Den Tourismus als Wirtschaftsfaktor mit Rendite sehen

Neujahrsempfang beim SPD-Stadtverband Dassel / Theo Wegener von der Ferienregion Uslarer Land wirbt für Zusammenarbeit

Wenn sich »Tante Emma aus Stuttgart« für ein Urlaubsziel entscheidet, muss ein starkes Angebot dahinterstehen, eines, das als attraktiv wahrgenommen wird, am besten unter einer regionalen Dachmarke. Welche touristischen Möglichkeiten es dabei für Dassel gibt, zeigte der Geschäftsführer der Ferienregion Uslarer Land, Theo Wegener, beim Neujahrsempfang des SPD-Stadtverbandes Dassel. Zahlreiche Gäste verfolgten seine Ausführungen im Ratskeller.

Dassel. »Wir haben Natur, schöne Orte und zwei interessante Museen – was können wir tun, um mehr Touristen nach Dassel zu holen?« – Antworten auf diese Frage versprach sich der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes Dassel, Manfred Thiele, vom Referenten. Tourismus, erläuterte Theo Wegener, sei eine freiwillige Leistung der Kommunen – allerdings eine mit hoher Rendite. Nur im Rahmen von Interkommunaler Zusammenarbeit sei es heute möglich, für einen gemeinsamen starken Auftritt zu sorgen: »Allein ist das nicht zu schaffen, wenn man langfristig am Markt bleiben will. Der Hochglanzprospekt allein reicht längst nicht mehr aus.« Die Region habe dazu die Dachmarke »Weserbergland« entwickelt, hier würden Angebote gebündelt.

Aus der Region heraus sei das »Uslarer Land« schnell gewachsen – über ein zielgerichtetes Destinationsmanagement und als Dienstleister für inzwischen knapp 30 Ortschaften in den Landkreisen Kassel, Northeim und Holzminden. Knapp 1.900 Betten, dazu Feriendorf, Jugendherbergen und Baumhotel, damit könne man ein Angebot bieten, das auch »Tante Emma aus Stuttgart« zeige, dass sie im Weserbergland Ferien machen müsse. Produktentwicklung, Qualitätsmanagement und touristische Interessenvertretung seien die notwendigen Bausteine dazu. Tourismus kenne keine Verwaltungsgrenzen, Touristen wollten Themen entdecken, warnte Warnecke vor einem Denken in zu engen Dimensionen.

Die Kooperation, fuhr Wegener fort, bringe dabei Vorteile, denn nicht jeder Partner müsse alles tun. Die Interkommunale Zusammenarbeit helfe, Mittel und Kräfte zu bündeln im Sinne einer optimalen Marktwirkung. Das sei die Zukunft des Tourismus. Dazu müsse man Produkte haben, die auf dem Markt gefordert seien. Der Kunde sehe beim Weserbergland beispielsweise den Weserradweg sowie den Weserbergland-Wanderweg, aber auch die historischen Städte seien für den Gast interessant. Die Basis des Erfolges bildeten dabei die Städte mit ihren Angeboten an Hotels und Gaststätten.

Tourismus, betonte der Referent, sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Europäische Tourismus-Institut habe die Wertschöpfung berechnet, die sich daraus herleiten lasse. Allein im Landkreis Northeim seien dies 87,4 Millionen Euro pro Jahr, für die Ferienregion »Uslarer Land« 40,4 Millionen Euro. Damit seien mehr als 3.600 Arbeitsplätze im Landkreis sowie weitere Effekte verbunden. Es gebe direkte und indirekte Profiteure, und es sei davon auszugehen, dass zwei bis drei Prozent der städtischen Einnahmen aus dem Tourismus kämen.

»Das ist ein Wirtschaftszweig mit Wachstumspotenzial«, machte Wegener deutlich. Auch deshalb sei es wichtig, den Markt mit Leben zu erfüllen. Die Interkommunale Zusammenarbeit, für die er in Dassel werben wolle, sei im Weserbergland weit fortgeschritten: 73.112 Gästeankünfte und 180.729 Übernachtungen seien Beleg dafür. »Das ist ein gut funktionierendes Modell.« Die Organisationsstrukturen in manchen Orten seien – noch – nicht so, wie es der Markt erfordere, und auch die Vermieter müssten Einsatz zeigen und Qualität bringen.

Aber man müsse immer wieder betonen, welches Potenzial in einem hochwertigen Angebot liege. Von der Kleinteiligkeit, bei der jeder Ort für sich werbe, müsse man sich verabschieden: Sie werde nicht wahrgenommen. Vielmehr müsse man Vernetzungen und wechselseitige Verflechtungen sehen, in die neben dem Gastgewerbe auch viele Dienstleister eingebunden seien.

»Investitionen in Tourismus sind zudem Investitionen für die Einwohner Ihrer Städte und der Region«, machte er den Zuhörern deutlich. Das sollte die Politik bedenken, wenn es um die Förderung des Tourismus gehe. Sie sei eine öffentliche und eine private Aufgabe gleichermaßen. Angesichts dieses vielfältigen Nutzens dürften die damit verbundenen öffentlichen Ausgaben nicht auf dem Prüfstand stehen.

Vielmehr müsse man gemeinsam an einem Strang ziehen – in dieselbe Richtung. »Wir freuen uns, Sie mitzunehmen«, wandte er sich an die Dasseler Gäste. Man habe in Dassel etwas zu präsentieren, betonte Bürgermeister Gerhard Melching in seinem Grußwort, und das müsse man positiv vermarkten. Hier biete sich die Chance, im Tourismus etwas zu tun, wovon sowohl Gäste als auch die Einwohner Nutzen hätten. Dabei dürfe man nicht erwarten, dass sich das unmittelbar finanziell darstelle, sondern man müsse mittel- und langfristige Ziele sehen. Das müsse man auch den Betrieben deutlich machen. Dassel stehe am Scheideweg, müsse sich entscheiden, wie es sich aufstellen und ob es die Chancen des Tourismus verstärkt nutzen wolle, auch mit größerem finanziellen Engagement, oder ob man es beim bisherigen Stand belasse.

Nur mit qualifizierten Betrieben könne das ein erfolgreicher Weg sein, betonte Gerd Melching. Die »Grafschaft Dassel« füge sich in dieses Bild ein, denn manchmal müsse man eben etwas lauter klappern, um deutlich zu machen, dass man noch da sei. Die steigenden Übernachtungszahlen im Weserbergland, von denen man profiteren könne, könnten ermutigen, sich für diesen Weg zu entscheiden.ek

Dassel

Hegering IV sammelt Müll

Nächster Arbeitseinsatz im Schwimmband