Leserbrief

Bitte mal an einem Strang – und in dieselbe Richtung – ziehen

Betrifft: Leserbrief zum Thema Grafschaft Dassel von Jürgen Jackisch-Theisen: »Ab heute bin ich ein Grafschafter und morgen?«, »EM« vom 18. April

Dassel. Inzwischen gab es etliche Meinungsäußerungen zu diesem Thema. Erfreulich finde ich, dass sich einige Mitbürger damit offensichtlich etwas intensiver auseinandersetzen. Leider sind es meistens die Gegner der Umbenennung, die sich in der heimischen Presse zu Wort melden. Und diese klingen pessimistisch bis spöttisch. Übrigens hat die Bürgerbefragung ja bereits stattgefunden, also sind wir in den Entscheidungsprozess mit eingebunden.
Warum können wir nicht einmal alle – oder zumindest ein Großteil von uns – an einem Strang (und bitte in dieselbe Richtung) ziehen? Warum muss alles schlecht gemacht werden, bevor man es überhaupt versucht hat? Ich finde es sehr positiv, dass einige aktive Dasseler versuchen, unser kleines, aber hübsches und gemütliches Städtchen voran zu bringen. Dass dabei auch unkonventionelle Wege gegangen werden, ist doch nicht schlimm. Was können wir schon verlieren? Im Grunde gar nichts. Aber wir können einiges gewinnen, und das sollten wir zumindest probieren.

Ich persönlich lebe jedenfalls gern in der Ortschaft Dassel, und daran wird sich nichts ändern, wenn es zur »Grafschaft Dassel« wird. Zum allgemeinen Wohlfühlen in Dassel möchte ich folgendes sagen: Leere Schaufenster gibt es nicht nur hier bei uns. Wenn wir alle etwas tun, kann sich unser Stadtbild durchaus ändern! Aber es ist natürlich leichter, nur zu kritisieren, als sich selbst einzubringen. Den Begriff der Tristesse kann ich auch nicht unterschreiben. Wer genau hinsieht, wird erkennen, dass es in Dassel vielfältige Kultur- sowie Sport- und Freizeitangebote gibt. Aber werden diese auch von den Bürgern angenommen? Wie oft haben wir allein bei uns im Kunsthaus »Collage« beziehungsweise über unsere Künstlervereinigung interessante Veranstaltungen und laden dazu jedes Mal durch Presse, Plakate und so weiter ein. Die Resonanz ist eher dünn. Gerade die, die am lautesten danach rufen, nutzen die Angebote am wenigsten. Vielleicht sollte man da mal ansetzen, anstatt alles schon im Ansatz auszubremsen. Dass Grafschaft Dassel keine Worthülse bleiben darf, ist selbstverständlich.

Jetzt sind alle Kreativen und jene, denen unsere Heimat am Herzen liegt, aufgerufen, Ideen einzubringen, wie wir den hehren Begriff mit Substanz füllen können. Ob die Gastronomie ein Rittermahl à la Grafschaft zu Stande bringt? Wo kann man wie bei Grafens übernachten? Im Museum Grafschaft Dassel kann man in die Geschichte abtauchen, kann auch Webkurse belegen. Einige engagierte Stadtführer  zeigen gern die St.-Laurentius-Kirche und die in Wandbildern festgehaltene Geschichte von Reformation und Gegenreformation. Diverse andere historisch geprägte Orte werden ebenfalls besucht.

Bei den verschiedenen Künstlern des Ortes kann man den Kontakt zu dem, was einst unser Volk von Dichtern und Denkern ausmachte, erleben, besichtigen, kann zum Beispiels in der »Collage« sich mit anderen über Literatur und Bildende Kunst auseinandersetzen, beim Maler und Bildhauer Borsdorf das Atelier besichtigen, der Malerin Carius und dem Maler und Musiker Adolf Leschonski über die Schulter sehen und beim Autor, Holzbildhauer und Grafiker Rolf-Dieter Spann und seiner Frau, der Autorin Bärbel Spann, Kunst live erleben. Unser Stadtjubiläum 2015 rückt näher.

Wer macht sich Gedanken um eine Präsentation der Stadt, die dem Anlass von 700 Jahren Stadtgeschichte gerecht wird? Das Museum Grafschaft Dassel kann das nicht alles allein leisten.

Wenn wir unser gräfliches Erbe intelligent nutzen, statt nur abfällig darüber zu sprechen und unsere hübsche Stadt herabmindernd kleinzureden, sollte mal hören, was Besucher nach ein, zwei Tagen über Dassel sagen. Nach meiner Erfahrung sind alle begeistert. Wir haben heute schon ein Potenzial, auf das wir stolz sein können. Packt alle mit an, dann profitiert unsere ganze Region davon.

Bärbel Spann, Dassel
les

Dassel

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