Die kleine Landstadt ist es wert, gefeiert zu werden

Jubiläumsfest in Dassel mit Festakt in St. Laurentius | 25 Jahre Partnerschaft zu Möckern, Freundschaft zu Dänemark

Dassel. Am Freitagnachmittag wurde mit dem Ministerpräsidenten gefeiert, am Sonnabendvormittag folgte in der Laurentiuskirche in Dassel ein zweiter Festakt, in dem sowohl »700 Jahre Stadtrechte« als auch die Freundschaften zu Möckern und Egedal im Mittelpunkt standen.

Ortsbürgermeisterin Antje Freund würdigte insbesondere die 25-jährige Partnerschaft mit der Stadt Möckern, hier sei eine starke Delegation dabei. Dass es mit der dänischen Kommune Led je-Sm rum beziehungsweise Egedal ein solches Jubiläum leider nicht gebe, erläuterte Bürgermeister Gerhard Melching. Allerdings sei die Freundschaft zu den Menschen nicht untergegangen - Vertreter aus Dänemark waren ebenfalls anwesend.

Städtepartnerschaften seien wichtig. Man lerne voreinander und sehe, dass viele Fragen und Aufgaben identisch seien. Man sehe andere Lösungen und könne Erfahrungen austauschen. An Dänemark begeistere ihn besonders die Gastfreundschaft, und auch die Möglichkeit, Dinge anders zu organisieren, sei faszinierend,
Es sei schön, so Antje Freund, dass beispielsweise die Kleintierzüchter zu Möckern noch guten Kontakt hätten. Für viele Dasselaner sei die Fahrt zum Broilerfest am 3. Oktober wie ein Familientreffen.

Beim Festakt sei ihr bewusst geworden, dass die Beziehungen zu Hildesheim nicht nur darauf beruhten, dass der Hildesheimer Fürstbischof die Dasseler Grafschaft gekauft und der Ortschaft zur Sicherung die Stadtrechte verliehen habe. Die Beziehungen seien über die Grafen von Dassel und insbesondere Rainald von Dassel vertieft worden. Wären weiter Staufer Kaiser gewesen, hätten die Grafen von Dassel einflussreiche Adelige am Hof gestellt - Dassel wäre heute ein wichtiges Zentrum. »Aber Sie kennen ja den Spruch mit der Fahrradkette«, schmunzelte sie, und so sei Dassel vieles erspart geblieben, etwa die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Heute sei es das, was es schon lange sei: ein attraktives Landstädtischen in einer faszinierenden Mittelgebirgslandschaft. In der Randlage zum Solling gebe es Industrie und Gewerbe, und die Menschen seien überwiegend freundlich. Allerdings sähen manche nur das Haar in der Suppe, statt sich über einen vollen Teller und guten Geschmack zu freuen. Antje Freund bat darum, Disharmonien zurückzulassen. Sie freue sich, dass es zur 700-Jahr-Feier so viele Unterstützer gebe.

Die vielen Freiwilligen ermöglichten nicht nur eine schöne Feier, sondern erhielten auch eine sympathische, lebenswerte Stadt. Das Landstädtchen habe es verdient, gefeiert zu werden. Für die Festtage wünsche sie sich nur fröhliche Menschen - notfalls stelle der Bürgermeister eine Fröhlichkeitsbescheinigung aus.
25 Jahre Städtepartnerschaft zu Möckern, das erinnere immer an die Trennung Deutschlands in zwei Staaten und an die Glücksgefühle, als sie überwunden war, sagte Bürgermeister Melching. Wer sich an Besuche in der DDR erinnere, sollte froh sein über Freiheit, Wahlrecht und Mitbestimmung. »Sie können stolz sein, dass Ihnen Hildesheim vor 700 Jahren die Stadtrechte verliehen hat«, gratulierte Möckerns Bürgermeister Frank von Holly. Städte seien gegründet worden als sicherer Ort für die umliegenden Dörfer. Er bedauere, dass heute weniger miteinander gesprochen werde in größeren Orten. In kleineren Gemeinden gebe es mehr Engagement und Ehrenamt. »Ich gratuliere, dass Sie Dassel haben«, fuhr er fort. In Möckern sei man dankbar für die Städtepartnerschaft, die seit 25 Jahren bestehe. Am 9. November 1990 sei er erstmals hier gewesen.

