Trocken und glücklich

PGS: Thomas Dettmann spricht über sein Leben mit und ohne Alkohol

Dassel. Dassel. Heute kann er stolz sagen: »Ich bin ein glücklich-trockener Alkoholiker.« Thomas Dettmann, mittlerweile ausgebildeter Suchtberater, hat jetzt auf Einladung der Schulsozialarbeiterinnen Doris Garbelmann und Sabrina Wende-Schmidt der Paul-Gerhardt-Schule, vor den Achtklässlern der PGS offen über seine Alkoholsucht und deren Überwindung gesprochen.

Den Jugendlichen gab er mit auf den Weg, vorsichtig mit diesem »Genussmittel« zu sein. Sucht gehe alle an. Sechs bis acht Prozent der Bevölkerung sind alkoholkrank, 80.000 Menschen sterben jährlich durch den Alkohol, in jeder vierten Familie gibt es einen Süchtigen. Dettmann konfrontierte die Jugendlichen nicht nur mit Fakten, vor allem erzählte er seine Lebens- beziehungsweise Leidensgeschichte.

Der Alkohol habe sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Leben gezogen, berichtet er. Mit 14 Jahren, habe er nach dem Austragen der Konfirmationskarten, das erste Mal einen Vollrausch gehabt. Er erinnert sich an die damaligen Schnäpse, und auch an das Biertrinken nach dem Handballtraining oder dem Handballspiel. Es gebe viele Gründe zu »saufen«, stellte er fest, man finde immer einen »guten« Grund.

Später im Berufsleben habe er aus Frust getrunken, dann als Gastronom immer mehr: »sieben Bier zum Vorglühen und dann noch eine halbe Flasche Whiskey«. Irgendwann aber merkte er, dass sein Körper rebelliert, musste Magentabletten schlucken. Er machte einen kalten Entzug, ließ acht Jahre die Finger vom Alkohol. Als Außendienst-Mitarbeiter einer Hannoveraner Brauerei allerdings griff er wieder zur Flasche - sieben Jahre lang.

»Kreislaufprobleme, Herzrasen« waren der Preis. Kritisch blickt er zurück, dass er betrunken auch noch Auto gefahren sei. Er ist sich sicher, dass ihn dabei eine »höhere Macht« geschützt habe, so dass er keinem Schaden zugefügt habe. Irgendwann wollte er aufhören, suchte Hilfe bei den Anonymen Alkoholikern in Einbeck, die Meetings dort hätten ihm sehr geholfen, bekräftigt er.

Als er dorthin ging, hatte er Angst, erkannt zu werden - paradox, wenn man bedenkt, wie viele Menschen ihn schon betrunken gesehen hatten. Es gelang ihm, vom Alkohol loszukommen. Der Gedanke, dass ein Leben ohne Alkohol kein Leben sei, ist aus seinem Leben verschwunden. Er hat Abschied genommen - von seinen »tollen Freunden« wie Johnny Walker, die ihm immer »treu« zur Seite gestanden haben.

Dettmann gelang es zu kapitulieren, er räumte innerlich auf und versteckte sich nicht mehr hinter der Krankheit. Heute kann er stolz sagen, dass er ein glücklich-trockener Alkoholiker ist. Aber: »Ihr müsst eure Erfahrungen selbst machen«, stellt Dettmann den Schülern zugewandt fest. Er appellierte an die Jugendlichen vor allem »in Maßen zu trinken«, denn sonst gehe »der Schuss nach hinten los«. Von Cliquen, in denen übermäßig getrunken wird, sollten sie sich fernhalten.sts

Dassel

Hegering IV sammelt Müll

Nächster Arbeitseinsatz im Schwimmband