Demokratie und offene Grenzen verteidigen

Französische Jugendliche zu Gast an der Paul-Gerhardt-Schule | Empfang beim Bürgermeister im Rathaus

Dassel. 24 französische Schüler aus Ballon (Frankreich) mit den Lehrern Monsieur Carrot und Madame Thauré sind zurzeit zu Gast an der Dasseler Paul-Gerhardt-Schule. Eine Woche lang lernen sie die deutsche Lebensart kennen. Die Gäste wurden auch im Dasseler Rathaus von Bürgermeister Gerhard Melching empfangen, der in französischer Sprache die Jugendlichen dazu aufrief, Europa zu verteidigen – die offenen Grenzen, die Menschenrechte, die Demokratie. Die französischen Schüler des achten und neunten Jahrgangs besuchten Neuntklässler der Paul- Gerhardt-Schule. Eine Woche lang leben sie in den deutschen Familien. Bisher besuchten sie Hannover mit Neuem Rathaus und Altstadt und Einbeck. Bei einer Stadtrallye erkundeten sie Dassel, jeden Tag stand Sport auf dem Programm.

Zudem finden täglich Projekte statt, in denen die französischen Gäste ihre Sprachkenntnisse verbessern. Bürgermeister Melching stellte Dassel mit den 17 Ortschaften vor. Beim Blick in die Geschichte der Stadt verwies er auf Rainald von Dassel, der die Gebeine der heiligen drei Könige nach Köln gebracht hat, und den Erfinder des Comics, Wilhelm Busch. In den Fokus rückte Melching aber vor allem Europa. Seit mehr als 70 Jahren hätten die Europäer keinen großen Krieg erlebt. Die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach zwei verheerenden Kriegen sei das Fundament für ein freies und friedliches Europa. Darauf habe die Europäische Union aufgebaut werden können. Noch in den 1990er Jahren hätten die Politiker vom europäischen Haus gesprochen. Nun aber glaubten einige, dass Europa nicht mehr richtig sei. Das Haus müsse umgebaut werden, wenn es in der Moderne nützlich sein soll, so Melching. Allerdings sollte das Fundament – die Werte aus Demokratie, Freiheit, Menschenrechten, Presse- und Religionsfreiheit – erhalten bleiben. »Die Werte der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit « müssten für ganz Europa weiter gelten. Nationalismus sei verständlich, wenn es um Sport, Sprachen oder regionale Besonderheiten gehe. Es gebe aber auch den »bösen Nationalismus « »immer dann, wenn Menschen denken, sie seien etwas Besonderes und besser als andere«.

Dieser böse Nationalismus bedeute das Ende Europas, das Ende von Freiheit, Gleichheit und Menschenrechten. »Dieser Nationalismus führt geradewegs nach Verdun, dem größten Schlachthaus, für das Menschen verantwortlich sind.« In Richtung der Jugendlichen appellierte der Bürgermeister, sich nicht einreden zu lassen, dass eine Nation besser sei als die andere. »Verteidigen Sie die offenen Grenzen, die Menschenrechte, die Demokratie.« Der Sozialdemokrat setzt auf die junge Generation, dass sie erkennt, dass nur ein gemeinsames Europa mit gleichen Standards, gleichen Steuergesetzen, Handels- und Reisefreiheit Wohlstand für alle schaffen könne. »Als einzelne Nationalstaaten wird Europa zum Spielball der großen Drei – USA, China, Russland.« Die deutschen und die französischen Zuhörer quittierten diese Rede mit Applaus.

In der anschließenden Diskussion erklärten die Gäste, dass Dassel mit den Fachwerkhäusern sehr schön sei. Bei ihrem Aufenthalt in der »attraktiven Landstadt « wünschte der Bürgermeister den französischen Schülern viel Spaß. Nach dem Eintrag ins Buch der Stadt, erklärten die Franzosen, dass sie sich schon auf den Gegenbesuch der deutschen Jugendlichen im April/Mai freuen. Betreuende Lehrkräfte auf deutscher Seite sind Karin Baukloh und Uta Möllers.oh

Dassel

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