Er sei herzlich empfangen worden, und alles, was er erlebt habe, sei neu gewesen. Dassel habe viel praktische Hilfe beim Aufbau geleistet, von der Bereitstellung eines Unimogs bis zur Ausbildung der Amtsleiter: Ein Jahr lang sei jede Woche ein Kollege aus der Verwaltung nach Dassel gekommen, um sich über Recht und Verwaltung zu informieren. Dassel habe alles dafür übernommen. »Wir haben laufen gelernt.« Das sei, unterstützt durch den damaligen Stadtdirektor Friedel Washausen und Amtsleiter Jürgen Behringer, gelebte Partnerschaft gewesen. Auch an Wilhelm Lambrecht erinnerte er als Motor, der die Partnerschaft gelebt und sie organisiert habe.
Inzwischen sei Dassel sein zweites Zuhause, bekannte von Holly. Er fühle sich hier auch menschlich wohl. Wie sich Möckern entwickelt habe, zeige ein Altenheim. Schlimme Zustände erlebten Renate Klie und Max Schlüter aus Dassel im Dezember 1990 bei ihrem ersten Besuch. Aber soeben sei in der Einrichtung ein neues Bewegungsbad eingerichtet worden, das keine Wünsche offen lasse. Man habe von Fehlern lernen können und gut aufgeholt. Die Sorgen und Nöte seien aber ähnlich, und so habe man sich in Möckern gefreut, als man Schulmöbel für Lüthorst zur Verfügung stellen konnte, nachdem sich die eigenen Schülerzahlen deutlich verringert hätten. Die deutsche Einheit und auch der »Soli« hätten sich gelohnt, so seine Bilanz. »Es geht uns sauwohl«, das sollte man mehr schätzen. Manchmal sei er pfeifend im Rathaus unterwegs, was Verwunderung auslöse. »Ohne Lied ist es auch nicht besser«, halte er dann dagegen.

Die Dasseler lud er ein, die Landschaft um Möckern, den Fläming, touristisch kennenzulernen - deshalb sei er auch in Tracht erschienen, genau wie seine Tochter, die amtierende Fläming-Königin. Auch unter demografischen Gesichtspunkten sei der Besuch sinnvoll: »Unser Berg ist nur 206 Meter hoch«, das sei einfacher, als im Solling zu wandern.
Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit war der stellvertretende Bürgermeister von Egedal in Dänemark, Jens-Jörgen Nygaard, in Dassel. Er freue sich sehr, an der Feier teilzunehmen. 1990 wurde zwischen Dassel und Ledje-Smrum eine Partnerschaft vereinbart. Nach der Kommunalreform in Dänemark wurde sie 2008 zunächst fortgesetzt, inzwischen sei sie aufgekündigt. Er freue sich dass Gerhard Melching seine guten Freunde trotzdem eingeladen habe. Durch die Partnerschaft hätten Bürger, Politiker und Verwaltung viele Einblicke in die Kultur des jeweils anderen Landes erhalten. Man könne in vielen Bereichen auf eine gute Zusammenarbeit zurückblicken, auf Anregungen und Ideen, etwa den Generationen-Spielplatz in Dassel. Er wurde aufgegriffen, und inzwischen gebe es drei davon in Egedal. Über die Partnerschaft seien viele Freundschaften geschlossen worden. Der Zweck, die Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen, habe sich erfüllt. Auch er sprach davon, dass er Dassel als zweite Heimat erlebe, und Bürgermeister Melching gab das Versprechen, die einstige Partnerstadt nie zu vergessen. Vielleicht gelinge es doch, einen formellen Vertrag im Sinne der europäischen Verständigung zu schließen.

Für besondere Leistungen für Dassel konnten schließlich Ehrungen ausgesprochen werden: Adolf Everlien wurde mit dem Ehrenteller für seine stetige Unterstützung bei der Verbesserung des Ortsbildes gedankt. Er sei großzügig, freue sich, anderen eine Freude zu machen, und habe Spaß daran, wenn die Pflanzen ordentlich gepflegt würden. Mit Medaillen der Stadt Dassel wurden Frank von Holly und Jens-Jörgen Nygaard geehrt. Beide hätten sich sehr um die Städtefreundschaften verdient gemacht. Professor Dr. Ludger Kappen, unermüdlich für den Förderverein Grafschaft Dassel, habe die inhaltliche Arbeit für die Festzeitschrift geleistet sowie Texte, die die Stadt Dassel für die Vermarktung des historischen Weserberglandes liefern musste, Er unterstütze die Verwaltung mehr, als man es erwarten dürfe – auch er erhielt eine Medaille.ek

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Dassel grillt mit guter Stimmung an