem mächtig stolz, dass dieses europaweit tätige Familienunternehmen im Landkreis ansässig sei und dass es hier erfolgreiche Forschung und Innovation gebe, mit Ergebnissen, die immer wichtiger würden. Damit das möglich sei, müsse auch die Infrastruktur passen. »Treten Sie uns auf die Füße«, ermunterte sie, sich zu melden, falls es Probleme gebe, bei denen die Politik tätig werden könne.

Für seine Erfolge sei Biocare - zu Recht - international bekannt, das Unternehmen sei bereits mit mehreren Preisen geehrt worden, unter anderem mit dem Innovationspreis des Landkreises Göttingen, eine Ehrung, die es im Landkreis Northeim so leider nicht gebe. Dafür sei der Preis, den die CDU überreiche, besonders schön und wertvoll, zudem ein Unikat. »Sie sind ein Vorzeigeobjekt«, betonte sie, »alles Gute und weiter so!«

Die Laudatio auf den Preisträger hielt Professor Dr. Stefan Vidal, Agrarentomologie an der Universität Göttingen, der zunächst auf die Firmengeschichte einging. Bei KWS sei Wilhelm Beitzen-Heineke im Bereich Mais beschäftigt gewesen, bevor er sich 1995 in Hullersen selbstständig machte mit der Produktion der Schlupfwespe Trichogramma brassicae, auch heute noch das Hauptprodukt des Unternehmens.

Der Nützling wird als effizienter natürlicher Feind gegen den Maiszünsler eingesetzt, der zu den größten Schädlingen im Maisanbau zählt. Trichogramma, so das Prinzip, parasitiert die Eier des Maiszünslers. Dadurch wird dieser Wirt während der Entwicklung der Parasiten im Innern abgetötet. Vermehrt werden die Schlupfwespen mit Mehlmotteneiern, und Biocare ist Weltmarktführer bei deren Herstellung. 2018 wurden mehr als acht Tonnen produziert.

Zunächst startete die Ausbringung von Trichogramma über Pappen, dann folgten 2000 Papierkugeln, vermarktet als Trichosafe. Für einen Hektar benötigt man 100 Kugeln; um sie vernünftig zu verteilen, hat das Unternehmen eine Kugelwurfvorrichtung entwickelt sowie 2018 einen patentierten Stelzenschlepper. 2002 folgte eine Erweiterung innerhalb Hulersens, 2011 der Umzug nach Markoldendorf in die Hallen der ehemaligen Champignonzucht.

Biocare, betonte Professor Vidal, habe Riesenschritte gemacht. Seit 2016 etabliert Biocare ein Produkt gegen Drahtwürmer in Kartoffeln. Dringen die Larven des Schnellkäfers in die Knolle ein, fressen sie tiefe Löcher. Die Qualität wird in einem Ausmaß gemindert, dass die Kartoffeln teilweise nicht mehr vermarktet werden können. Zusammen mit der Georg-August-Universität Göttingen und der Fachhochschule Bielefeld wurde ein Biofermenter entwickelt, ein Granulat, das nach der Attract + Kill-Strategie wirkt.

Ein Pilz in einer angereicherten Mikrokapsel, die biologisch vollständig abbaubar ist, tötet die Drahtwürmer ab. Zur Herstellung dieses Produkts wurde eine Wirbelschicht-Trockenanlage entwickelt. Attracap, so der Name des Produkts, soll ein reguläres Pflanzenschutzmittel werden - ein enorm innovativer Schritt für das Unternehmen, führte Professor Dr. Vidal aus. Weitere Ideen, war er zuversichtlich, würden neue Erfolge bringen. Erfreulich sei auch, dass Tochter und Sohn inzwischen in den leistungsfähigen und zukunftsorientierten Betrieb eingestiegen seien.

Er halte die Verleihung des Zukunftspreises für Biocare für eine gute Wahl. Der Spagat zwischen Landwirtschaft und Verbraucher werde immer größer, sagte der Fraktionsvorsitzende Hegeler bei der Übergabe des Preises. Hier sehe man ein Unternehmen, das positive Wirkungen für die Landwirtschaft erreiche, während die Chemie zurückgefahren werde.

Mut und Durchhaltevermögen wolle man würdigen: »Wir finden, Biocare ist ein großer Erfolg«, sagte er, und man freue sich, so etwas im Landkreis zu haben. Schön wäre es, wenn solche Beispiele Schule machen würden: »Sie stellen für uns einen Leuchtturm dar«, machte er deutlich. Gleich drei Dinge sind mit dem Zukunftspreis verbunden: eine Urkunde, ein Geldbetrag, für den die Mitglieder der Kreistagsfraktion in die eigene Tasche gegriffen haben, und der Preis selbst, angefertigt aus Holz - darüber freue er sich ganz besonders, verriet Wilhelm Beitzen-Heineke.

»Die Firma Biocare forscht seit Jahren erfolgreich in verschiedenen Bereichen des biologischen Pflanzenschutzes und ist damit ein wichtiger, zukunftsorientierter und innovativer Betrieb, der eine nachhaltige Landwirtschaft fördert. Die Firma Biocare verdient damit besondere Anerkennung«, heißt es im Text der Urkunde.

»Schön, dass die CDU-Kreistagsfraktion das Engagement des Unternehmens und vor allem der Mitarbeiter würdigt«, freute sich Wilhelm Beitzen-Heineke. Er habe immer an seine Ideen geglaubt. In diesem Bereich sei viel Innovation notwendig, ebenso Rationalisierung; zum Teil seien die biologischen Mittel schon günstiger als Chemie. Wichtig sei ihm ein Netzwerk, beispielsweise für die Forschung.

Der Einsatz des biologischen Pflanzenschutzes sorge für eine gesündere Umwelt, das sei ein Zukunftsthema. Als Landwirtssohn habe er sich früh viele Gedanken dazu gemacht. Neue Projekte, verriet er, seien schon in Planung.ek

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